Verwaltungsgericht Münster Beschluss25.11.2010
Master-Studium VWL: Studienplatzvergabe der Uni Münster rechtswidrigBewertungsverfahren der Universität mit maßgeblichen landesgesetzlichen Bestimmungen und Staatsvertrag unvereinbar
Mit hoher Wahrscheinlichkeit verstößt das Verfahren der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster für die Vergabe von Studienplätzen im Master-Studiengang Volkswirtschaftslehre gegen geltendes Recht. Dies hat das Verwaltungsgericht Münster entschieden und die Universität verpflichtet, einen abgelehnten Bewerber vorläufig zum Masterstudiengang Volkswirtschaftslehre zuzulassen.
Das Vergabeverfahren für den Masterstudiengang Volkswirtschaftslehre ist nach den Satzungsbestimmungen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) zweistufig geregelt. In der ersten Stufe wird als Voraussetzung für den allgemeinen Zugang zum Masterstudiengang ein erster berufsqualifizierender Abschluss, regelmäßig der Bachelor, mit einer Note von 2,5 sowie die Absolvierung einer genügenden Anzahl fachlich einschlägiger Lehrveranstaltungen aus dem Gebiet der Volkswirtschaftslehre verlangt.
In den USA besuchte Lehrveranstaltungen erfüllen Anforderung der Universität
Das Gericht hat diese Anforderungen als grundsätzlich zulässig bejaht. Die WWU hatte die letztgenannte Voraussetzung bei dem deutschen Studenten, der seinen Bachelor an einem College in den USA im Fach Business Administration, also Betriebswirtschaft, erworben und diese Unterlagen vorgelegt hatte, als nicht gegeben angesehen. Nach Auffassung des Gerichts durfte der Student allerdings auch noch im Laufe des gerichtlichen Eilverfahrens die in den USA besuchten Lehrveranstaltungen erläutern, so dass nach entsprechender Klarstellung die Anforderung erfüllt war.
Rangfolge der Bewerber wird in zweiter Stufe des Vergabeverfahrens nach Punkten festgelegt
Auf der zweiten Stufe des Vergabeverfahrens, im eigentlichen Auswahlverfahren, wurde die Rangfolge der Bewerber nach einem bis zu 100 Punkte reichenden Punktesystem festgestellt. Jeweils bis zu 10 Punkte wurden für die Noten des Abiturs und für ein mit der Bewerbung vorzulegendes Motivationsschreiben, ferner bis zu 40 Punkte für im vorangegangenen Studium in volkswirtschaftlichen Gebieten benotete Leistungen vergeben. Die Qualität des erworbenen ersten akademischen Abschlusses ging mit bis zu 40 Punkten in die Bewertung ein.
Bewertungsverfahren unzureichend
Dieses Bewertungsverfahren hat das Gericht als mit den maßgeblichen landesgesetzlichen Bestimmungen und dem Staatsvertrag vom 5. Juni 2008 unvereinbar angesehen. Das Punktesystem stelle bereits nach seiner Strukturanlage nicht sicher, dass die aus dem ersten akademischen berufsqualifizierenden Abschluss folgende Qualifikation, die Bachelornote, den nach dem Staatsvertrag „maßgeblichen“, im Verhältnis zu den sonstigen Kriterien sich durchsetzenden „Einfluss“ erhalte. Das gelte auch bei der Berücksichtigung der Noten für Leistungen in volkswirtschaftlichen Gebieten. Dabei handele es sich allein um im Studium erlangte Noten, nicht um die Note des Bachelorabschlusses.
© urteile.news (ra-online GmbH), Berlin 29.11.2010
Quelle: VG Münster/ra-online