21.11.2024
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Dokument-Nr. 28920

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Verwaltungsgericht Koblenz Beschluss01.07.2020

Anti-Atomwaffen-Demonstranten dürfen Versor­gungszelte im militärischen Schutzbereich aufstellenDie Genehmigung einer baulichen Anlage stellt keine Auswirkungen auf Friedlichkeit da

Eine angemeldete und nicht verbotene Versammlung darf vorübergehend Versor­gungszelte, Toilet­te­n­anlagen und ähnliche Einrichtungen innerhalb eines militärischen Schutzbereichs errichten, sofern die Wirksamkeit der Vertei­di­gungs­anlage dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Dies entschied das Verwal­tungs­gericht Koblenz anlässlich einer geplanten sechstägigen Demonstration vor dem Fliegerhorst Büchel.

Im vorliegenden Fall beabsichtigt der Antragsteller, ein eingetragener Verein, unter dem Motto "Atomwaffen ächten - keine neue Aufrüstung - Verbotsvertrag" "für eine Welt ohne Atomwaffen und für den Beitritt Deutschlands zum internationalen Atomwaf­fen­ver­bots­vertrag" zu demonstrieren.

Wehrverwaltung erteilte bisher keine Genehmigung für Zeltaufstellung

Die Versammlung, die ordnungsgemäß bei der zuständigen Kreisverwaltung Cochem-Zell angemeldet wurde, soll in unmittelbarer Nachbarschaft zum Fliegerhorst Büchel (Vertei­di­gungs­anlage "Büchel II") stattfinden. Der Veranstalter plant, vor dem Zaun der Vertei­di­gungs­anlage ein großes Versamm­lungszelt (Grundfläche 5 m x 10 m), ein Infozelt (Grundfläche 5 m x 8 m), ein Küchenzelt (Grundfläche 3 m x 6 m), vier Toilet­ten­kabinen und drei Wohnwagen aufzustellen. Da sich der geplante Standort der Anlagen innerhalb eines festgelegten militärischen Schutzbereichs befindet, benötigen die Demonstranten dazu eine Genehmigung der zuständigen Wehrverwaltung. Diese wurde ihnen jedoch bislang nicht erteilt, weshalb sie sich mit einem Eilantrag an das Verwal­tungs­gericht Koblenz wandten.

VG verpflichtet Wehrverwaltung zur Erteilung der Genehmigung

Die Koblenzer Verwal­tungs­richter gaben den Demonstranten Recht und verpflichteten die Wehrverwaltung, die Genehmigung zur zeitlich begrenzten Errichtung der Versor­gungs­anlagen zu erteilen. Eine solche Genehmigung dürfe nur versagt werden, sofern dies zur Erhaltung der Wirksamkeit der Vertei­di­gungs­anlage erforderlich sei. Davon könne man nur ausgehen, wenn der ungehinderte Einsatz und die volle Ausnutzung der Wirkungen der Vertei­di­gungs­anlage beeinträchtigt würden. Dafür sei vorliegend aber nichts ersichtlich.

Gericht entscheidet nur über bauliche Anlage nicht über die geltend gemachten Bedenken gegen die Friedlichkeit der Versammlung

Die Antragsgegnerin habe selbst nicht vorgetragen, dass Beein­träch­ti­gungen zu befürchten seien. Soweit sie sich auf eine sogenannte Schutz­be­reich­s­ein­zel­for­derung berufe, wonach das Zelten innerhalb eines Abstands von 50 m vom Zaun der Anlage verboten sei, ändere dies nichts. Denn bei der "Einzelforderung" handele es sich um eine bloße verwal­tungs­interne Anweisung, die gegenüber dem Antragsteller keine Wirkungen entfalte. Die "Einzelforderung" entbinde zudem nicht von der konkreten Prüfung einer Beein­träch­tigung der Vertei­di­gungs­anlage im Einzelfall. Auch die Befürchtung der Antragsgegnerin, Versamm­lungs­teil­nehmer könnten die Zufahrt "überrennen", lasse die Verpflichtung zur Erteilung der schutz­be­reichs­be­zogenen Genehmigung nicht entfallen. Die damit geltend gemachten Bedenken gegen die Friedlichkeit der Versammlung müssten gegenüber der Kreisverwaltung erhoben werden, sie seien dagegen nicht Gegenstand des vorliegenden Verfahrens. In diesem gehe es um die baulichen Anlagen.

Veranstalter ist in Vergangenheit nie negativ aufgefallen

Es sei auch nicht erkennbar, inwieweit die konkreten baulichen Anlagen innerhalb des Schutzbereichs Auswirkungen auf die Friedlichkeit der Versammlung haben könnten. Im Übrigen sei nicht dargetan oder ersichtlich, dass der Antragsteller in der Vergangenheit bereits als Anmelder von Versammlungen in Erscheinung getreten sein könnte, bei denen die öffentliche Sicherheit - einschließlich der Wirksamkeit der Vertei­di­gungs­anlage "Büchel II" - in ihm zuzurechnender Art und Weise gefährdet worden wäre.

Quelle: Verwaltungsgericht Koblenz, ra-online (pm/ku)

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