21.11.2024
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Dokument-Nr. 9180

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Sozialgericht Düsseldorf Urteil01.12.2009

Kein Anspruch auf Witwenrente bei Ehe, die weniger als ein Jahr bestanden hatAusnahme nur bei nachweislich nicht aus Gründen der Hinter­blie­be­nen­ver­sorgung erfolgter Eheschließung

Eine Witwenrente steht dem überlebenden Ehepartner bei einer Ehe unter einem Jahr Dauer nur im Ausnahmefall zu. Ein Anspruch besteht nur, wenn im Einzelfall die Annahme nicht gerechtfertigt ist, dass die Eheschließung allein oder überwiegend aus Gründen der Hinter­blie­be­nen­ver­sorgung erfolgt ist. Dies entschied das Sozialgericht Düsseldorf.

Die Klägerin, die im Jahr 2008 den 1919 geborenen, 27 Jahre älteren Versicherten nach 9-monatiger Bekanntschaft geheiratet hat, stellte einen Tag nach dessen Tod einen Antrag auf Hinter­blie­be­nenrente bei der beklagten Deutschen Renten­ver­si­cherung Rheinland. Sie arbeitete in dem von dem Versicherten bewohnten Seniorenzentrum als Alten­pfle­ge­helferin. Die Beklagte lehnte den Antrag ab, da die Ehe unter einem Jahr Dauer bestanden habe und Anhaltspunkte für einen Ausnahmefall von der Annahme einer Versorgungsehe nicht vorliegen würden.

Beziehung und Eheschließung offensichtlich vorwiegend aus finanziellen Gründen erfolgt

Das Sozialgericht hat die Klage abgewiesen und die Entscheidung der Deutschen Renten­ver­si­cherung bestätigt. Die Ehe habe kein halbes Jahr bestanden und es sei davon auszugehen, dass der zumindest überwiegende, wenn nicht alleinige Zweck der Heirat gewesen sei, finanzielle Ansprüche zu erwerben. Dem Gesund­heits­zustand des Verstorbenen bei Eheschließung komme in dem Zusammenhang eine gewichtige Bedeutung zu. Angesichts der Multimorbidität des Versicherten und seiner Pflege­be­dürf­tigkeit im Zusammenhang mit seinem hohen Lebensalter sei im Zeitpunkt der Eheschließung mit dem baldigen Ableben des Versicherten zu rechnen gewesen. Die Eingehung der Beziehung zu dem Versicherten von der Klägerin sei vorwiegend aus unlauteren Motiven, d. h. finanziellen Gründen beabsichtigt gewesen, selbst wenn daneben auch eine Zuneigung bestanden haben sollte. Die Klägerin habe unberechtigt und offenbar auch gegen den Willen des Versicherten Gelder von seinem Konto abgehoben. Nachdem der Versuch, das Testament des Versicherten zu ihren Gunsten ändern zu lassen, an dem Widerstand der Notarin gescheitert war, habe sie einen Monat später den Versicherten geheiratet. Auch die Tatsache, dass die Klägerin direkt nach dem Tod des Versicherten einen Rentenantrag gestellt und Ansprüche gegen die Erben, die Kinder des Versicherten, geltend gemacht habe, scheine vor dem Hintergrund fragwürdig.

Klägerin nutzte Trauer und Einsamkeit des Versicherten aus

Von Seiten des Versicherten geht das Gericht hinsichtlich der Motive zur Eheschließung davon aus, dass Schutz vor (angeblichen) Mobbingattacken der Kollegen der Klägerin und der Wunsch, aus dem Seniorenheim, in dem er sich nicht wohl fühlte, heraus zu kommen und in häuslicher Umgebung gepflegt zu werden, Beweggründe waren. Die Klägerin habe die Trauer und Einsamkeit des Versicherten ausgenutzt. Sie habe ihn ohne Wissen seiner Familie und des Heims geheiratet unter der Vorspiegelung falscher Tatsachen, nämlich, dass sie ihn aus dem Heim herausholen wolle; dies habe die Klägerin ihm nach ihren eigenen Angaben versprochen. Die Klägerin habe nicht darlegen können, warum sie nie mit ihrem Ehemann zusammen gewohnt habe, obwohl dies sein eindeutiger Wunsch gewesen sei.

Quelle: ra-online, SG Düsseldorf

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