15.11.2024
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Sozialgericht Mainz Beschluss31.07.2012

"Noch-Nicht-Student" hat Anspruch auf Arbeits­lo­sengeld trotz EinschreibungStatus eines Studenten nicht allein durch Immatrikulation erworben

Auch Studenten haben einen Anspruch auf Arbeits­lo­sengeld, jedoch nur bis zur ersten Vorlesung. Dies hat das Sozialgericht Mainz in seiner Entscheidung bekannt gegeben.

Im vorliegenden Fall hatte eine junge Frau aus Baumholder im Wintersemester 2010/2011 an der Fachhochschule Trier ein Studium angetreten. In den Jahren zuvor hatte sie zuerst eine Ausbildung absolviert und war dann bis Ende August 2010 im Ausbil­dungs­betrieb beschäftigt gewesen. Das Wintersemester der FH begann mit der Immatrikulation (Einschreibung) am 01.09.2010, die erste Einfüh­rungs­ver­an­staltung fand jedoch erst am 27.09.2010 statt. Für den Zeitraum dazwischen meldete sich die Klägerin bei der Agentur für Arbeit arbeitslos und beantragte die Bewilligung von Arbeitslosengeld. Die Behörde lehnte diesen Antrag ab und verwies darauf, dass die Klägerin durch die Immatrikulation am 01.09.2010 den Status einer Studentin erworben habe und aus diesem Grund dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehe. Dies sei aber Voraussetzung für einen Anspruch auf Arbeits­lo­sengeld. Das Sozial­ge­setzbuch stelle die Vermutung auf, dass ein einge­schriebener Student dem Arbeitsmarkt nicht wie ein Arbeitnehmer zur Verfügung stehe, sondern nur sozia­l­ver­si­che­rungsfreie Beschäftigungen aufnehmen könne. Diese gesetzliche Vermutung habe die Klägerin vorliegend nicht widerlegt.

Nur allein Immatrikulation nicht ausreichend für Ableh­nungs­be­scheid

Das Sozialgericht hat sich dieser Auffassung nicht angeschlossen und den Fall der Klägerin abweichend eingeschätzt. Die Richter wiesen darauf hin, dass nicht allein auf die Immatrikulation abgestellt werden könne. Zu beachten sei, dass die Klägerin in dem umstrittenen Zeitraum mit ihrem Studium faktisch noch gar nicht begonnen hatte. Bis zum Beginn der Einfüh­rungs­ver­an­stal­tungen am 27.09.2010 war sie daher noch frei von jeder studentischen Verpflichtung. Sie musste z. B. keine Vorlesungen vor- oder nachbereiten, keinen Stoff für Klausuren lernen oder Praktika absolvieren. Daher stand sie dem Arbeitsmarkt bis zum 26.09.2010 wie ein normaler Arbeitnehmer zur Verfügung. Die gesetzliche Vermutung dürfte nach Ansicht des Gerichts somit im Fall der Klägerin widerlegt sein. Anders zu beurteilen wäre die Situation, wenn es sich um eine vorlesungsfreie Zeit zwischen den Semestern eines laufenden Studiums gehandelt hätte.

Studentin erhält Arbeits­lo­sengeld für 26 Tage

Der Vertreter der Agentur für Arbeit schloss sich dieser Auffassung für den zu entscheidenden Fall an und sprach ein Anerkenntnis aus. Die Klägerin erhält somit das Arbeits­lo­sengeld für 26 Tage nachgezahlt.

Quelle: Sozialgericht Mainz/ ra-online

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