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Oberlandesgericht Hamm Beschluss18.06.2013

Straf­voll­streckung eines ausgewiesenen Straftäters ist nach Wiedereinreise fortzusetzenMit Wiedereinreise verbundene Risiken waren dem Straftäter bekannt

Reist ein wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilter Inder, bei dem nach seiner Ausweisung von der weiteren Vollstreckung der Strafe abgesehen wurde, freiwillig erneut in die Bundesrepublik Deutschland ein, ist die Vollstreckung der lebenslangen Freiheitsstrafe fortzusetzen. Ein erneutes Absehen von der Straf­voll­streckung kommt dann grundsätzlich nicht in Betracht. Das hat das Oberlan­des­gericht Hamm entschieden.

In dem zugrunde liegenden Fall verbüßte der 48 Jahre alte Betroffene bis Januar 2006 eine vom Landgericht Krefeld im Jahre 1996 wegen Mordes verhängte lebenslange Freiheitsstrafe. Der Verurteilung lag zu Grunde, dass der Betroffene zusammen mit weiteren Mittätern das Opfer, welches zuvor seiner Frau nachgestellt hatte, unter Verwirklichung des Mordmerkmals „grausam“, über einen längeren Zeitpunkt zu Tode geprügelt hatte. Der Betroffene wurde sodann nach Indien abgeschoben, nachdem die zuständige Staats­an­walt­schaft nach mehr als 10jähriger Haft von der Regelung des § 456 a StPO Gebrauch gemacht hatte. § 456 a StPO erlaubt es, bei ausländischen Straftätern, die bestandskräftig ausrei­se­pflichtig sind, nach einer bestimmten Vollstre­ckungsdauer von der weiteren Vollstreckung der Freiheitsstrafe abzusehen, um den Verurteilten in sein Heimatland abzuschieben. Dabei muss ein Verurteilter im Falle der – freiwilligen – Wiedereinreise mit der Fortsetzung der Straf­voll­streckung rechnen.

Unwissentliche Einreise nach Deutschland

Im August 2012 wurde der Betroffene in Paderborn aufgegriffen, festgenommen und verbüßt seitdem die lebenslange Freiheitsstrafe weiter. Er hat beantragt, zu seinen Gunsten erneut von der Regelung des § 456 a StPO Gebrauch zu machen. Den Antrag hat er damit begründet, dass er unwissentlich nach Deutschland eingereist sei. Er sei in einem von seinem Arbeitgeber gesteuerten Fahrzeug in den Niederlanden unterwegs gewesen und habe während der Fahrt geschlafen. Sein Arbeitgeber, der von seiner Strafe nichts gewusst habe, sei dann nach Deutschland gefahren, um neue Kunden zu werben. Hiervon sei er, der Betroffene, zuvor nicht unterrichtet gewesen.

OLG Hamm: Betroffener hat Rückkehr mindestens billigend in Kauf genommen

Das Oberlan­des­gericht Hamm hat den Antrag des Betroffenen als unbegründet verworfen. Bei dem wieder­ein­ge­reisten Betroffenen komme ein erneutes Absehen von der weiteren Vollstreckung grundsätzlich nicht in Betracht, weil der staatliche Strafanspruch durchzusetzen sei. Anders sei nur zu entscheiden, wenn eine weitere Inhaftierung aufgrund besonders gewichtiger Umstände nicht mehr vertretbar sei. Derartige Umstände lägen beim Betroffenen nicht vor. Das Oberlan­des­gericht Hamm hat sich davon überzeugt, dass der Betroffene nicht ohne oder gegen seinen Willen in die Bundesrepublik zurückgekehrt war. Vielmehr habe er seine Rückkehr wenigstens billigend in Kauf genommen. Die mit einer Rückkehr verbundenen Risiken seien ihm bekannt gewesen. Das ergebe sich u.a. aus seiner Einlassung („Ich habe das Risiko auf mich genommen“) in dem gegen ihn wegen unerlaubter Einreise und unerlaubten Aufenthalts vor dem Amtsgericht Krefeld geführten Strafverfahren, in dem er wegen dieser Taten auch rechtskräftig zu einer Geldstrafe von 250 Euro verurteilt worden sei.

Quelle: Oberlandesgericht Hamm/ra-online

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