18.10.2024
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Dokument-Nr. 12354

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Verwaltungsgericht Koblenz Urteil21.09.2011

Private Telefonate mit einem Diensthandy – Bundeswehr darf Übernahme einer Zeitsoldatin als Berufssoldatin verweigernSoldatin muss erforderliche charakterliche Eignung zur Erfüllung ihrer Dienstpflichten besitzen

Die Bundeswehr kann einer Zeitsoldatin, die trotz entge­gen­ste­hender dienstlicher Weisungen über einen längeren Zeitraum hinweg ihr Diensthandy in einer vielzahl von Fällen zu Privat­ge­sprächen missbraucht, trotz ansonsten hervorragender dienstlicher Leistungen und nachträglichem Einsatz der die unzulässige Nutzung entstandenen Kosten die Übernahme als Berufssoldatin versagen. Dies entschied das Verwal­tungs­gericht Koblenz.

Im zugrunde liegenden Streitfall war der Klägerin, einer Soldatin auf zeit im Range eines Oberfeldwebels, von der Bundeswehr zu dienstlichen Zwecken ein Mobiltelefon überlassen worden. Dieses nutzte sie, obwohl per schriftlicher Dienstanweisung ausdrücklich untersagt, zwischen September 2006 und März 2007 in mehr als 100 Fällen für private Telefonate. Nachdem sie im März 2007 mit dem Sachverhalt konfrontiert worden war, räumte die Klägerin sofort ein, private Gespräche mit dem Diensthandy geführt zu haben. Aufgrund der Auskunft eines Kameraden sei sie dabei aber irrtümlich davon ausgegangen, dass für den Anschluss ein Pauschalentgeld vereinbart sei und dem Dienstherrn so durch die Privatgespräche verauslagten Entgelte zahlte die Klägerin 782,48 €. Das gegen die Klägerin eingeleitete Strafverfahren wurde vom Amtsgericht wegen Geringfügigkeit eingestellt. Im Diszi­pli­na­r­ver­fahren verhängte das Truppen­dienst­gericht im März 2010 ein Beför­de­rungs­verbot für die Dauer von 15 Monaten. Die Klägerin habe vorsätzlich gegen die Weisung, das Diensthandy ausschließlich zu dienstlichen Zwecken zu nutzen, verstoßen. Hinsichtlich des entstandenen Schadens habe sie grob fahrlässig gehandelt, da es sehr leichtfertig gewesen sei, allein aufgrund der mündlichen Auskunft eines Kameraden darauf zu vertrauen, dass für das Diensthandy eine Flatrate vereinbart sei.

Soldatin trotz bisheriger guter dienstlicher Leistungen charakterlich nicht für Übernahme als Berufssoldatin geeignet

Im November 2009 beantragte die Klägerin, ihr Dienst­ver­hältnis in das einer Berufssoldatin umzuwandeln. Die Stamm­dienst­stelle der Bundeswehr lehnte den Antrag im September 2011 ab. Aufgrund der Eigenart und Schwere des von ihr begangenen Dienstvergehens sei die KIägerin auch unter Würdigung ihrer bisherigen sehr guten dienstlichen Leistungen charakterlich nicht für eine Übernahme als Berufssoldatin geeignet.

Klage der Soldatin vor dem Verwal­tungs­gericht Koblenz erfolglos

Die gegen die Ablehnung nach erfolglosem Beschwer­de­ver­fahren beim Verwal­tungs­gericht Koblenz erhobene Klage hatte keinen Erfolg.

Dienstherr muss von Soldaten jederzeitige Erfüllung der Dienstpflichten erwarten können

Für die Ernennung zum Berufssoldaten, so das Gericht, verlange das Soldatengesetz unter anderem, dass die Bewerberin oder der Bewerber die zur Erfüllung der Aufgaben als Soldat erforderliche charakterliche Eignung besitze. Bei der Prüfung, ob dies der Fall sei, stehe dem Dienstherrn ein Beurtei­lungs­spielraum zu. Das Gericht könne die Entscheidung nur eingeschränkt darauf hin überprüfen, ob die zuständige Stelle den anzuwendenden Begriff oder den gesetzlichen Rahmen, innerhalb dessen sie sich bewegen könne, verkannt habe, ob sie von einem unrichtigen Sachverhalt ausgegangen sei, allgemein gültige Bewer­tungs­maßstäbe nicht beachtet, sachfremde Erwägungen angestellt oder gegen Verfah­rens­vor­schriften verstoßen habe. Derartige Fehler seien hier nicht festzustellen. Zur charakterlichen Eignung gehöre jedenfalls und elementar, dass der Dienstherr von Soldaten die jederzeitige Erfüllung ihrer Dienstpflichten erwarten könne. Dabei sei insbesondere auch zu berücksichtigen, dass die Feststellung der Eignung sich nicht allein auf den IST-Zustand zum Zeitpunkt der Bewertung stütze, sondern weitergehend eine Progno­se­ent­scheidung dahingehend verlange, ob der oder die Betroffene den entsprechenden Anforderungen auch in Zukunft gerecht werde. Wenn die Beklagte dies im vorliegenden Fall unter Berufung darauf für nicht gewährleistet halte, dass die Klägerin das ihr zu dienstlichen Zwecken anvertraute Mobiltelefon über einen längeren Zeitraum hinweg unbeeindruckt von einer klar entge­gen­ste­henden dienstlichen Weisung vorsätzlich zu einer Vielzahl privater Anrufe benutzt habe, so sei dies - auch vor dem Hintergrund der guten dienstlichen Beurteilungen der Klägerin - gerichtlich nicht zu beanstanden.

Quelle: Verwaltungsgericht Koblenz/ra-online

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