21.11.2024
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Dokument-Nr. 14249

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Urteil27.09.2012Oberlandesgericht Karlsruhe4 U 163/12
passende Fundstellen in der Fachliteratur:
  • MDR 2013, 49Zeitschrift: Monatsschrift für Deutsches Recht (MDR), Jahrgang: 2013, Seite: 49
  • SuP 2012, 737Zeitschrift: Sozialrecht + Praxis (SuP), Jahrgang: 2012, Seite: 737
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ergänzende Informationen

Oberlandesgericht Karlsruhe Urteil27.09.2012

Angeblicher Schutz vor Elektrosmog: Werbung für Silikonpads irreführendWerbung enthält zur Täuschung geeignete Angaben über Wirkung der Pads

Das Oberlan­des­gericht Karlsruhe hat es einem Vertrie­bs­un­ter­nehmen für esoterische Gesund­heits­produkte untersagt für Silikonpads zu werben, die zur Abwehr von Elektrosmog und zur Verbesserung von Speisen und Getränken dienen sollen. Nach Auffassung des Gerichts ist Werbung dieser Art die irreführend, da sie zur Täuschung geeignete Angaben über die Wirkung der Pads enthält.

Der Kläger des zugrunde liegenden Streitfalls ist ein eingetragener Verein, zu dessen satzungsmäßigen Aufgaben die Kontrolle der Einhaltung der Regelungen des lauteren Wettbewerbs gehört. Die Beklagte vertreibt esoterische Gesund­heits­produkte, darunter Silikonpads, die zur Abwehr von Elektrosmog und zur Verbesserung von Speisen und Getränken dienen sollen. Die Wirkungsweise basiere auf subtilen Energien informierter Mineralien ("Bionen-Energie"). Die flachen ovalen Pads gegen Elektrosmog (2 x 2,5 cm) sollen dazu auf den Körper aufgelegt oder in die Hosentasche gesteckt werden, die flachen runden Pads zur Verbesserung von Speisen und Getränken (d = 9 oder 21cm) unter Gläser oder Teller gelegt werden.

Klägerin beantragt Untersagung der Werbung für Silikonpads

Die Klägerin hat im Verfahren der einstweiligen Verfügung vor dem Landgericht Konstanz beantragt, der Beklagten zu untersagen, im geschäftlichen Verkehr für die kleinen Pads damit zu werben, dass sie für ein Mehr an Vitalität stünden und auszuführen, dass im Zusammenhang mit einer steigenden Belastung des menschlichen Körpers durch Strahlen X-pad ein kleines Pad sei, das zum Schutz vor dieser Strahlung dienen solle. Hinsichtlich der größeren Pads sollte die Werbung untersagt werden, diese könnten ein Beitrag zur Verbesserung der Qualität von Speisen und Getränken leisten, sie seien dazu bestimmt, den ph-Wert positiv zu beeinflussen, der Anzahl freier Radikale entgegen zu wirken, Wasser optimal auszurichten und linksdrehende Milchsäuren im Wandel zu rechtsdrehenden Milchsäuren zu beeinflussen.

OLG untersagt irreführende Werbung für Pads

Das Landgericht hat den Antrag zurückgewiesen. Auf die Berufung der Klägerin hat das Oberlan­des­gericht Karlsruhe der Beklagten diese Werbung untersagt. Das Gericht führte aus, dass die Werbung irreführend sei, sie enthalte zur Täuschung geeignete Angaben über die Wirkung der X-pads. Der verständige und situa­ti­o­ns­a­däquat aufmerksame Verbraucher gewinne durch diese Werbung den Eindruck, allein durch körpernahes Tragen der Pads könnten die angepriesenen positiven Wirkungen bereits erreicht werden.

Richtigkeit einer gesund­heits­be­zogenen Wirkungsaussage muss bewiesen werden können

Die Werbeaussagen genügten nicht den strengen Anforderungen, die an die Richtigkeit, Eindeutigkeit und Klarheit gesund­heits­be­zogener Werbung zu stellen seien. Die Werbung bewege sich im empfindlichen Bereich des Heilwesens, der im Interesse der öffentlichen Gesundheit eine besondere Reglementierung von Werbung erfordere. Wer gesund­heits­be­zogene Wirkungs­aussagen treffe, müsse auf substantiierten Angriff seines Wettbewerbers die Richtigkeit seiner Behauptung darlegen und beweisen. Soweit der Werbende nicht dartun könne, dass sein Wirkversprechen wissen­schaftlich abgesichert sei, habe er die behauptete Wirkung im einstweiligen Verfü­gungs­ver­fahren zumindest glaubhaft zu machen. Eine wissen­schaftliche, schul­me­di­zi­nische Absicherung ihres Ansatzes behauptet die Beklagte aber selbst nicht.

Beachtliche Preisgestaltung für Pads suggeriert entsprechende Werthaltigkeit

Die Irreführung werde auch nicht dadurch beseitigt, dass die Werbeaussagen durch Formulierungen wie „soll“, „dazu bestimmt“, „kann“ relativiert würden. Auch die von der Beklagten vorgenommenen Hinweise am Ende des jeweiligen Werbetextes, auf die mit dem Zeichen * verwiesen werde, reichten nicht aus, eine Irreführung zu verhindern oder zu beseitigen. Der Hinweis am Ende des Textes, der Ansatz sei dem Bereich Alter­na­tiv­medizin zuzuordnen und sei in der klassischen Schulmedizin bisher wissen­schaftlich nicht anerkannt und gelte nicht als bewiesen, sei zu wenig konkret und für den umworbenen Adressaten nicht ausreichend nachvollziehbar. Ihm stehe auch die sehr ausführliche Werbung der Beklagten sowie ihr Hinweis auf die hinter den Produkten stehende Wissenschaft gegenüber. Zudem suggeriere die beachtliche Preisgestaltung der Beklagten für die Pads (kleines Pad 98,- Euro, großes Pad 9 cm 98,- Euro, 21 cm 198,- Euro) eine entsprechende Werthaltigkeit und damit auch die Wirkung des Produkts.

§ 5 UWG:

„Unlauter handelt, wer eine irreführende geschäftliche Handlung vornimmt. Eine geschäftliche Handlung ist irreführend, wenn sie unwahre Angaben enthält oder sonstige zur Täuschung geeignete Angaben über folgende Umstände enthält:

1. die wesentlichen Merkmale der Ware oder Dienstleistung wie Verfügbarkeit, Art, Ausführung, Vorteile, Risiken, Zusammensetzung, Zubehör, [...] Zweck­taug­lichkeit, Verwen­dungs­mög­lichkeit, [...] von der Verwendung zu erwartende Ergebnisse [...]"

Quelle: Oberlandesgericht Karlsruhe/ra-online

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