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Bundessozialgericht Urteil23.01.2018

Schüler sind auch bei schulisch veranlassten Gruppenarbeiten unfall­ver­sichertVersi­che­rungs­schutz für Schüler allgemein- oder berufsbildender Schulen gilt auch für schulisch initiierte Gruppenarbeiten außerhalb des Schulgeländes nach Unter­richts­schluss

Das Bundes­so­zi­al­gericht hat entschieden, dass ein Schüler, der im Rahmen einer schulischen Projektarbeit stürzt und danach auf einen Rollstuhl angewiesen ist, einen Unfall erlitten hat, den die Landes­un­fa­llkasse entschädigen muss. Auch während schulisch initiierter Gruppenarbeiten, die außerhalb des Schulgeländes nach Unter­richts­schluss stattfinden, sind Schüler allgemein- oder berufsbildender Schulen folglich kraft Gesetzes unfall­ver­sichert.

Der Schüler des zugrunde liegenden Verfahrens sollte im Musikunterricht gemeinsam mit drei Mitschülern einen Videoclip erstellen. Da die Gruppe im Unterricht mit dem Clip nicht fertig wurde, traf sie sich zu den Dreharbeiten mit Billigung der Musiklehrerin nach Unterrichtsschluss im häuslichen Bereich eines Mitschülers. Bei den Dreharbeiten kam es in der Gruppe zum Streit, so dass der klagende Schüler auf dem Heimweg von einem der Klassen­ka­meraden erheblich verletzt wurde. Die beklagte Unfallkasse lehnte es ab, Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung zu gewähren, weil es sich bei den Dreharbeiten um Hausaufgaben gehandelt habe, die grundsätzlich in den Verant­wor­tungs­bereich der Eltern fielen.

Fertigstellung einer von Pädagogen initiierten Gruppenarbeit außerhalb des Schulgeländes ist nicht als "Hausarbeit" anzusehen

Das Bundes­so­zi­al­gericht - wie schon die Vorinstanz - widersprach dieser Auffassung. Zwar hielt das Bundes­so­zi­al­gericht an seiner Rechtsprechung fest, dass kein Versi­che­rungs­schutz bestehe, wenn Schüler ihre Hausaufgaben im Selbststudium zu Hause erledigten. Es liege jedoch keine "Hausaufgabe" mehr vor, wenn Lehrkräfte Schülergruppen aus pädagogischen oder organi­sa­to­rischen Gründen zusammenstellen und mit einer Aufgabe betrauen, die die Gruppe außerhalb der Schule selbst­or­ga­nisiert lösen solle. Dann setze sich der Schulbesuch in der Gruppe fort, in der neben fachlichen zugleich auch soziale und affektive Kompetenzen untereinander vermittelt und eingeübt werden sollen. Während schulisch veranlasster Gruppenarbeiten fände laut Gericht für jedes Gruppenmitglied "Schule" und damit ein "Schulbesuch" ausnahmsweise an dem Ort und zu dem Zeitpunkt statt, an dem sich die Gruppe zur Durchführung der Projektarbeit treffe. Denn bei solchen Gruppenarbeiten würden Schüler zur Verwirklichung staatlicher Bildungs- und Erziehungsziele füreinander "in Dienst genommen", was ihren Unfallversicherungsschutz bei gleichzeitiger Haftungs­frei­stellung der Mitschüler erfordere und rechtfertige. Dies gelte umso mehr als das Unfallgeschehen durch einen jugendtypischen Gruppenprozess ausgelöst worden sei, dessen Ursache letztlich in der Zusam­men­stellung der Gruppe durch die Lehrkraft gelegen habe, so das Gericht.

Unfall des Schülers von Wegeun­fa­ll­ver­si­cherung erfasst

Als Teil des "Filmteams", das die Musiklehrerin im Unterricht aus Schülern zusam­men­ge­stellt hatte, habe der klagende Schüler als "Schauspieler" am Drehort für die Erstellung des Videoclips versicherte Tätigkeiten im Rahmen eines projekt­be­zogenen Schulbesuchs verrichtet. Damit sei der sich anschließende Heimweg ebenfalls versichert, und der Schüler habe einen von der Wegeun­fa­ll­ver­si­cherung erfassten Schülerunfall erlitten.

Quelle: Bundessozialgericht/ra-online

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