18.10.2024
18.10.2024  
Sie sehen die Außenfassade einer Niederlassung des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) mit dem Bundesadler und passendem Schriftzug der Behörde.
ergänzende Informationen

Verwaltungsgericht Hannover Urteil09.07.2020

Keine Abschiebung für afghanischen Staats­an­ge­hörigen aus humanitären GründenKläger beruft erfolgreich auf die Europäische Menschen­rechts­konvention

Die Klage eines afghanischen Asylan­trag­stellers hatte teilweise Erfolg. Das Gericht hat entschieden, dass für den Kläger ein Abschie­bungs­verbot hinsichtlich Afghanistans vorliegt.

Der im Jahre 2000 geborene afghanische Staatsangehörige wuchs im Iran auf. 2016 reiste er in die Bundesrepublik ein und stellte einen Asylantrag. Gegen den ablehnenden Bescheid hat er im Oktober 2017 Klage erhoben.

OVG: Reale Gefahr fürs Leben begründet Anspruch auf Abschiebeschutz

Das Gericht geht davon aus, dass die Europäische Menschenrechtskonvention einer Abschiebung des Klägers nach Afghanistan entgegensteht. Angesichts der weiteren Verschlech­te­rungen der Situation in der jüngeren Vergangenheit in Afghanistan lägen so außergewöhnlich schlechte humanitäre Bedingungen vor, dass ausnahmsweise auch für einen alleinstehenden, gesunden und arbeitsfähigen jungen Mann wie den Kläger eine reale Gefahr bestehe, dass er weder in Kabul noch an anderen Orten in Afghanistan in der Lage sein werde, auf legalem Wege seine elementarsten Bedürfnisse nach Nahrung und Unterkunft zu befriedigen. Es fehle ihm sowohl an einem leistungs­fähigen und -bereiten Netzwerk in Afghanistan als auch an nachhaltiger Unterstützung aus dem Ausland oder einem nennenswerten Vermögen. Der Arbeitsmarkt für Tagelöhner, auf den der Kläger deshalb angewiesen wäre, habe bereits vor dem Ausbruch von COVID-19 massiv unter Druck gestanden, weil in den vergangenen Jahren insgesamt mehrere Millionen Personen aus dem Iran und Pakistan zurückgekehrt oder in Afghanistan zu Binnen­ver­triebenen geworden seien. Durch die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Pandemie sei der Tagelöh­ner­a­r­beitsmarkt zudem stark eingebrochen, während die Kosten für Lebensmittel deutlich gestiegen seien.

Klage auf Flücht­lings­schutz zurückgenommen

Der Kläger begehrte zunächst auch Flüchtlingsschutz und berief sich auf die Gefahren, die für ihn als "verwestlichte" Person ohne Bezug zu Afghanistan dort drohten. Im Rahmen der mündlichen Verhandlung nahm der Kläger insoweit seine Klage zurück.

Quelle: Verwaltungsgericht Hannover, ra-online (pm/ku)

Urteile sind im Originaltext meist sehr umfangreich und kompliziert formuliert. Damit sie auch für Nichtjuristen verständlich werden, fasst urteile.news alle Entscheidungen auf die wesentlichen Kernaussagen zusammen. Wenn Sie den vollständigen Urteilstext benötigen, können Sie diesen beim jeweiligen Gericht anfordern.

Wenn Sie einen Link auf diese Entscheidung setzen möchten, empfehlen wir Ihnen folgende Adresse zu verwenden: https://urteile.news/Urteil28944

Bitte beachten Sie, dass im Gegensatz zum Verlinken für das Kopieren einzelner Inhalte eine explizite Genehmigung der ra-online GmbH erforderlich ist.

Die Redaktion von urteile.news arbeitet mit größter Sorgfalt bei der Zusammenstellung von interessanten Urteilsmeldungen. Dennoch kann keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit der über uns verbreiteten Inhalte gegeben werden. Insbesondere kann urteile.news nicht die Rechtsberatung durch eine Rechtsanwältin oder einen Rechtsanwalt in einem konkreten Fall ersetzen.

Bei technischen Problemen kontaktieren Sie uns bitte über dieses Formular.

VILI