23.11.2024
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Dokument-Nr. 29737

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Verwaltungsgericht Köln Beschluss19.01.2021

Video­über­wachung am Breslauer Platz in Köln muss vorerst eingestellt werdenNotwendigkeit der Video­über­wachung nicht ersichtlich

Die Polizei in Köln muss die Video­über­wachung des Breslauer Platzes bis zur Entscheidung über die Klage eines Bürgers einstellen. Dies hat das Verwal­tungs­gericht Köln entschieden und damit einem Eilantrag stattgegeben.

Anlässlich der Vorkommnisse in der Kölner Silvesternacht 2015/2016 überwacht die Polizei mit fest installierten Videokameras seit 2017 Bereiche vor dem Hauptbahnhof und dem Dom sowie die Kölner Ringe. Seit 2019 wurde die Videoüberwachung auf weitere öffentliche Bereiche ausgeweitet (Neumarkt, Ebertplatz, Breslauer Platz, Wiener Platz). Dies wird damit begründet, dass es sich um Krimi­na­li­täts­schwer­punkte handele und nur mit der Beobachtung durch die Kameras und die Video­auf­zeich­nungen Straftaten effektiv verhindert werden könnten. Hiergegen wendet sich ein Kölner Bürger seit längerem mit mehreren Klagen und Eilanträgen.

Antragsteller begehrt Untersagung der Video­über­wachung

Zwischen­zeitlich zusätzlich gestellte Anträge mit dem Ziel, die Video­über­wachung der Bereiche am Neumarkt, Ebertplatz und Breslauer Platz während des "Corona-Lockdown-Light" vorübergehend untersagen zu lassen, hatte das Gericht mit drei Beschlüssen vom 10. Dezember 2020 abgelehnt. Hinsichtlich des Breslauer Platzes hatte der Antragsteller, der sich dort regelmäßig aufhält, mit seinem nunmehr entschiedenen Eilantrag beantragt, der Polizei bis zum Abschluss des Klageverfahrens (Az.: 20 K6706/20) untersagen zu lassen, den Bereich des Breslauer Platzes mittels Videokameras zu beobachten und Bildauf­zeich­nungen zu fertigen und zu speichern. Dies verletze ihn in seinem Grundrecht auf informationelle Selbst­be­stimmung.

VG: Breslauer Platz kein "Krimi­na­li­täts­brennpunkt"

Dieser Eilantrag hatte vor dem Verwal­tungs­gericht Köln Erfolg. Nach Auffassung des Verwal­tungs­ge­richts liegen die Voraussetzungen des Polizeigesetzes NRW für die angegriffene Video­über­wachung am Breslauer Platz und die Speicherung der Aufnahmen nicht vor, weil es sich nicht um einen "Krimi­na­li­täts­brennpunkt" handele. Die Polizei dürfe einen öffentlich zugänglichen Ort nur dann mittels Bildübertragung beobachten und die übertragenen Bilder aufzeichnen, wenn dort signifikant viele Straftaten aus dem Bereich der Straßen­kri­mi­nalität begangen worden und zu erwarten seien. Ein Vergleich der verfügbaren Zahlen zur Straßen­kri­mi­nalität am Breslauer Platz insbesondere in den Jahren 2019 und 2020 mit der Straßen­kri­mi­nalität im übrigen Stadtgebiet zeige jedoch, dass im Bereich des Breslauer Platzes nur ,2 Prozent aller derartigen Delikte im Kölner Stadtgebiet begangen worden seien. Entgegen der Ansicht der Polizei sei der Breslauer Platz sowohl geographisch als auch nach seinem Platzcharakter dabei isoliert und nicht etwa als Teil der ebenfalls video­über­wachten Bereiche auf der anderen Seite des Hauptbahnhofs, der Dom-Platte und um den Dom herum zu betrachten.

Zweifel an Verhält­nis­mä­ßigkeit der Video­über­wachung

Es bestünden zudem Zweifel an der Verhältnismäßigkeit der Video­über­wachung des Breslauers Platzes. Die Straßen­kri­mi­nalität sei dort seit 2015 um ca. 50 Prozent gesunken; außerdem spreche Vieles dafür, dass die sich auf dem Breslauer Platz befindende Wache der Bundespolizei eine hinreichend abschreckende Wirkung auf potentielle Straftäterinnen und Straftäter entfalte.

Quelle: Verwaltungsgericht Köln, ra-online (pm/ab)

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