21.11.2024
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Sozialgericht Karlsruhe Urteil22.12.2015

Jobcenter muss sozialwidrig herbeigeführte Stromschulden nicht übernehmenHilfegewährung bei sozialwidrigem Herbeiführen von Rückständen nicht gerechtfertigt

Das Sozialgericht Karlsruhe hat entschieden, dass das Jobcenter dann kein Stromschulden eines ALG II-Beziehers übernehmen muss, wenn die Rückstände sozialwidrig herbeigeführt wurden.

Im zugrunde liegenden Streitfall lehnte das Jobcenter den Antrag des Klägers auf darlehensweise Übernahme von (Haushalts-)Stromschulden ab. Nach Auffassung des Klägers erfolgte die Ablehnung zu Unrecht, da er seit Oktober 2014 nicht mehr über Strom verfüge.

Höhe der Rückstände und Ursachen der Stromsperre entscheidend

Die Klage blieb vor dem Sozialgericht Karlsruhe jedoch erfolglos. Die Rechtfertigung der Übernahme von Schulden nach § 22 Abs. 8 SGB II umfasse neben der objektiven Geeignetheit der Schul­den­übernahme zur (dauerhaften) Sicherung der Energie­ver­sorgung die Prüfung, ob zumutbare Selbst­hil­femög­lich­keiten ausgeschöpft seien. Daneben seien sonstige Umstände, wie die Höhe der Rückstände, ihre Ursachen, die Zusammensetzung des von der Stromsperre betroffenen Personenkreises und das in der Vergangenheit gezeigte Verhalten von Bedeutung.

Kläger hat Lage selbst verschuldet

Nach Auskunft des Energie­ver­sorgers habe es keine Absprachen mit dem Kläger gegeben. Der Kläger habe sich darüber hinaus im Weiteren - trotz Hinweises des Gerichts im Erörte­rungs­termin am 18. Juli 2015 - weder um eine Raten­zah­lungs­ver­ein­barung mit dem bisherigen Energie­ver­sorger noch um einen Vertrags­ab­schluss mit einem anderen Stromanbieter bemüht. Der Kläger müsse sich zudem entgegenhalten lassen, dass er seine Lage selbst verschuldet habe. Das Gericht habe Zweifel daran, dass die Entstehung neuer Stromschulden künftig zuverlässig vermieden würden. Der Ursprung der Stromschulden reiche bis in das Jahr 2012. Das Verhalten des Klägers über einen derart langen Zeitraum spreche nach Ansicht des Gerichts daher dafür, dass billigend in Kauf genommen bzw. nicht gezahlt worden sei im Vertrauen darauf, der Beklagte werde die Stromsperre verhindern oder beseitigen. In einem solchen Fall sozialwidrigen Herbeiführens von Rückständen sei eine Hilfegewährung nicht gerechtfertigt. (Urteil vom 22.12.2015 - S 17 AS 3817/14 -).

Quelle: Sozialgericht Karlsruhe/ra-online

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