18.10.2024
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Sie sehen eine Szene aus einem Krankenhaus, speziell mit einem OP-Saal und einem Arzt im Vordergrund.
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Oberlandesgericht Hamm Urteil29.07.2013

Hausarzt haftet nicht für nicht frühzeitig diagnostizierte Schweinegrippe mit Lungen­ent­zündungOberlan­des­gericht Hamm stellt keine fehlerhafte Behandlung des Hausarztes fest

Ein Facharzt für Allge­mein­medizin haftet nicht, weil er eine Schweinegrippe mit einer Lungen­ent­zündung nicht frühzeitig diagnostiziert und den Patienten deswegen nicht in ein Krankenhaus eingewiesen hat. Das hat das Oberlan­des­gericht Hamm entschieden und damit die erstin­sta­nzliche Entscheidung des Landgerichts Hagen bestätigt.

Dem vorzuliegenden Fall liegt folgender Sachverhalt zugrunde: Der seinerzeit 39jährige Kläger aus Schwerte suchte im November 2009 den beklagten Facharzt für Allge­mein­medizin aus Schwerte auf, um sich wegen hohen Fiebers, Hustens und eines allgemeinen Krank­heits­gefühls behandeln zu lassen. Der Beklagte diagnostizierte eine grippale Atemwegs­in­fektion und eine akute Bronchitis und verordnete Medikamente. In der sich anschließenden Woche stellte sich der Kläger dem Beklagten zwei weitere Male mit zunehmenden Beschwerden vor und erhielt zuletzt ein Antibiotikum und ein Beruhi­gungs­mittel verordnet.

Kläger begehrt 100.000 Euro Schadensersatz aufgrund unzureichender Untersuchung

Am Abend vor der letzten Behandlung durch den Beklagten hatte der Kläger ein Krankenhaus aufgesucht, in dem eine Lungenentzündung diagnostiziert wurde und das er gegen den ärztlichen Rat wieder verlassen hatte. Am Abend nach der letzten Behandlung durch den Beklagten begab sich der Kläger erneut in ein Krankenhaus, wo er notfallmäßig wegen einer Lungen­ent­zündung aufgenommen wurde und wenige Stunden später für die Dauer von dann insgesamt ca. 5 Wochen künstlich beatmet werden musste. In dem Krankenhaus wurde seine Infektion mit dem Schwei­ne­grip­pevirus H1N1 diagnostiziert. Unter Hinweis auf die mehrmonatige Krankenhaus- und Rehabi­li­ta­ti­o­ns­be­handlung (bis Ende März 2010) und erlittene neurologische Ausfälle hat der Kläger vom Beklagten Schadensersatz verlangt, insbesondere ein Schmerzensgeld von mindestens 100.000 Euro. Er hat gemeint, der Beklagte habe ihn unzureichend untersucht, fehlerhaft medikamentiert und eine rechtzeitige Kranken­haus­ein­weisung versäumt.

OLG Hamm: Einnahme der verordneten Medikamente hat zu keinem Schaden geführt

Das Schaden­s­er­satz­be­gehren des Klägers ist erfolglos geblieben. Das Oberlan­des­gericht Hamm konnte keine fehlerhafte Behandlung des Klägers durch den Beklagten feststellen. Beim ersten Besuch habe der Beklagte den Kläger ausreichend untersucht und richtig behandelt. Aufgrund der erhobenen Befunde habe er keine Schweinegrippe oder Lungen­ent­zündung diagnostizieren können. Auch bei der zweiten Behandlung habe der Beklagte keine diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen versäumt. Dass beim Kläger zum Zeitpunkt der dritten Behandlung ein Zustand vorgelegen habe, der seine sofortige Einweisung in ein Krankenhaus erforderlich gemacht hätte, sei ebenfalls nicht feststellbar. Lungen­ent­zün­dungen, bei denen keine zunehmende Atem- oder Luftnot bestehe, würden in der Regel zu Hause behandelt. Der im Prozess gehörte medizinische Sachverständige habe den Behand­lungs­un­terlagen entnommen, dass die maßgebliche, eine stationäre Behandlung notwendig machende Verschlech­terung des Gesund­heits­zu­standes des Klägers erst am Abend dieses Tages eingetreten sei. So sei auch die künstliche Beatmung des Klägers erst nach mehreren Stunden seines Kranken­haus­auf­ent­haltes für erforderlich gehalten worden. Schließlich sei der Kläger vom Beklagten auch nicht falsch medikamentiert worden. Durch die Einnahme der verordneten Medikamente sei dem Kläger jedenfalls kein Schaden entstanden.

Quelle: Oberlandesgericht Hamm/ra-online

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