21.11.2024
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Verwaltungsgericht Lüneburg Urteil09.08.2013

Keine Geltendmachung von Kosten bei Feuer­wehr­einsatz zur Rettung eines Menschen aus akuter LebensgefahrWeitere Hilfeleistungen nach Abschluss der Lebensrettung kostenpflichtig

Dient ein Teil eines Einsatzes der Freiwilligen Feuerwehr der Rettung eines Menschen aus akuter Lebensgefahr, können dafür keine Kosten geltend gemacht werden. Ist die Lebensrettung jedoch abgeschlossen und sind weitere Hilfeleistungen der Feuerwehr erforderlich, ist der Verursacher des Einsatzes insoweit zahlungs­pflichtig. Dies geht aus einer Entscheidung des Verwal­tungs­ge­richts Lüneburg hervor.

In dem vorzuliegenden Fall kam am Neujahrsmorgen 2012 der Kläger gegen 4.00 Uhr früh mit seinem Pkw nach einer scharfen Rechtskurve von der Fahrbahn ab, durchfuhr zwei Gärten und prallte anschließend gegen eine Hauswand, die dadurch teilweise durchstoßen wurde. Gegen 4.04 Uhr wurden die Freiwilligen Feuerwehren Lübberstedt und Egestorf sowie unmittelbar im Anschluss die Polizei Salzhausen alarmiert. Die Ortswehr Lübberstedt rückte mit einem Tragkraftsprit­zen­fahrzeug (TSF) sowie mit neun Feuerwehrleuten aus. Von der Feuerwehr Egestorf kamen vier Kammeraden mit einem Tanklösch­fahrzeug (TLF 16/25), neun Feuerwehrleute mit einem Lösch­grup­pen­fahrzeug (LF 10/6) sowie drei Kammeraden mit einem Rüstwagen (RW 2), der dem Landkreis Harburg gehört.

Kläger wurde 2,93 g/l Blutalkohol nachgewiesen

Im Laufe des Einsatzes kümmerten sich zunächst fünf Feuerwehrleute um den Kläger, der bewusstlos in seinem völlig zerstörten Fahrzeug eingeklemmt war. Nach ca. 15 Minuten wurde der Kläger an den Notarzt übergeben und mit dem Krankenwagen in das Klinikum Lüneburg verbracht, wo ein Bluta­l­ko­hol­gehalt von 2,93 g/l festgestellt wurde. Die anderen Feuerwehrleute waren mit dem Ausleuchten und Absichern der in einer Kurve gelegenen Einsatzstelle befasst. Nach der Befreiung des Klägers halfen die Feuerwehrleute dem Bergungs­un­ter­nehmen, den Pkw aus der Mauer Richtung Abschleppwagen zu schieben. Zudem waren sie an der zerstörten Hauswand damit befasst, die eingedrückten Wände von innen frei zu räumen, damit Balken und Drehsteifen angesetzt werden konnten.

Kläger reicht Klagen gegen Kostenbescheide ein

Die Klage des Klägers (AZ: 6 A 78/13) richtete sich gegen einen Bescheid der Samtgemeinde Hanstedt vom 4. April 2012, mit der diese gegenüber dem Kläger Kosten für den einein­halb­stündigen Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Hanstedt, Ortswehr Egestorf, i. H. v. 574,14 Euro festsetzt hat.

Eine weitere Klage (6 A 92/12) richtete sich gegen einen Bescheid des Landkreises Harburg vom 10. April 2012, mit dem diese die Kosten für den zweistündigen Einsatz des Rüstwagens i. H. v. 216,78 Euro geltend gemacht hat.

Kostenbescheid für Feuer­wehr­einsatz nur teilweise aufgehoben

In dem Verfahren gegen die Samtgemeinde Hanstedt (6 A 78/12) hat das Verwal­tungs­gericht den Kostenbescheid insofern aufgehoben, als darin Kosten von mehr als 509,51 Euro festgesetzt wurden. Im Übrigen hat das Verwal­tungs­gericht die Klage abgewiesen. Zur Begründung hat es ausgeführt: Soweit der Einsatz der Lebensrettung des Klägers galt, ist dieser nach dem Nieder­säch­sischen Brandschutzgesetz und der einschlägigen Feuer­wehr­kos­ten­satzung der Beklagten unentgeltlich. Anhand der vorgelegten Verwal­tungs­vorgänge, der Stellungnahmen der Beteiligten sowie der Aussagen des Ortbrand­meisters in der mündlichen Verhandlung konnte ermittelt werden, dass fünf Feuerwehrleute 15 Minuten mit der Lebensrettung des Klägers befasst waren. Folglich können die dafür veranschlagten Kosten, einschließlich der anteiligen Kosten des Lösch­grup­pen­fahrzeugs als Transportmittel von insgesamt auf 64,62 Euro, nicht vom Kläger verlangt werden.

Ab Transport in das Krankenhaus wurde der Einsatz kostenpflichtig

Von dem Zeitpunkt, als der Kläger mit dem Krankenwagen abtransportiert worden war, handelte es sich jedoch um einen nach den Nieder­säch­sischen Brand­schutz­gesetz und der Feuer­wehr­kos­ten­satzung kosten­pflichtigen Einsatz, so dass der Kläger die verbleibenden Kosten in Höhe von 509,51 Euro zahlen muss. Soweit der Kläger der Ansicht ist, dass der Einsatz der Ortswehr Egestorf nicht oder nicht im erfolgten Umfang erforderlich gewesen wäre, kann dem nicht gefolgt werden. Bei der ebenfalls anwesenden Freiwilligen Feuerwehr Lüberstedt handelt es sich nur um eine Ortswehr mit Grund­ausstattung, die nicht über die technische und personelle Ausstattung verfügt, die in Fällen wie dem vorliegenden erforderlich ist. Insofern wird die Feuerwehr Egestorf in solchen Fällen - in Übereinstimmung mit den Vorgaben der Ausrückordnung und der Feuer­wehr­ver­ordnung - automatisch dazu alarmiert. Zudem ist nicht erkennbar, dass bereits zum Zeitpunkt der Alarmierung der Feuerwehr Egestorf offensichtlich gewesen wäre, dass die Hinzuziehung einer zweiten Wehr mit entsprechenden Fahrzeugen und entsprechender Ausrüstung nicht erforderlich gewesen wäre. Vielmehr waren alle anwesenden Feuerwehrleute aktiv in die Hilfeleistung involviert.

Kosten des Rüstwagens nicht anfechtbar

In dem Verfahren gegen die Kosten des Rüstwagens (6 A 92/12) hat das Verwal­tungs­gericht die Klage abgewiesen, da der Rüstwagen nicht zur Lebensrettung des Klägers, sondern zu kosten­pflichtigen Hilfeleistung im Unglücksfall eingesetzt wurde und daher aus den gleichen Gründen wie im Verfahren 6 A 78/12 kostenpflichtig ist.

Quelle: Verwaltungsgericht Lüneburg/ra-online

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