21.11.2024
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Sie sehen einen Teil eines Daches, welches durch einen Sturm stark beschädigt wurde.
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Oberlandesgericht Hamm Urteil02.12.2014

Krankenhaus haftet nicht für Sturz einer Patientin beim alleinigen ToilettengangPatientin hätte mögliche Hilfeleistung des Pflegepersonals in Anspruch nehmen können

Eine Klinik haftet nicht für den Sturz einer Patientin bei einem Toilettengang, wenn die Patientin die Toilette alleine und ohne mögliche Hilfestellungen des Pflegepersonals aufsucht. Dies entschied das Oberlan­des­gericht Hamm und bestätigte damit das erstin­sta­nzliche Urteil des Landgerichts Arnsberg.

Dem Fall lag folgender Sachverhalt zugrunde: Die 1940 geborene Klägerin aus dem Hochsau­e­r­landkreis stürzte im März 2011 auf einer Treppe und zog sich eine Fraktur am linken Oberarm zu. Diese wurde im nahe gelegenen beklagten Krankenhaus operativ versorgt. Während des Kranken­haus­auf­ent­haltes musste die Klägerin zudem mit dem Einsatz einer Totalen­do­prothese an der Hüfte operiert werden. Wenige Tage nach der Hüftoperation stürzte die Klägerin, als sie die Kranken­hau­stoilette ohne Unterstützung des Pflegepersonals aufsuchte. Sie fiel auf einen erhöhten Toilettensitz zurück, der sich verschob. Die Klägerin verletzte sich erneut am linken Oberarm, als sie versuchte, sich abzustützen. Auch diese Verletzung musste operativ versorgt werden. Vom beklagten Krankenhaus hat die Klägerin Schadensersatz verlangt, unter anderem ein Schmerzensgeld in der Größenordnung von 40.000 Euro. Unter Hinweis auf im Schulterbereich verbliebene Schmerzen bemängelte sie, dass ihre Obera­rm­frakturen fehlerhaft operiert worden seien. Zudem machte sie geltend, dass das Krankenhaus für ihren Sturz auf der Toilette verantwortlich sei, bei dem sie von einem nur lose aufgelegten Toilettenring gerutscht sei.

Medizinischer Sachver­ständiger kann keine fehlerhafte operative Versorgung der Obera­rm­frakturen feststellen

Das Schaden­s­er­satz­be­gehren der Klägerin blieb ohne Erfolg. Das Oberlan­des­gericht Hamm konnte nach der Anhörung eines medizinischen Sachver­ständigen keine fehlerhafte operative Versorgung der Obera­rm­frakturen der Klägerin feststellen. Die bei den Operationen verwandten Schrauben seien ordnungsgemäß eingesetzt worden. Nach der letzten Operation im Schulterbereich verbliebene Schmerzen seien schicksalhaft und träten etwa bei einem Drittel der Patienten mit vergleichbaren Verletzungen auf.

Krankenhaus kann nicht für Sturz der Patientin verantwortlich gemacht werden

Für den Sturz der Klägerin beim Toilettengang sei das beklagte Krankenhaus ebenfalls nicht verantwortlich. Es könne nicht festgestellt werden, dass die Klägerin durch eine verkehr­s­un­sichere Sanitä­r­ein­richtung zu Fall gekommen sei. Die verwandte Toilet­te­n­er­höhung sei ausreichend stabil befestigt gewesen, auch wenn sie bei einem Sich-Fallen-lassen des Benutzers ausgehebelt werden könne. Dass die Klägerin die Toilette ohne Hilfe des Pflegepersonals aufgesucht habe, könne dem Krankenhaus nicht vorgeworfen werden. Nach den Ausführungen des Sachver­ständigen habe sie die Toilette auch nach den durchgeführten Operationen alleine aufsuchen dürfen, wenn sich dies selbst zugetraut habe. Die Klägerin selbst habe eingeräumt, dass sie am Unfalltage auf Hilfe des Pflegepersonals verzichtet habe, die Hilfe aber auf ihr Verlangen hin bekommen hätte. Da die Klägerin die mögliche Hilfeleistung des Pflegepersonals nicht in Anspruch genommen habe, wirke sich ihr Sturz nicht zulasten des Krankenhauses aus.

Quelle: Oberlandesgericht Hamm/ra-online

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