21.11.2024
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Amtsgericht München Urteil06.02.2009

AG München zur Minderung des Reisepreises bei verspätet ankommendem GepäckSchadensersatz wegen entgangener Urlaubsfreude nicht möglich

Wenn Reisegepäck erst verspätet auf einem Kreuz­fahrt­schiff ankommt, kann der Reisepreis pro Reisetag um 30 Prozent gemindert werden. Dies entschied das Amtsgericht München.

Ein Ehepaar buchte bei einem Reise­un­ter­nehmen eine Mittel­meer­kreuzfahrt in der Zeit vom 29.12.2007 bis 9.1.2008 zu einem Gesamtpreis von 1280 Euro pro Person. Als sie am Anreisetag bei der Anlegestelle des Schiffes in Genua ankamen, stellten sie fest, dass ihre Koffer, die sie am Flughafen aufgegeben hatten, nicht eingetroffen waren. Erst am 2.1.08 bekamen sie ihre Koffer mit Inhalt zurück.

Teilnahme an Veranstaltung mangels passender Kleidung nicht möglich

Wegen dieser Beein­träch­tigung minderten die Reisenden den Reisepreis für die 5 Tage um jeweils 90 Prozent und verlangten darüber hinaus Schadensersatz für entgangenen Urlaubsgenuss. Schließlich hätten sie die ganzen 5 Tage nur das anzuziehen gehabt, was sie am Tage der Anreise getragen hätten. Damit hätten sie an den Galaabendessen, den Theater- und Tanzver­an­stal­tungen nicht teilnehmen können. Auf Grund ihrer Kleidung hätten sie sich so erheblich von den übrigen Reise­teil­nehmern abgehoben, dass die Teilnahme an den Veranstaltungen eine Art Spieß­ru­ten­laufen gewesen wäre. Daher hätten sie teilweise davon Abstand genommen. Außerdem hätte ihnen auch Sportkleidung für den Fitnessraum und die Sportprogramme gefehlt. Auch wären Hygiene- und Kosmetikartikel, Sonnenschutz sowie der Fotoapparat im Koffer gewesen. An Bord habe man zwar Kleidung kaufen können, allerdings nur T-Shirts, Herrenhemden, Unterwäsche und Sandaletten. Nachdem die Kleidung täglich gewaschen werden musste, seien sie auch immer wieder an die Kabine gefesselt gewesen. Auf Grund dessen habe auch eine Art Depression bei ihnen geherrscht, die Schadensersatz wegen entgangener Urlaubsfreude rechtfertige.

Reisunternehmen hält Schaden­s­er­satz­for­derung für nicht gerechtfertigt

Das Reise­un­ter­nehmen weigerte sich zu bezahlen. Die Reisenden hätten Ersatzkäufe tätigen können. Eine derartige Reiseminderung oder ein Schadensersatz sei nicht gerechtfertigt.

Der zuständige Richter beim AG München gab dem Ehepaar nur zu einem Teil Recht.

Mehr als 30 % Preisminderung nicht gerechtfertigt

Das Fehlen der Koffer stelle zwar eine Beein­träch­tigung der Reise dar. Da aber die vielfältigen Leistungen der Reise durchaus auch mit dieser Kleidung (und der gekauften Ersatzkleidung) wahrgenommen werden hätten können und auch zum Teil wahrgenommen wurden, erscheine eine Minderung, die über 30 Prozent hinausgehe, nicht gerechtfertigt. Deshalb könne auch kein Schadensersatz wegen entgangener Urlaubsfreude zugesprochen werden.

Quelle: ra-online, Pressemitteilung des AG München vom 27.07.2009

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