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- NJW 2001, 237Zeitschrift: Neue Juristische Wochenschrift (NJW), Jahrgang: 2001, Seite: 237
- NVwZ 2000, 965Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht (NVwZ), Jahrgang: 2000, Seite: 965
- NZM 2000, 733Neue Zeitschrift für Miet- und Wohnungsrecht (NZM), Jahrgang: 2000, Seite: 733
Landgericht Aschaffenburg Urteil26.08.1999
Lärmbelästigung durch Zeitläuten vom Kirchturm begründet UnterlassungsanspruchZeitläuten einer Kirche steht nicht unter dem Schutz der Religionsausübung
Das Zeitläuten einer Kirche unterfällt nicht dem Schutz der Religionsausübung. Daher kann, wenn das Zeitläuten eine wesentliche Lärmbelästigung darstellt, ein Unterlassungsanspruch bestehen. Dies geht aus einer Entscheidung des Amtsgerichts Aschaffenburg hervor.
Im zugrunde liegenden Fall störten sich die Eigentümer einer Dachgeschoßwohnung an dem Zeitläuten eines kirchlichen Glockenturms. Der Kirchturm war etwa 12 m von der Wohnung entfernt. Er zeigte durch Glockenschläge jede Viertelstunde an. Zudem gab er die Uhrzeit durch die entsprechende Anzahl von Schlägen einer größeren Glocke an. Insgesamt ertönten in der Zeit von 8 bis 22 Uhr 249 Glockenschläge. Die Wohnungseigentümer hielten die Lärmbelästigung für unzumutbar und erhoben Klage auf Unterlassung.
Anspruch auf Unterlassung bestand
Das Amtsgericht Aschaffenburg entschied zu Gunsten der Wohnungseigentümer. Diesen habe ein Anspruch auf Unterlassung gemäß § 1004 BGB zugestanden. Denn es habe eine wesentliche Lärmbelästigung im Sinne des § 906 Abs. 1 BGB vorgelegen. Die Glockenschläge verursachten einen Lärmpegel von 59 dB (A). Dieser Wert habe die zulässige Höchstgrenze von 55 dB (A) gemäß der TA-Lärm nicht unerheblich überschritten. Darüber hinaus sei das Läuten auch für einen verständigen Durchschnittsmenschen als unangenehm und wesentlich störend empfunden worden, so dass es auf die einzuhaltenden Grenzwerte nicht ankam.
Vorliegen von Geräuschspitzen unbeachtlich
Es habe sich zudem nach Auffassung des Amtsgerichts nicht um einzelne Geräuschspitzen gehandelt, für die andere Grenzwerte gelten. Zwar habe hier kein Dauergeräusch vorgelegen. Dennoch habe es sich um eine regelmäßig wiederkehrende Geräuscheinwirkung gehandelt, die zu einer Gesamtbelastung der Eigentumswohnung führte.
Zeitläuten kein kirchliches Läuten
Das Zeitläuten habe auch nicht unter dem Schutz der freien Religionsausübung gestanden. Denn die Angabe der Zeit durch Glockenschläge, wie sie auch von einem Rathausturm aus geschehen kann, habe mit der Religionsausübung nichts zu tun. Dies gelte selbst dann, wenn das Zeitläuten von einem kirchlichen Glockenturm kommt.
Schallschutzmaßnahmen können Zeitläuten zulässig machen
Werden durch den Einbau von Schallschutzmaßnahmen die zulässigen Grenzwerte eingehalten, so das Amtsgericht weiter, dürfe das Zeitläuten fortgeführt werden. Ist dies nicht möglich oder nicht gewollt, müsse das Glockengeläut unterbleiben.
© urteile.news (ra-online GmbH), Berlin 13.09.2013
Quelle: Amtsgericht Aschaffenburg, ra-online (zt/NZM 2000, 733/rb)
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