18.10.2024
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Schleswig-Holsteinisches Oberlandesgericht Urteil21.12.2012

Kein Anspruch auf Rückabwicklung eines Kaufvertrages nach erfolgter ReparaturRücktritt recht­fer­ti­gender Mangel von Zeitpunkt der Rückabwicklung abhängig

Der Käufer eines gebrauchten PKWs hat keinen Anspruch auf Rückabwicklung des Kaufvertrags, wenn er einen Mangel am PKW selbst reparieren lässt und erst anschließend die Rückabwicklung verlangt. Dies hat das Schleswig-Holsteinische Oberlan­des­gericht entschieden.

Dem Fall liegt folgender Sachverhalt zugrunde: Anfang 2011 ersteigerte der Kläger einen 17 Jahre alten PKW Mercedes Benz (Dieselfahrzeug, Kilometerstand 167.000) bei einer Versteigerung auf der eBay-Inter­net­plattform zu einem Preis von 2.411 Euro. Der Verkäufer hatte unter anderem den Wagen damit beworben, dass er "15 Jahre lang im Besitz einer Familie" gewesen sei. Zu dem Fahrzeug gab er Folgendes an: "Vorglühanzeige zeigt defekte Glühkerzen" Weiterhin schrieb er "keine Garantie + keine Rücknahme, da Privatverkauf". Der Kläger stellte nach dem Kauf fest, dass eines der Gewinde für die Glühkerzen am Zylinderkopf fachwidrig aufgebohrt war und ließ diesen Mangel im Februar 2011 für 500 Euro beseitigen. Im Oktober 2011 erklärte er dem Verkäufer, dass er vom Verkauf zurücktrete. Als dieser sich weigerte, den Wagen gegen Rückzahlung des Kaufpreises und Erstattung der Reparaturkosten zurückzunehmen, ging er vor Gericht.

Fahrzeug war zum Zeitpunkt des Verkaufs nicht mangelhaft

Das Schleswig-Holsteinische Oberlan­des­gericht begründete sein Urteil wie folgt: Der Käufer habe keinen Anspruch auf Rückabwicklung des Kaufvertrages. Zum Zeitpunkt seiner Rücktritts­er­klärung im Oktober 2011 war der Kaufgegenstand nicht mangelhaft, weil die Reparatur des Zylinderkopfes bereits erfolgt war. Für die Beurteilung, ob ein den Rücktritt recht­fer­ti­gender Mangel vorliegt, sei auf den Zeitpunkt der Rücktritts­er­klärung abzustellen. Der Käufer verhielte sich widersprüchlich, wenn er den Mangel beseitige und dann den Kaufvertrag wegen eines Mangels rückabwickeln möchte, der nicht mehr vorliegt.

Keine falschen Angaben des Verkäufers

Der Verkäufer habe auch über die Anzahl der Vorbesitzer keine falschen Angaben gemacht, indem er "Familienbesitz" behauptet hat. Die beiden Vorbesitzer innerhalb der ersten 15 Jahre waren Schwiegervater und Schwiegersohn. Es sei noch vertretbar, bei Schwägerschaft in diesem Kernbereich einer Familie von "Familienbesitz" zu sprechen. Der Verkäufer habe nicht ausdrücklich behauptet, dass es sich um seine eigene Familie gehandelt habe. In diesem Sinne sei seine Erklärung auch nicht eindeutig zu verstehen gewesen. Ein Vergleich des Datums der Erstzulassung März 1994 mit dem des Angebots Ende 2010 offenbarte, dass der PKW schon über einen längeren Zeitraum von fast 17 Jahren in Gebrauch war. Damit sei erkennbar gewesen, dass der 15jährige Nutzungs­zeitraum des Famili­en­be­sitzes nicht den ganzen Nutzungs­zeitraum abdeckte. Wenn der Kläger insoweit an genauer Auskunft interessiert gewesen wäre, hätte er nachfragen können.

Verkäufer schloss Gewährleistung im Kaufvertrag wirksam aus

Der Käufer könne auch nicht den Ersatz der Reparaturkosten von über 500 Euro verlangen. Der Verkäufer habe die Gewährleistung im Kaufvertrag wirksam ausgeschlossen und hafte auch nicht aufgrund von arglistigen Verschweigens eines Mangels, so die Richter. Es sei ihm nicht nachzuweisen, dass ihm der Zustand des Glühker­zen­ge­windes bekannt gewesen war. Dieser war ohne Ausbau nicht erkennbar. Der Verkäufer hatte den Wagen von dem Vorbesitzer selbst mit dem Hinweis auf eine "defekte Vorglühanlage" erworben, die die Fahrbe­reit­schaft des Fahrzeugs allerdings nicht hinderte.

Quelle: Schleswig-Holsteinisches Oberlandesgericht/ra-online

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