03.12.2024
03.12.2024  
Sie sehen ein Gebäude, welches gerade abgerissen wird.
ergänzende Informationen

Verwaltungsgericht Ansbach Urteil25.06.2013

Nürnberg: Nachbarklage gegen Moscheeneubau erfolglosNachbar­schüt­zendes Rücksicht­nah­megebot durch Bauvorhaben nicht verletzt

Das Verwal­tungs­gericht Ansbach hat die Klage eines Nachbarn gegen den Neubau einer Moschee für die örtliche Gemeinde der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Nürnberg abgewiesen. Das Gericht verneinte eine Verletzung des nachbar­schüt­zenden Rück­sicht­nahme­gebots durch das Bauvorhaben, da durch vorgenommene Regelungen zum Lärmschutz weder mit unzumutbarem Lärm zu rechnen noch ein größerer Besucherverkehr als durch die örtliche Gemeinde zu erwarten sei.

Die Kläger des zugrunde liegenden Falls sind Eigentümer von Eigen­tums­woh­nungen in einem dem Baugrundstück benachbarten Gebäude. Ihre Klagen richteten sich gegen die von der Stadt Nürnberg erteilte Baugenehmigung für die Errichtung einer Moschee einschließlich eines "Minaretts mit symbolischer Bedeutung", d.h. es geht weder ein Gebetsruf von ihm aus noch werden dort Lautsprecher angebracht.

Anwohner rügen aufgrund des konkreten Ausmaßes des Bauvorhabens Verletzung des Gebots der Rücksichtnahme

Mit ihren Klagen machten sie im Wesentlichen geltend, dass das Vorhaben am gewählten Standort zwar generell zulässig sei, in seiner konkreten Ausgestaltung aber das Gebot der Rücksichtnahme verletze. Die Moschee habe tatsächlich einen weitaus größeren Einzugsbereich als angegeben, daher sei mit einem erheblichen Besucherverkehr mit dem Auto zu rechnen. Die in der Baugenehmigung von der Stadt geforderten Stellplätze seien bei weitem nicht ausreichend. Der zu erwartende Verkehr führe zu unzumutbaren Belästigungen, da auch in den angrenzenden Straßen keine ausreichenden Stellplätze vorhanden seien. Die im Verfahren vorgelegte Schall­tech­nische Stellungnahme gehe ebenfalls von zu wenigen Stellplätzen aus, außerdem würden die für den an- und abfließenden Verkehr notwendigen Wendemanöver nicht berücksichtigt. Und schließlich sei die Erschließung mit Frischwasser, Gas und dem Abwasserkanal nicht gesichert.

Gericht erlässt Ergän­zungs­be­scheid zur Baugenehmigung über Betrie­bs­be­schreibung und Lärmschutz

Das Verwal­tungs­gericht Ansbach hatte in beiden Verfahren bereits im November 2012 einen Erörte­rungs­termin durchgeführt. Dieser führte dazu, dass weitere Nachbarn, die zunächst ebenfalls geklagt hatten, diese für erledigt erklärten, nachdem der Vertreter der Ahmadiyya-Gemeinde im Erörte­rungs­termin eine ausführliche Betrie­bs­be­schreibung der Moschee zu Protokoll gegeben hatte, aus der hervorging, dass die Moschee allein der örtlichen Gemeinde diene, Lautspre­cher­anlagen nach außen nicht verwendet würden und die Betriebszeiten sowie die Art und Weise der Nutzung genauer eingegrenzt wurden. Die Stadt Nürnberg erließ daraufhin am 28. März 2013 einen Ergän­zungs­be­scheid, der diese Betrie­bs­be­schreibung zum Bestandteil der Baugenehmigung machte und weitere, den Lärmschutz der Anwohner betreffende Auflagen betraf.

