Dokument-Nr. 13854
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- BB 2012, 2189Zeitschrift: Betriebs-Berater (BB), Jahrgang: 2012, Seite: 2189
- MDR 2012, 1163Zeitschrift: Monatsschrift für Deutsches Recht (MDR), Jahrgang: 2012, Seite: 1163
- NJW 2012, 3023Zeitschrift: Neue Juristische Wochenschrift (NJW), Jahrgang: 2012, Seite: 3023
- r+s 2012, 403Zeitschrift: recht und schaden (r+s), Jahrgang: 2012, Seite: 403
- VersR 2012, 1149Zeitschrift für Versicherungsrecht, Haftungs- und Schadensrecht (VersR), Jahrgang: 2012, Seite: 1149
- WM 2012, 1673Wertpapier-Mitteilungen Zeitschrift für Wirtschafts- und Bankrecht (WM), Jahrgang: 2012, Seite: 1673
- ZIP 2012, 1722Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (ZIP), Jahrgang: 2012, Seite: 1722
- Landgericht Hamburg erklärt Klauseln in Allgemeine Versicherungsbedingungen für unwirksamLandgericht Hamburg, Urteil20.11.2009, 324 O 1116/07, 1136/07, 1153/07
- Hanseatisches Oberlandesgericht in Hamburg, Urteil27.07.2010, 9 U 236/09
- BGH zum Anspruch auf Zahlung einer weitergehenden Rückvergütung bei gekündigten Lebens- und RentenversicherungenBundesgerichtshof, Vergleich14.07.2010, IV ZR 208/09
- Zur Berechnung des Rückkaufswertes einer kapitalbildenden Lebensversicherung bei vorzeitiger KündigungBundesverfassungsgericht, Beschluss15.02.2006, 1 BvR 1317/96
Bundesgerichtshof Urteil25.07.2012
Bundesgerichtshof zur Unwirksamkeit von Klauseln in Lebens- und RentenversicherungsverträgenVerrechnung von Abschlusskosten bzw. Vermittlungsprovisionen mit Beiträgen stellt unangemessene Benachteiligung des Versicherungsnehmers dar
Der Bundesgerichtshof hat über die Wirksamkeit von Versicherungsbedingungen u.a. betreffend die Rückkaufswerte, den Stornoabzug sowie die Verrechnung von Abschlusskosten (so genannte Zillmerung) entschieden. Betroffen sind Klauseln in Allgemeinen Versicherungsbedingungen für eine kapitalbildende Lebensversicherung, eine aufgeschobene und eine fondsgebundene Rentenversicherung für den Fall der Kündigung sowie der Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung.
Der Kläger des zugrunde liegenden Streitfalls ist ein gemeinnütziger Verbraucherschutzverein. Die Beklagte ist eine deutsche Lebensversicherungs-AG. Die Parteien streiten über die Wirksamkeit der Bestimmungen der genannten Art, die die Beklagte jedenfalls zeitweise im Zeitraum 2001 bis Ende 2006 verwendete. Der Kläger nimmt die Beklagte auf Unterlassung der Verwendung der angegriffenen Klauseln sowohl beim Abschluss neuer Versicherungsverträge als auch bei der Abwicklung bereits geschlossener Verträge in Anspruch.
Berufungsgericht erklärt Klauseln im Wesentlichen für intransparent und unwirksam
Die Klage hat in den Vorinstanzen überwiegend Erfolg gehabt. Das Berufungsgericht hat die angegriffenen Klauseln im Wesentlichen für intransparent und damit unwirksam erachtet. Es hat aber die Klage abgewiesen, soweit der Kläger sich gegen die Verurteilung bezüglich der Verwendung der Klauseln für Neuabschlüsse ab 1. Januar 2008 wendet. Dagegen haben beide Parteien Revision eingelegt, soweit zu ihrem Nachteil erkannt wurde.
BGH rügt unangemessene Benachteiligung der Versicherungsnehmer
Der Bundesgerichtshof hat die Revision der Beklagten im Wesentlichen zurückgewiesen, derjenigen des Klägers dagegen stattgegeben. Der Senat hat entschieden, dass Bedingungen, nach welchen die Abschlusskosten, bei denen es sich zu einem erheblichen Teil um Vermittlungsprovisionen handelt, mit den ersten Beiträgen verrechnet werden, eine unangemessene Benachteiligung des Versicherungsnehmers darstellen und deshalb unwirksam sind. Die Zillmerung führt dazu, dass Versicherungsnehmer, die ihren Vertrag bereits nach wenigen Jahren und vor Ablauf der vereinbarten Laufzeit kündigen, nur einen geringen oder gegebenenfalls gar keinen Rückkaufswert erhalten. Der Senat hat insoweit seine bisherige Rechtsprechung in den Urteilen vom 9. Mai 2001 und mit Urteilen vom 12. Oktober 2005 unter Berücksichtigung der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts im Beschluss vom 15. Februar 2006 weiterentwickelt.
Klauseln teilweise wegen Verstoßes gegen das Transparenzgebot unwirksam
Wegen Verstoßes gegen das Transparenzgebot hat der Senat ferner Klauseln für unwirksam erklärt, die nicht hinreichend deutlich zwischen dem im Fall einer vorzeitigen Vertragsbeendigung nach den anerkannten Regeln der Versicherungsmathematik zu berechnenden Rückkaufswert (§ 176 Abs. 3 VVG a.F.) einerseits und andererseits dem so genannten Stornoabzug, der vereinbart und angemessen sein muss (§ 176 Abs. 4 VVG a.F.) differenzieren.
Klauseln zur Nicht-Erstattung von Beträgen unter 10 Euro unwirksam
Wegen unangemessener Benachteiligung des Versicherungsnehmers sind ferner Bestimmungen unwirksam, die vorsehen, dass dem Versicherungsnehmer nach allen Abzügen verbleibende Beträge unter 10 Euro nicht erstattet werden.
Schließlich hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass der beklagte Versicherer sich nicht nur bei der Abwicklung bestehender Verträge, sondern auch bei deren Neuabschluss nicht auf die für unwirksam erklärten Klauseln berufen darf.
§ 307 BGB
Bestimmungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind unwirksam, wenn sie den Vertragspartner des Verwenders entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen benachteiligen. Eine unangemessene Benachteiligung kann sich auch daraus ergeben, dass die Bestimmung nicht klar und verständlich ist.
Eine unangemessene Benachteiligung ist im Zweifel anzunehmen, wenn eine Bestimmung
mit wesentlichen Grundgedanken der gesetzlichen Regelung, von der abgewichen wird, nicht zu vereinbaren ist oder
wesentliche Rechte oder Pflichten, die sich aus der Natur des Vertrags ergeben, so einschränkt, dass die Erreichung des Vertragszwecks gefährdet ist.
[…]
§ 176 VVG in der bis zum 31. Dezember 2007 geltenden Fassung
[…]
Der Rückkaufswert ist nach den anerkannten Regeln der Versicherungsmathematik für den Schluss der laufenden Versicherungsperiode als Zeitwert der Versicherung zu berechnen. Prämienrückstände werden vom Rückkaufswert abgesetzt.
Der Versicherer ist zu einem Abzug nur berechtigt, wenn er vereinbart und angemessen ist.
© urteile.news (ra-online GmbH), Berlin 25.07.2012
Quelle: Bundesgerichtshof/ra-online
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