21.11.2024
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Verwaltungsgericht Koblenz Urteil08.10.2013

Entlassung eines Soldaten in der Probezeit wegen angeblich fehlender charakterlicher Eignung rechtswidrigKrankmeldungen und herablassendes Verhalten gegenüber der Disziplinar­vorgesetzten für Entlassung nicht ausreichend

Das Verwal­tungs­gericht Koblenz hat entschieden, dass Krankmeldungen eines Soldaten in der Probezeit und ein angeblich herablassendes Verhalten gegenüber der Disziplinar­vorgesetzten zwar durchaus Anlass für erzieherische oder auch disziplinare Maßnahmen geben, diese Verhal­tens­weisen jedoch nicht für eine Entlassung ausreichen oder auf eine grundsätzliche fehlende charakterliche Eignung schließen lassen.

Der Kläger des zugrunde liegenden Streitfalls wurde 2008 bei der Bundeswehr als Anwärter für die Laufbahn der Feldwebel des Truppendienstes eingestellt und in der Folgezeit für das von ihm ausgeübte Amt außergewöhnlich gut beurteilt.

Bundeswehr entlässt Soldaten wegen eines angeblich grundsätzlich charakterlichen Mangels

Im Dezember 2010 verhängte die Bundeswehr gegen den Soldaten nach einem Unfall, bei dem er ohne Befugnis ein Bundes­wehr­fahrzeug steuerte, eine Disziplinarbuße von 1.000 Euro. Im Oktober 2011 beantragte der Soldat dann wegen persönlicher Umstände seine Versetzung von Idar-Oberstein nach Berlin. Seine Stamm­dienst­stelle lehnte dies ab. In der Folgezeit kam es u. a. im Zusammenhang mit einem Erholungsurlaub des Klägers während einer grundsätzlichen Urlaubssperre, einer Krankschreibung während eines Aufenthalts des Klägers in Berlin und der angeblichen Übernachtung seiner Lebensgefährtin - einer in Berlin stationierten Soldatin - im Kasernengebäude zwischen dem Kläger und seiner unmittelbaren Diszi­pli­na­r­vor­ge­setzten zu Unstimmigkeiten und Ausein­an­der­set­zungen, bei denen sich der Kläger unangemessen verhalten haben soll. Daraufhin entließ die zuständige Stelle der Bundeswehr den Kläger gegen seinen Willen aus dem Solda­ten­ver­hältnis und bewertete dabei dessen wiederholtes Fehlverhalten als Ausdruck eines grundsätzlichen charakterlichen Mangels. Hiermit war der Soldat nicht einverstanden und erhob Klage.

Aus Krankmeldungen darf nicht fehlende charakterliche Eignung geschlossen werden

Die Klage war vor dem Verwal­tungs­gericht Koblenz erfolgreich. Die Entlassung, so die Richter, finde ihre Rechtsgrundlage nicht in den einschlägigen solda­ten­recht­lichen Bestimmungen. Danach könne ein Soldat auf Zeit in den ersten vier Jahren seiner Dienstzeit entlassen werden, wenn er die Anforderungen, die an ihn in seiner Laufbahn zu stellen seien, nicht mehr erfülle. Hierzu gehöre auch die charakterliche Eignung. Bei der Beurteilung stehe den Dienst­vor­ge­setzten zwar ein Beurtei­lungs­spielraum zu. Jedoch sei die Entscheidung gleichwohl fehlerhaft. Die Stamm­dienst­stelle habe den Sachverhalt im Hinblick auf nicht gemeldete Übernachtungen der Lebensgefährtin des Klägers in der Kaserne nicht hinreichend aufgeklärt. Nicht nachvollziehbar sei ferner, warum aus Krankmeldungen des Klägers auf eine fehlende charakterliche Eignung geschlossen worden sei. Das angeblich herablassende Verhalten des Klägers gegenüber seiner Diszi­pli­na­r­vor­ge­setzten reiche für eine Entlassung ebenfalls nicht aus.

Verhalten des Klägers hätte erzieherischer oder disziplinarer Maßnahmen bedurft

Auch wenn das Verhalten des Klägers durchaus Anlass für erzieherische oder auch disziplinare Maßnahmen gewesen sein könnte, rechtfertige das Geschehen nicht die Prognose, bei entsprechenden Maßnahmen sei eine Änderung des Verhaltens des Klägers in der Zukunft nicht zu erwarten. Da die Stamm­dienst­stelle der Bundeswehr auch den ihr zustehenden Ermes­sens­spielraum verkannt habe, sei der Klage des Soldaten stattzugeben gewesen.

Quelle: Verwaltungsgericht Koblenz/ra-online

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