24.11.2024
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Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg Urteil19.05.2011

Lehrerin auf Fortbil­dungs­ver­an­staltung von "Schulhund" umgerannt – DienstunfallErlittener Unfall im räumlichen Machtbereich des Dienstherrn ist immer als Dienstunfall anzusehen

Wird eine Lehrerin während einer dienstlichen Fortbil­dungs­ver­an­staltung mit so genannten Schulhunden von einem Hund umgerannt, handelt es sich dabei um einen Dienstunfall. Dies entschied der Verwal­tungs­ge­richtshof Baden-Württemberg.

Die Klägerin des zugrunde liegenden Falls, eine Lehrerin an einer Schule für geistig Behinderte, nahm am 24. Januar 2008 an einer regionalen Fortbildung der Fortbil­dungsreihe „Arbeitskreis Schulhund“ mit dem Thema „Stress bei Schulhunden erkennen und richtig damit umgehen“ teil, die in einem Gasthaus in Freiburg stattfand. Die teilnehmenden Lehrerinnen trafen sich mit ihren Schulhunden kurz vor Beginn der Fortbildung auf einer Wiese bei der Gaststätte, wo sie den Hunden die Möglichkeit gaben, sich zu beschnuppern und gemeinsam zu spielen, damit sie sich während des Theorieteils ruhig verhielten. Einer der Hunde rannte der Klägerin dabei direkt in die Kniekehlen und brachte sie zum Fallen. Sie erlitt eine Verrenkung der rechten Kniescheibe und war knapp drei Wochen dienstunfähig krank. Das Regie­rungs­prä­sidium Freiburg lehnte es ab, das Ereignis als Dienstunfall anzuerkennen, weil es nicht während sondern im Vorfeld der Fortbil­dungs­ver­an­staltung stattgefunden habe. Außerdem hätte der Unfall jederzeit auch in einer privaten Alltags­si­tuation passieren können. Das Verwal­tungs­gericht wies die Klage der Lehrerin ab. Mit ihrer Berufung hatte sie beim Verwal­tungs­ge­richtshof Baden-Württemberg dagegen Erfolg.

Kennenlern-Phase der Hunde vor Beginn der „eigentlichen“ Fortbildung ist als Teil der dienstlichen Veranstaltung anzusehen

Eine Beamtin stehe unter dem besonderen Schutz der Unfallfürsorge, wenn sie bestim­mungsgemäß im räumlichen Machtbereich des Dienstherrn Dienst leiste, so der Verwal­tungs­ge­richtshof. Bei einem Unfall, den eine Beamtin im räumlichen Machtbereich des Dienstherrn erleide, handle es sich daher immer um einen Dienstunfall, ohne dass es darauf ankomme, ob die Tätigkeit, bei der sich der Unfall ereigne, dienstlich geprägt sei. Nehme die Beamtin an einer dienstlichen Fortbil­dungs­ver­an­staltung teil, so sei Dienstort für diese Zeit das Gelände, auf dem die Veranstaltung stattfinde. Solle bei einer Fortbildung mit Schulhunden den Tieren auf einer nahegelegenen Wiese Auslauf gewährt werden, sei auch die Wiese in den Dienstort einbezogen. Ein Unfall, der sich bei dieser Gelegenheit ereigne, sei daher als Dienstunfall anzuerkennen. Die Phase des „Kennenlernens“ der Hunde vor Beginn der „eigentlichen“ Fortbildung sei Teil der dienstlichen Veranstaltung gewesen, da die Fortbil­dungs­leiterin hierzu ausdrücklich eingeladen habe, um einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung zu gewährleisten.

Tatsache, dass sich Unfall jederzeit auch in privater Alltags­si­tuation ereignen kann, unerheblich

Der Begriff des Dienstunfalls setze im Übrigen nicht voraus, dass die Beamtin bei ihrer Tätigkeit einer höheren Gefährdung als die übrige Bevölkerung ausgesetzt sei oder sich in dem Körperschaden eine der konkreten dienstlichen Verrichtung innewohnende typische Gefahr realisiere. Es sei daher unerheblich, dass sich der Unfall jederzeit auch in einer privaten Alltags­si­tuation hätte ereignen können.

Quelle: Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg/ra-online

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