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- Entfernungspauschale: FG Rheinland-Pfalz äußert Zweifel an Cockpit als regelmäßige Arbeitsstelle eines PilotenFinanzgericht Rheinland-Pfalz, Urteil21.09.2012, 3 K 1740/10
- Flugbegleiterin kann Kosten für nachfolgende Berufsausbildung in voller Höhe als Werbungskosten absetzenFinanzgericht Köln, Urteil12.12.2011, 7 K 3147/08
Finanzgericht Münster Urteil02.07.2013
Flugbegleiter können Fahrtkosten zwischen Wohnung und Einsatzflughafen in voller Höhe geltend machenWerbungskostenabzug ist nicht auf Entfernungspauschale begrenzt
Bei einer Flugbegleiterin ist der Werbungskostenabzug für Fahrten zwischen Wohnung und Einsatzflughafen nicht auf die so genannte Entfernungspauschale von ,30 Euro pro Entfernungskilometer begrenzt. Vielmehr sind Werbungskosten in Höhe der tatsächlichen Fahrtkosten zu berücksichtigen. Dies geht aus einer Entscheidung des Finanzgerichts Münster hervor. Die Entscheidung dürfte - ungeachtet der ab 2014 geltenden gesetzlichen Neuregelung des Reisekostenrechts - für eine Vielzahl von Steuerpflichtigen relevant sein.
Die Klägerin des zugrunde liegenden Streitfalls war als Kabinenchefin für eine Fluggesellschaft tätig. Sie hatte in ihrer Einkommensteuererklärung 2010 für die Fahrten von ihrem Wohnort zum Einsatzflughafen in Frankfurt Werbungskosten in Höhe der so genannten Entfernungspauschale geltend gemacht. Außerdem hatte sie den Abzug von Aufwendungen für ihr häusliches Arbeitszimmer begehrt.
Klägerin verlangt Berücksichtigung von Fahrtkosten pro tatsächlich gefahrenem Kilometer
Das Finanzamt erkannte die Fahrtkosten, nicht aber die Aufwendungen für das Arbeitszimmer an. Im Laufe des finanzgerichtlichen Klageverfahrens, das die Klägerin zunächst allein wegen des streitigen Arbeitszimmers angestrengt hatte, beantragte sie die Berücksichtigung von Fahrtkosten in Höhe von ,30 Euro pro tatsächlich gefahrenem Kilometer. Sie war der Meinung, dass ihr - folge man der neuesten, geänderten Rechtsprechung des Bundesfinanzhofes - der volle Fahrtkostenabzug zustehe, weil sie keine regelmäßige Arbeitsstätte habe.
Klägerin übt aufgrund schwerpunktmäßiger Tätigkeit im Flugzeug so genannte Auswärtstätigkeit aus
Das Finanzgericht Münster gab der Klägerin Recht - sowohl in Bezug auf die Fahrtkosten als auch die Aufwendungen für das häusliche Arbeitszimmer. Das Gericht stellte klar, dass die gesetzlich vorgesehene Beschränkung des Werbungskostenabzuges auf die so genannte Entfernungspauschale (§ 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 EStG) lediglich Fahrten zwischen Wohnort und "regelmäßiger Arbeitsstätte" erfasse. "Regelmäßige Arbeitsstätte" sei nach der aktuellen Rechtsprechung des Bundesfinanzhofes jedoch nur noch der ortsgebundene Mittelpunkt der dauerhaft angelegten beruflichen Tätigkeit des Arbeitnehmers. Es genüge nicht mehr, dass der Arbeitnehmer den Betrieb seines Arbeitgebers mit einer gewissen Nachhaltigkeit aufsuche. Erforderlich sei vielmehr auch, dass der qualitative Schwerpunkt der Tätigkeit des Arbeitnehmers dort liege. Die Klägerin sei jedoch schwerpunktmäßig nicht im Flughafen in Frankfurt, sondern im Flugzeug tätig. Sie übe somit eine so genannte Auswärtstätigkeit aus und könne daher Fahrtkosten in Höhe von ,30 Euro pro tatsächlich gefahrenem Kilometer in Abzug bringen.
Flugbegleiterin darf Kosten für häusliches Arbeitszimmer geltend machen
Erfolgreich war die Klägerin auch in Bezug auf die Kosten für das häusliche Arbeitszimmer in Höhe von 1.250 Euro. Diese hatte das Finanzamt nicht anerkannt, weil die Klägerin nicht nachgewiesen habe, dass ihr kein "anderer Arbeitsplatz" im Sinne des § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b EStG zur Verfügung stehe. Auch dies sah das Finanzgericht Münster anders. Er war davon überzeugt, dass der Klägerin kein "anderer Arbeitsplatz" für die von ihr zu erledigenden Arbeiten zur Verfügung gestanden habe. Insbesondere der im Rahmen der Flugvorbereitung genutzte, lediglich mit allgemeinen Sitzgelegenheiten und einem kleinen fahrbaren Tisch ausgestattete so genannter Briefing-Raum sei kein "anderer Arbeitsplatz".
© urteile.news (ra-online GmbH), Berlin 01.08.2013
Quelle: Finanzgericht Münster/ra-online
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