01.11.2024
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Finanzgericht Rheinland-Pfalz Urteil20.05.2014

Schön­heits­ope­ration ist nicht steuerlich absetzbarOpera­ti­o­ns­kosten für Bruststraffung und Brust­ver­klei­nerung stellen keine außer­ge­wöhn­lichen Belastungen dar

Das Finanzgericht Rheinland-Pfalz hat entschieden, dass Opera­ti­o­ns­kosten für eine Bruststraffung und Brust­ver­klei­nerung keine sogenannten außer­ge­wöhn­lichen Belastungen darstellen und daher auch nicht steuerlich berücksichtigt werden können.

Die Kläger des zugrunde liegenden Verfahrens machten in ihrer Einkom­men­steu­e­r­er­klärung für das Jahr 2011 Opera­ti­o­ns­kosten (rund 4.600 Euro) für eine Bruststraffung und Brustverkleinerung bei ihrer damals 20-jährigen Tochter als außer­ge­wöhnliche Belastungen geltend. Sie legten ein ärztliches Attest der Frauenärztin vor, mit dem die Tochter seinerzeit die Kostenübernahme bei ihrer Krankenkasse beantragt hatte. In diesem Attest wird bescheinigt, dass die deutliche Ungleichheit der Brüste bei der Tochter der Kläger zu einer gravierenden psycho­so­ma­tischen Belastung mit Störungen des Körperbildes und des Selbst­wert­gefühls führe. Sie sei stark gehemmt mit depressiven Zügen. Es komme zu großen Problemen in der Partnerschaft und einer Störung des Sexuallebens.

Gutachten des Medizinischen Dienstes sieht keine Recht­fer­ti­gungs­gründe für Kostenübernahme

Die Krankenkasse hatte allerdings ein Gutachten des Medizinischen Dienstes eingeholt, der zu dem Ergebnis gekommen war, dass die Beein­träch­ti­gungen keinen Krankheitswert besäßen, der eine Kostenübernahme rechtfertige. Ein solcher Krankheitswert sei nur dann gegeben, wenn der Betroffene in seiner Körperfunktion beeinträchtigt werde oder an einer Abweichung vom Regelfall leide, die entstellend wirke. Die hierfür erforderliche objektive erhebliche, die Reaktion von Mitmenschen hervorrufende Auffälligkeit sei hier nicht gegeben.

Finanzamt lehnte Berück­sich­tigung geltend gemachter Kosten ab

Das beklagte Finanzamt lehnte daher eine Berück­sich­tigung der geltend gemachten Opera­ti­o­ns­kosten ab, weil die medizinische Indikation für den Eingriff nicht nachgewiesen sei. Mit der dagegen erhobenen Klage machten die Kläger geltend, es habe sich nicht um eine Schönheitsoperation gehandelt, denn wenn der Eingriff nicht durchgeführt worden wäre, hätte eine langfristige psychologische Behandlung mit nicht unerheblichen Kosten, allerdings fraglichem Behand­lungs­erfolg, durchgeführt werden müssen.

Vorbeugende Aufwendungen können nicht abzugsfähigen Kosten der Lebenshaltung zurechnet werden

Die Klage blieb ohne Erfolg. Auch das Finanzgericht Rheinland-Pfalz kam in seinem Urteil zu dem Ergebnis, dass die Opera­ti­o­ns­kosten nicht als außer­ge­wöhnliche Belastung qualifiziert werden könnten. Vorbeugende Aufwendungen beruhten auf einer freien Willen­s­ent­schließung und seien deshalb den nicht abzugsfähigen Kosten der Lebenshaltung zuzurechnen, so das Gericht. Nur bei Beschwerden mit Krankheitswert komme eine Berück­sich­tigung der Behand­lungs­kosten in Betracht. Nach der Rechtsprechung der Sozialgerichte liege ein solcher Krankheitswert in Fällen der vorliegenden Art nur unter folgenden Voraussetzungen vor. Die Betroffene müsse in ihren Körper­funk­tionen beeinträchtigt sein oder an einer Abweichung vom Regelfall leiden, die entstellend wirke. Eine entstellende Wirkung sei gegeben, wenn es sich objektiv um eine erhebliche Auffälligkeit handele, die nahe liegende Reaktionen der Mitmenschen wie Neugier oder Betroffenheit und damit zugleich erwarten lasse, dass die Betroffene ständig viele Blicke auf sich ziehe, zum Objekt besonderer Beachtung anderer werde und sich deshalb aus dem Leben in der Gemeinschaft zurückzuziehen und zu vereinsamen drohe, so dass die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft gefährdet sei. Die körperliche Auffälligkeit müsse dabei in einer solchen Ausprägung vorhanden sein, dass sie sich schon bei flüchtiger Begegnung in alltäglichen Situationen quasi "im Vorbeigehen" bemerkbar mache und regelmäßig zur Fixierung des Interesses anderer auf den Betroffenen führe.

Keine Beschwerden mit Krankheitswert feststellbar

Diese Grundsätze seien nach Auffassung des Finanzgerichts auch steuerrechtlich maßgeblich. Deshalb könne dem auch aus Sicht des Gerichts schlüssigen und nachvoll­ziehbaren Gutachten des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen gefolgt werden, wonach keine Beschwerden mit Krankheitswert festzustellen seien. Aus diesem Grund seien auch etwaige psychische Belastungen bzw. Folgen mit den Mitteln der Psychotherapie zu lindern und rechtfertigten keine Operation. Dass eine psycho­the­ra­peu­tische Behandlung möglicherweise ähnlich hohe Kosten zur Folge haben könne, sei nach der Rechtsprechung des Bundes­so­zi­al­ge­richts unerheblich.

Quelle: Finanzgericht Rheinland-Pfalz/ra-online

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