21.11.2024
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Oberlandesgericht Hamm Beschluss10.04.2013

Gemeinsame Verpflichtungen aus einem Alten­teil­vertrag bleiben auch nach Scheidung bestehenScheidung lässt Geschäfts­grundlage des Alten­teil­ver­trages ohne gesonderte Regelung nicht entfallen

Begründen Eheleute in einen Alten­teil­vertrag mit den Eltern des Ehemannes gemeinsame Verpflichtungen, bleiben diese auch nach der Scheidung bestehen, sofern die Eheleute keine andere Regelung vereinbaren. Dies entschied das Oberlan­des­gericht Hamm.

Dem Fall liegt folgender Sachverhalt zugrunde: Im Jahre 1987 hatten die seinerzeit 27 und 25 Jahre alten Eheleute von den seinerzeit 58 und 55 Jahre alten Eltern des Ehemanns im Wege der vorweg­ge­nommenen Erbfolge ein Hausgrundstück in Ascheberg übertragen erhalten. Dabei hatten sie den Eltern mit einem Alten­teil­vertrag ein lebenslanges Wohnrecht in der Erdge­schoss­wohnung eingeräumt und sich verpflichtet, die Eltern zu pflegen und ihre Beerdigungs- und Grabpflegkosten zu tragen.

Ehemann verlangt von Exfrau Übernahme der Hälfte der Kosten für Pflege, Beerdigung und Grabpflege der Eltern

Nach der Trennung der Eheleute im Jahre 2002 übernahm der Ehemann gegen Zahlung von 50.000 Euro den Mitei­gen­tums­anteil der Ehefrau an dem Hausgrundstück. Eine Regelung über die Verpflichtungen aus dem Alten­teil­vertrag trafen die im Jahre 2004 geschiedenen Eheleute nicht. Im Jahre 2010 zahlte der Ehemann 5.000 Euro für die Beerdigung seines im Jahr zuvor verstorbenen Vaters. Von seiner geschiedenen Frau verlangt er die hälftigen Beerdigungskosten und begehrt die Feststellung, dass sie auch die hälftigen Kosten für Pflege, Beerdigung und Grabpflege seiner Mutter zu übernehmen habe. Die Ehefrau hat demgegenüber gemeint, dass im Verhältnis der geschiedenen Eheleute untereinander allein ihr der Ehemann die Verpflichtungen aus dem Alten­teil­vertrag zu erfüllen habe.

Im Alten­teil­vertrag begründete, gemein­schaftliche Verpflichtung beider Eheleute bleibt mangels Regelung bei Scheidung bestehen

Das Oberlan­des­ge­richts Hamm gab dem Ehemann Recht. Im Alten­teil­vertrag hätten sich die Eheleute gemein­schaftlich verpflichtet. Deswegen habe sich die Ehefrau hälftig an den Kosten der Beerdigung des Vaters zu beteiligen und sei auch verpflichtet, die hälftigen Kosten für eine Pflege der Mutter, für ihre Beerdigung und die Grabpflege zu tragen. Die Scheidung habe die Geschäfts­grundlage des Alten­teil­ver­trages nicht entfallen lassen, weil die Eheleute im Besitz des von den Eltern übertragenen Grundstücks geblieben seien. Im Rahmen ihrer Scheidung hätten die Eheleute nicht geregelt, wer von ihnen die durch den Alten­teil­vertrag begründeten Verpflichtungen zur Pflege sowie Tragung der Beerdigungs- und Grabpfle­ge­kosten übernehme. Damit bleibe es bei der durch den Alten­teil­vertrag begründeten, gemein­schaft­lichen und in ihrem Innenverhältnis hälftigen Verpflichtung beider Eheleute. Dass der Ehemann das Hausgrundstück alleine erworben habe, ändere an der gemein­schaft­lichen Verpflichtung nichts, weil die Übertragung erst im Rahmen der Scheidung erfolgt sei und die Eheleute hierbei die über die Verpflichtungen aus dem Alten­teil­vertrag keine Vereinbarung getroffen hätten.

Quelle: Oberlandesgericht Hamm/ra-online

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