21.11.2024
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Verwaltungsgericht Münster Beschluss06.08.2020

VG Münster: Kinder unter 10 Jahren dürfen nicht beim Paintball zuschauenWirtschaft­liches Interesse tritt hinter Schutz des Kindeswohls zurück

Die Möglichkeit für Kinder unter zehn Jahren, beim Paintball-Spiel zuzuschauen, verstößt gegen Vorschriften des Jugend­schutz­rechts. Dies geht aus einem Beschluss des Verwal­tungs­ge­richts Münster hervor.

Die Stadt Münster hatte der Betreiberin einer Paintball-Anlage untersagt, Personen unter zehn Jahren den Zutritt zu den Räumlichkeiten der Paintball-Anlage zu gewähren. Hiergegen richtete sich der Eilantrag der Antragstellerin. Durch das generelle Zutrittsverbot sei es Familien mit Kindern unter­schied­lichen Alters, die einen nicht zu vernach­läs­si­genden Teil der Zielgruppe ausmachten, nicht mehr möglich, gemeinsam die Paintball-Halle zu nutzen. Eine Gefahr für das körperliche, geistige oder seelische Wohl von Kindern sei nicht zu erkennen. Aus dem Aufenthaltsraum der Anlage sei ein großer Teil des Spielbetriebs nicht einsehbar.

VG: Schon das Zuschauen beim Paintball stellt Gefährdung der Kinder dar

Dieser Argumentation folgte das Gericht jedoch nicht. In den Gründen des Beschlusses heißt es unter anderem: Es sei davon auszugehen, dass von der Paintball-Anlage eine Gefährdung für das geistige und seelische Wohl jedenfalls für die hier maßgebliche Altersgruppe der Kinder unter zehn Jahren ausgehe. Beim Paintball-Spiel beschössen sich die Spieler unter anderem gegenseitig, die Treffer würden farbig markiert, womit die Benutzung echter Schusswaffen nachempfunden werde. Angesichts dessen sei ohne Weiteres anzunehmen, dass schon das Zusehen ähnlich wie z.B. das Betrachten von Kriegsfilmen eine Gefährdung im genannten Sinne darstelle, weil das Kampfgeschehen ein Bedroh­lich­keits­gefühl erzeuge und aggressive Überzeugungen und Einstellungen erzeugt und verstärkt würden.

Jugend­schutz­ge­fähr­dender Tatbestand auch für den Aufent­halts­bereich erfüllt

Im Hinblick darauf, dass in dem Gewerbebetrieb der Antragstellerin zwar nicht das kleinere, jedoch das größere Spielfeld zu ca. 75 % durch eine Scheibe vom Aufenthaltsraum aus einsehbar sei, sei der jugend­schutz­ge­fährdende Tatbestand auch für den Aufent­halts­bereich erfüllt. Die von der Antragstellerin angeführten finanziellen Interessen träten hinter dem Schutz der seelischen und geistigen Gesundheit von Kindern unter zehn Jahren zurück. Damit habe die Antragstellerin etwaige Umsatzeinbußen, die durch das Zutrittsverbot entstehen könnten, bis zur gerichtlichen Klärung in der Hauptsache hinzunehmen.

Quelle: Verwaltungsgericht Münster, ra-online (pm/ab)

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