18.10.2024
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Dokument-Nr. 32268

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Bundesgerichtshof Beschluss23.06.2022

BGH bestätigt Verurteilung wegen Handeltreibens mit CBD-Blüten - Verurteilung ist kein Verstoß gegen die europa­rechtliche Waren­verkehrs­freiheitVerurteilung stellt keinen Verstoß gegen europa­rechtliche Waren­verkehrs­freiheit dar

Der Bundes­ge­richtshof hat die Revisionen zweier Angeklagter gegen ein Berliner Urteil verworfen, mit dem diese insbesondere wegen des Handels mit CBD-Blüten zu Freiheits­s­trafen verurteilt worden sind. Damit ist ein Urteil des Landgerichts Berlin rechtskräftig.

Nach den Urteils­fest­stel­lungen des Landgerichts erwarb der Hauptangeklagte - mit Unterstützung des zweiten Angeklagten und eines unbekannt gebliebenen Dritten - im September und Oktober 2019 jeweils 60 kg Blüten von Canna­bis­pflanzen mit einem hohen Anteil des Wirkstoffs Cannabidiol (CBD). Die CBD-Blüten verkaufte er gewinnbringend an Großhändler weiter, die diese ihrerseits an Spätver­kaufs­stellen und CBD-Shops veräußerten.

BGH: Keine Rechtsfehler zum Nachteil der Angeklagten

Das Landgericht Berlin hat einen der Angeklagten u. a. wegen bandenmäßigen Handeltreibens mit Betäu­bungs­mitteln in nicht geringer Menge in zwei Fällen und den anderen wegen Beihilfe hierzu zu Gesamt­frei­heits­s­trafen von drei Jahren neun Monaten und von zehn Monaten (deren Vollstreckung es zur Bewährung ausgesetzt hat) verurteilt. Die auf die Sachrüge veranlasste umfassende Überprüfung des Urteils hat keine Rechtsfehler zum Nachteil der Angeklagten ergeben. Insbesondere hat das Landgericht die CBD-Blüten zu Recht als Betäu­bungs­mittel im Sinne der Anlage I zum Betäu­bungs­mit­tel­gesetz (BtMG) eingeordnet.

Ausnah­me­vor­schrift für Cannabis greift nicht

Die Blüten fielen nicht unter eine Ausnah­me­vor­schrift für Cannabis. Zwar wiesen sie einen Wirkstoffgehalt von ,2 % THC auf und überschritten damit nicht den in der Ausnah­me­vor­schrift vorgesehenen Grenzwert. Es fehlte aber an der Voraussetzung, dass ein Missbrauch zu Rauschzwecken ausgeschlossen sein muss. Denn wurden die Blüten etwa beim Backen erhitzt, führte dies zur Freisetzung weiteren THC, das beim Konsum durch den Endabnehmer einen Cannabisrausch erzeugen konnte. Das war dem Haupt­an­ge­klagten bekannt, seinem Gehilfen gleichgültig.

Rechtsprechung des EuGH lässt keine Fragen offen

Entgegen der Auffassung der Revision stellt die Verurteilung wegen des Handels mit CBD-Blüten auch für den Fall keinen Verstoß gegen die europa­rechtliche Waren­ver­kehrs­freiheit (Art. 34 AEUV) dar, dass die Blüten in Spanien legal produziert wurden. Denn bei den Blüten handelte es sich um Suchtstoffe, mit denen der Handel von vornherein verboten ist und die daher nicht der Waren­ver­kehrs­freiheit unterfallen. Die dieser Beurteilung zugrun­de­lie­genden europa­recht­lichen Maßstäbe waren nach den einschlägigen Rechtsnormen so klar und durch die hierzu ergangene Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union (EuGH) so weit geklärt, dass keine Veranlassung bestand, eine Entscheidung des EuGH zur Vereinbarkeit mit Europarecht einzuholen (Art. 267 AEUV). Angesichts der Möglichkeit eines gesund­heits­ge­fähr­denden Missbrauchs der CBD-Blüten zu Rauschzwecken hat der Senat in der Strafbarkeit des Handels mit diesen auch keinen Verstoß gegen das verfas­sungs­rechtliche Übermaßverbot gesehen.

Quelle: Bundesgerichtshof, ra-online (pm/ab)

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