15.11.2024
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Sie sehen eine Szene aus einem Krankenhaus, speziell mit einem OP-Saal und einem Arzt im Vordergrund.
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Oberlandesgericht Hamm Urteil08.07.2016

Unzureichende Risiko­auf­klärung bei Versteifungs­operation des Sprunggelenks kann Schmerzensgeld in Höhe von 6.000 Euro rechtfertigenOperation kann bei Aufklärungs­pflicht­verletzung rechtswidrig sein

Vor einer Versteifungs­operation des Sprunggelenks (Arthrodese) kann ein Arzt einen Patienten über das Risiko einer Pseudoarthrose aufzuklären haben. Versäumt er dies, kann das ein Schmerzensgeld in Höhe von 6.000 Euro rechtfertigen. Dies entschied das Oberlan­des­gericht Hamm und änderte damit das erstin­sta­nzliche Urteil des Landgerichts Arnsberg ab.

Im zugrunde liegenden Streitfall suchte der im Juli 1952 geborene Kläger, von Beruf Metall­bau­meister und Berufs­kraft­fahrer, im Januar 2013 die beklagte ärztliche Gemein­schaft­s­praxis in Soest auf. Er hatte Beschwerden im rechten oberen Sprunggelenk, welches in den 1980er Jahren nach einer Fraktur operativ versorgt worden war. In der beklagten Praxis diagnostizierte man eine Arthrose, die zunächst konservativ behandelt wurde. Nachdem die Behandlung erfolglos blieb, empfahl der behandelnde Arzt dem Kläger eine Verstei­fungs­ope­ration. Diese Arthrodese ließ der Kläger im April 2013 durch den Arzt durchführen. In der Folge verwirklichte sich beim Kläger eine Pseudoarthrose, weil die gewünschte knöcherne Konsolidierung ausblieb. Hierdurch entstand eine Spitz­fuß­stellung, die der Kläger im Januar 2014 mit einer Rearthrodese operativ behandeln ließ. Mit der Begründung, die Verstei­fungs­ope­ration sei behand­lungs­feh­lerhaft ausgeführt und er zuvor nicht ausreichend über die Opera­ti­o­ns­risiken aufgeklärt worden, verlangte der Kläger von der beklagten Praxis Schadensersatz, unter anderem ein Schmerzensgeld in Höhe von 6.000 Euro.

Kläger wurde voraussichtlich nicht über erhöhtes Risiko einer Pseudoarthrose informiert

Die Klage war in zweiter Instanz erfolgreich. Nach der Anhörung der Parteien und einem eingeholten medizinischen Sachver­stän­di­gen­gut­achten verurteilte das Oberlan­des­gericht Hamm die beklagte Praxis aufgrund eines Aufklä­rungs­fehlers zum Schadensersatz. Die durchgeführte Risiko­auf­klärung des Klägers sei defizitär, so das Gericht, weil nicht mit ausreichender Sicherheit feststellbar sei, dass der Kläger über das erhöhte Risiko einer Pseudoarthrose mit der Folge einer Schrau­ben­lo­ckerung informiert worden sei. Dieses Risiko habe nach den Angaben des medizinischen Sachver­ständigen in dem nicht unerheblichen Umfang von 14 % bestanden und sei deswegen in jedem Fall aufklä­rungs­pflichtig gewesen. Die für die Aufklärung darlegungs- und beweis­pflichtige Beklagte habe die gebotene Aufklärung nicht nachweisen können.

Patient hätte sich nach eigenen Angaben bei ordnungsgemäßer Aufklärung im Entschei­dungs­konflikt befunden

Von einer hypothetischen Einwilligung des Klägers sei - entgegen der Auffassung des Landgerichts - nicht auszugehen. Der Kläger habe plausibel dargelegt, dass er sich bei ordnungsgemäßer Aufklärung in einem Entschei­dungs­konflikt befunden hätte. In diesem Fall hätte er sich zumindest nochmals ärztlichen Rat in einer anderen Klinik eingeholt, für die er auch bereits eine Überweisung gehabt habe. Da es sich nicht um eine Bagatell­ope­ration gehandelt habe, sei es durchaus nachvollziehbar, dass ein Patient vor der Operation eine zweite Meinung einholen wolle.

OLG hält vom Kläger verlangtes Schmerzensgeld in Höhe von 6.000 Euro für angemessen

Ausgehend von der Aufklä­rungs­pflicht­ver­letzung sei die von der Beklagten zu verantwortende Operation des Klägers rechtswidrig. Für die mit der Operation verbundenen Schmerzen und das sich danach verwirklichte Risiko der Pseudoarthrose sei das vom Kläger verlangte Schmerzensgeld in Höhe von 6.000 Euro angemessen.

Quelle: Oberlandesgericht Hamm/ra-online

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