21.11.2024
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Dokument-Nr. 11478

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Amtsgericht Duisburg Urteil01.10.2008

"Unhöfliches Personal" und "verschmutzte Zimmer" - pauschal geäußerte Reisemängel begründen keinen Anspruch auf Reise­preis­min­derungAnspruch auf Reise­preis­min­derung besteht nur bei objektiv und nachvollziehbar dargelegten Reisemängeln

Wer eine Preisminderung aufgrund festgestellter Reisemängel erwirken möchte, der muss diese Mängel für das Gericht objektiv nachvollziehbar schildern. Pauschale und subjektive Äußerungen sind nicht ausreichend, einen Anspruch auf Reise­kos­ten­min­derung zu begründen. Die Benennung konkreter Fehler und das Vorlegen von Beweisen, wie beispielsweise Fotos, sind eine notwendige Grundlage für die Feststellung eines Anspruchs auf Schadensersatz. Dies geht aus einem Urteil des Amtsgerichts Duisburg hervor.

Im vorliegenden Fall wollte eine Frau Reisemängel geltend machen, um damit eine Reisepreisminderung um 50 Prozent zu erwirken. Die Klägerin hatte für sich, ihren Sohn und einen Begleiter eine All-Inclusive-Reise nach Kos in Griechenland bei dem beklagten Reise­ver­an­stalter gebucht. Noch während der Reise meldete die Frau ihrer Reiseleiterin verschiedene Mängel. Sie beklagte sich unter anderem über die geringe Abwechslung beim Essen und behauptetet, es wurde verschimmeltes Brot gereicht. Ihr Zimmer und die Fugen und Ecken im Badezimmer seien verdreckt. Außerdem sei es zu Geruchs­be­läs­ti­gungen gekommen, da es verboten sei, Toilettenpapier in die Toilette zu werfen. Das Hotelpersonal sei zudem unhöflich und spreche keine "internationale" Sprache. Und ihr 16-jähriger Sohn habe im Hotel unkontrollierte Mengen Alkohol zu sich genommen, obwohl im Reiseprospekt der Hinweis "Kein Alkohol­aus­schank an Minderjährige" gestanden hätte. Daraufhin habe sie ihren Sohn pausenlos beaufsichtigen müssen.

Reisemangel muss für Gericht objektiv nachvollziehbar dargelegt werden

Das Amtsgericht Duisburg konnte nach dem Vortrag der Klägerin keinen Mangel im Sinne des § 651 c Abs. 1 BGB feststellen. Hierzu fehle es an der objektiv nachvoll­ziehbaren Darlegung von Tatsachen. Der Reisende sei für das Vorliegen eines Fehlers darlegungs- und beweispflichtig und müsse dem Gericht die Nachprüfung der vorgetragenen Mängel ermöglichen. Das Gericht habe schließlich zu bewerten, ob die Reise in ihrem Nutzen beeinträchtigt war oder ob es sich lediglich um Unannehm­lich­keiten gehandelt habe, die im Zeitalter des Massentourismus entschä­di­gungslos hinzunehmen seien. Dem Gericht müsse es außerdem möglich sein, das konkrete Maß einer Minderung auf der Grundlage der Mängel bestimmen zu können.

Kläger muss Reisemängel genau benennen können

So hätte die Klägerin im vorliegenden Fall genaue Auskunft darüber geben müssen, welche und wie viele Speisen es gegeben habe, anstatt pauschal von "nicht abwechs­lungs­reichem Essen" zu sprechen. Sie hätte auch die Häufigkeit und das Maß verdorbener Speisen benennen müssen und nicht einfach nur von "verschimmeltem Brot" sprechen dürfen. Auch die Verschmutzung im Zimmer und Bad hätte ebenfalls wesentlich konkreter benannt werden müssen. Die eingereichten Fotos reichten nicht als Beweis aus, da sie keine erheblichen Verschmutzungen erkennen ließen. Auch die Unfreund­lichkeit des Personals habe die Klägerin nicht mit konkreten Vorfällen belegen können. Der Umstand, dass Toilettenpapier nicht in die Toilette geworfen werden dürfe, liege am geringen Wasserdruck in südlichen Ländern und müsse als landestypische Besonderheit hingenommen werden.

Aufsichts­pflicht für minderjährigen Sohn liegt bei der Klägerin

Die Aufsichts­pflicht für ihren minderjährigen Sohn liege bei der Klägerin. Der Reise­ver­an­stalter habe keine derartige Pflicht übernommen, auch nicht durch den Hinweis im Prospekt, es werde kein Alkohol an Minderjährige ausgeschenkt. Es sei die gesetzliche und natürliche Pflicht der Klägerin, ihren Sohn dahingehend zu erziehen, dass er sich nicht bis zur Besin­nungs­lo­sigkeit mit Alkohol betrinke.

Aus dem Vortrag der Klägerin konnte das Gericht demnach keinen Anspruch auf eine Reise­preis­min­derung herleiten.

Quelle: ra-online, Amtsgericht Duisburg (vt/st)

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