21.11.2024
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Dokument-Nr. 14738

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Bundesverwaltungsgericht Urteil28.11.2012

Bahá´i-Gemeinde in Deutschland kann Körperschaft des öffentlichen Rechts werdenReligi­o­ns­ge­mein­schaft bietet durch Zahl der Mitglieder in Deutschland Gewähr dauerhafter Beständigkeit

Das Hessische Kultus­mi­nis­terium ist verpflichtet, der Bahá´i-Gemeinde in Deutschland die Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zu verleihen. Das hat das Bundes­ver­wal­tungs­gericht entschieden.

Die Bahá´i-Religion entstand Mitte des 19. Jahrhunderts im Iran als Abspaltung aus dem schiitischen Islam. Weltweit hat die Religionsgemeinschaft zwischen 4,8 und 7,7 Mio. Mitglieder, in Deutschland etwa 5 000 Mitglieder, von denen etwa 900 bis 950 in Hessen leben. Der in Hessen ansässige Nationale Geistige Rat der Bahá´i beantragte bei dem Hessischen Kultus­mi­nis­terium, der Bahá´i-Gemeinde in Deutschland die Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zu verleihen. Voraussetzung hierfür ist nach der einschlägigen Bestimmung des Grundgesetzes unter anderem, dass die Religi­o­ns­ge­mein­schaft durch ihre Verfassung und die Zahl ihrer Mitglieder die Gewähr der Dauer bietet.

VGH verpflichtet Hessisches Kultus­mi­nis­terium zur Verleihung der Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts

Das Hessische Kultus­mi­nis­terium lehnte die Anerkennung ab, weil nach der Verwal­tung­s­praxis eine Religi­o­ns­ge­mein­schaft nur dann als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt werden könne, wenn ihre Mitgliederzahl ein Promille der Bevölkerung des jeweiligen Landes, in Hessen also 6.089 Mitglieder, umfasse; diese Richtzahl werde hier nicht erreicht. Der Verwal­tungs­ge­richtshof Kassel hat im Berufungs­ver­fahren das Hessische Kultus­mi­nis­terium verpflichtet, der Klägerin die Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zu verleihen.

Mitgliederzahl wird in Zukunft voraussichtlich weiter ansteigen

Das Bundes­ver­wal­tungs­gericht hat die hiergegen eingelegte Revision des Landes Hessen zurückgewiesen. Die Bahá´i-Gemeinde in Deutschland bietet auf der Grundlage der tatsächlichen Feststellungen des Verwal­tungs­ge­richtshofs auch durch die Zahl ihrer Mitglieder die Gewähr der Dauer. Die absolute Zahl der Mitglieder oder das Verhältnis der Mitgliederzahl zur Bevöl­ke­rungszahl ist für sich allein regelmäßig nicht aussagekräftig für die Prognose, ob eine Religi­o­ns­ge­mein­schaft dauerhaft bestehen wird. Die Bahá´i-Gemeinde in Deutschland besteht seit über 100 Jahren. Ihre Mitgliederzahl in Deutschland ist dabei langsam, aber konstant angestiegen. Die Altersstruktur lässt erwarten, dass sich die Mitgliederzahl zumindest auf absehbare Zeit nicht wesentlich verringern, sondern eher weiter ansteigen wird.

Mitgliederzahl in Hessen von unter einem Tausendstel der Bevölkerung dieses Bundeslandes hier unerheblich

Der Dauer des Bestandes in Deutschland ist umso größere Bedeutung zuzumessen, als die Bahá´i-Gemeinde ihr Verbot im Dritten Reich, den Zweiten Weltkrieg und ihr Verbot in der DDR überstanden und sich in Westdeutschland sofort nach dem Krieg, in der DDR sofort nach der Beseitigung des SED-Regimes wieder organisiert hat. Sie ist zudem in eine weltweit verbreitete Religi­o­ns­ge­mein­schaft eingebunden. Demgegenüber ist unerheblich, dass die Zahl der Mitglieder der Bahá´i-Gemeinde in Hessen unter einem Tausendstel der Bevölkerung dieses Bundeslandes liegt. Dieser Wert ist rechtlich nicht vorgegeben, sondern entspricht nur einer Verwal­tung­s­praxis, die zudem in vielen Fällen durchbrochen wird.

Quelle: Bundesverwaltungsgericht/ra-online

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