Dokument-Nr. 13706
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- WuM 2002, 328Zeitschrift: Wohnungswirtschaft und Mietrecht (WuM), Jahrgang: 2002, Seite: 328
- Amtsgericht München, Urteil, 484 UR II 189/00
- Wohnungseigentümer kann aufgrund der Schutz- und Treuepflichten der Wohnungseigentümer untereinander Entfernung eines Grillplatzes unter seinem Schlafzimmerfenster verlangenBayerisches Oberstes Landesgericht, Beschluss28.05.2001, 2Z BR 62/01
- Bayerisches Oberstes Landesgericht, Urteil28.05.2001, 2Z BR 62/01
Bayerisches Oberstes Landesgericht Beschluss20.03.2002
Wohnungseigentümer haben Anspruch auf Beseitigung eines direkt vor ihrem Wohnungsfenster gelegenen GrillplatzesAndere Wohnungseigentümer müssen der Entfernung des Grillplatzes zustimmen
Ein Grillplatz, der sich direkt vor dem Fenster einer Wohnung befindet, kann Grund für starke Geruchsbelästigungen sein. Dieser Umstand spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um die Frage geht, ob der Grillplatz entfernt werden soll. Mit Hinblick auf das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme können die Miteigentümer des Grillplatzes zur Zustimmung auf Beseitigung verpflichtet werden. Dies geht aus einem Beschluss des Bayerischen Obersten Landesgerichts hervor.
Im vorliegenden Fall stritten Wohnungseigentümer um die Entfernung eines Grillkamins. Die Antragsteller, ein Ehepaar, das die Entfernung des Kamins forderte, bewohnte das Erdgeschoss. Der Grillplatz mit Grillkamin, einem Tisch und zwei Bänken aus Holz, drei hölzernen Wagenrädern und einer Pergola aus Holz befanden sich direkt vor dem Fenster der Antragsteller. Das Ehepaar wollte den Antragsgegner dazu verpflichten, der Beseitigung und Entsorgung der Gegenstände auf dem Grillplatz zuzustimmen.
Antragsgegner wendet sich gegen ihm auferlegte Zustimmungsverpflichtung
Das Amtsgericht hatte die Anträge am 15. November abgewiesen und das Landgericht hat am 12. März 2001 die sofortige Beschwerde der Antragsteller zurückgewiesen. Der Senat hat den Beschluss des Landgerichts am 28. Mai 2001 (ZMR 2001, 909) aufgehoben und die Sache an das Landgericht zurückverwiesen. Das Landgericht hatte durch Beschluss vom 17. Dezember 2001 den Anträgen nunmehr stattgegeben. Mit der sofortigen weiteren Beschwerde wendet sich der Antragsgegner gegen die ihm in dem Beschluss des Landgerichts auferlegte Zustimmungsverpflichtung.
Im Hinblick auf das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme ist es dem Antragsgegner zuzumuten, der Entfernung des Grillkamins zuzustimmen
Das Bayerische Oberste Landesgericht bestätigte das vorausgegangene Urteil zum Teil. Demnach seien die Voraussetzungen für einen Beseitigungsanspruch der Antragsteller hinsichtlich des Grillkamins gemäß § 242 BGB zu Recht festgestellt worden. Dabei sei berücksichtigt worden, dass einerseits der Grillkamin bereits bei Begründung des Wohnungseigentums vorhanden gewesen sei. Andererseits wurde aber auch die bei der Benutzung des Kamins unvermeidlich entstehende Geruchsbeeinträchtigung mit in die Entscheidung einbezogen und zu Gunsten der Antragsteller berücksichtigt. Zudem habe sich der Grillplatz in einem heruntergekommenen Zustand befunden. Es habe auch eine entscheidende Rolle gespielt, dass sich der Grillkamin direkt vor dem Schlafzimmerfenster der Antragsteller befinde. Es sei dem Antragsgegner im Hinblick auf das sich aus dem Gemeinschaftsverhältnis ergebende Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme, wie es insbesondere in § 14 Nr. 1 WEG zum Ausdruck komme, zuzumuten, der Entfernung des Grillkamins zuzustimmen. Die Verpflichtung der Antragsteller, die Kosten der Beseitigung und Entsorgung zu tragen, sei aus Rechtsgründen nicht zu beanstanden.
Tisch, Bänke und Sitzplatz müssen nicht entfernt werden
Die bevorstehenden Überlegungen würden aber nicht für die Pergola und den Sitzplatz einschließlich Tisch, Bänken und Wagenrädern gelten. Soweit diese Gegenstände erneuerungsbedürftig sein sollten, hätten die Antragsteller einen Anspruch auf ordnungsgemäße Instandsetzung (§ 21 Abs. 4, Abs. 5 Nr. 2 WEG). Das Vorhandensein der Pergola mit dem Sitzplatz führe nicht zu einer größeren Lärmbeeinträchtigung als sie sonst gegeben wäre.
© urteile.news (ra-online GmbH), Berlin 10.09.2012
Quelle: ra-online, Bayerisches Oberstes Landesgericht (vt/st)
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