Moscheeneubau in Mischgebiet grundsätzlich zulässig

In der mündlichen Verhandlung ging das Verwal­tungs­gericht ausführlich auf die von den Klägern vorgetragenen Argumente ein. Sie führte aus, dass die Klage eines Nachbarn gegen eine Baugenehmigung nur erfolgreich sein könne, wenn diese rechtswidrig sei und zugleich gerade den Nachbarn schützende Belange verletze. Das Vorhaben befinde sich in einer Gegend, die baupla­nungs­rechtlich als Mischgebiet anzusehen sei. Darin seien nach den maßgeblichen Vorschriften "Anlagen für kirchliche Zwecke", worunter auch Moscheen fallen, grundsätzlich zulässig. Das nachbar­schützende Rücksicht­nah­megebot sei im konkreten Fall nicht verletzt. Aufgrund der insbesondere im Ergän­zungs­be­scheid vorgenommenen Regelungen zum Lärmschutz sei nicht mit unzumutbarem Lärm zu rechnen. Ein größerer Besucherverkehr als durch die örtliche Gemeinde sei nicht zu erwarten. Die Stell­platz­be­rechnung und die schall­tech­nische Prognose seien daher ebenfalls nicht zu beanstanden. Im Übrigen sei die Festsetzung der Zahl der notwendigen Stellplätze nach der Rechtsprechung nicht drittschützend, die Kläger könnten sich daher nicht darauf berufen.

Beanstandete fehlende Erschließung führt zu keiner unzumutbaren Belastung der Kläger

Soweit die fehlende Erschließung beanstandet wurde führte das Gericht aus, dass dies nur dann drittschützend wäre, wenn die Kläger aufgrund dieses Umstands befürchten müssten, einem Notwegerecht bzw. einem Notlei­tungsrecht ausgesetzt zu sein, und dies zu für sie unzumutbaren Bedingungen führen würde. Solche konnte das Gericht nicht erkennen, nachdem die Conradtystraße, wie die Stadt Nürnberg belegen konnte, als öffentliche Straße gewidmet ist. Aber auch für einen Frischwasser- und einen Kanalanschluss bestehe eine Möglichkeit in der Conradtystraße. Was den Anschluss an die Gasversorgung angehe, so stelle sich schon die Frage, ob dieser unbedingt notwendig sei, schließlich könne die Versorgung mit Heizmaterialien auch anderweitig erfolgen. Aber jedenfalls sei nicht ersichtlich, dass durch ein insoweit notwendig werdendes Notlei­tungsrecht eine unzumutbare Belastung der Kläger drohe.

Gericht weist Anwohnerklage ab

Nach den ausführlichen Darlegungen des Gerichts erklärte der Vertreter der Kläger in einem Verfahren für seine Mandanten die Klagerücknahme (AN 9 K 12.01403). Im anderen Verfahren sah er sich hierzu aufgrund eines für ihn bindenden Beschlusses der klagenden Eigen­tü­mer­ge­mein­schaft außer Stande. Nach eingehender Beratung wies das Gericht daraufhin die verbliebene Klage ab. In der Begründung der Entscheidung nahm das Gericht aufgrund der zuvor erfolgten ausführlichen Erörterung weitgehend auf die mündliche Verhandlung Bezug.

Quelle: Verwaltungsgericht Ansbach/ra-online

Nicht gefunden, was Sie gesucht haben?

Urteile sind im Originaltext meist sehr umfangreich und kompliziert formuliert. Damit sie auch für Nichtjuristen verständlich werden, fasst urteile.news alle Entscheidungen auf die wesentlichen Kernaussagen zusammen. Wenn Sie den vollständigen Urteilstext benötigen, können Sie diesen beim jeweiligen Gericht anfordern.

Wenn Sie einen Link auf diese Entscheidung setzen möchten, empfehlen wir Ihnen folgende Adresse zu verwenden: https://urteile.news/Urteil16242

Bitte beachten Sie, dass im Gegensatz zum Verlinken für das Kopieren einzelner Inhalte eine explizite Genehmigung der ra-online GmbH erforderlich ist.

Die Redaktion von urteile.news arbeitet mit größter Sorgfalt bei der Zusammenstellung von interessanten Urteilsmeldungen. Dennoch kann keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit der über uns verbreiteten Inhalte gegeben werden. Insbesondere kann urteile.news nicht die Rechtsberatung durch eine Rechtsanwältin oder einen Rechtsanwalt in einem konkreten Fall ersetzen.

Bei technischen Problemen kontaktieren Sie uns bitte über dieses Formular.

VILI