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Dokument-Nr. 32704

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Bundesgerichtshof Beschluss07.02.2023

Bundes­ge­richtshof bestätigt Unterbringung eines "Reichsbürgers" in einem psychiatrischen KrankenhausUnterbringung in Psychiatrie zum Schutz der Allgemeinheit nicht zu beanstanden

Ein Mann aus der Reichs­bür­gerszene, der angebliche Todesurteile über den Messengerdienst Telegram versandte, muss dauerhaft in einem psychiatrischen Krankenhaus bleiben. Der Bundes­ge­richtshof (BGH) bestätigte ein entsprechendes Urteil des Landgerichts Oldenburg.

Nach den vom Landgericht getroffenen Feststellungen war der Angeklagte davon überzeugt, das "Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force" ("SHAEF"), das Hauptquartier der alliierten Streitkräfte in Nordwest- und Mitteleuropa während des Zweiten Weltkrieges ab Ende 1943, bestehe fort und sei die regierende Instanz in Deutschland; die Existenz der Bundesrepublik Deutschland verneinte er. Er nahm an, er sei vom früheren US-Präsidenten Trump zum "Commander" der US-Streitkräfte ernannt und mit der Ausübung von Hoheitsrechten auf deutschem Staatsgebiet beauftragt worden. Er sei berechtigt und verpflichtet, in Deutschland verbindliche Befehle zu erteilen und rechtsprechende Gewalt auszuüben. Der Angeklagte richtete im Internet Telegram-Kanäle ein, die jeweils mehrere tausend "Follower" - überwiegend aus dem Kreis anderer sogenannter "Reichsbürger" - hatten, um auf diesem Wege Befehle zu erteilen.

Tötungsbefehle per Telegramm erteilt und "Todesurteilen" verkündet

Im Herbst 2021 forderte er einen gesondert Verfolgten, der sich ratsuchend an ihn gewandt hatte, mittels einer in einen seiner Telegramkanäle eingestellten Audionachricht dazu auf, den Bürgermeister einer norddeutschen Kleinstadt zu töten, sofern dieser sich weiterhin weigere, das "Amtsblatt der Alliierten Hohen Kommission" im Rathaus auszulegen. Zudem verkündete er im Internet eine Vielzahl von "Todesurteilen" gegen Personen des öffentlichen Lebens, Polizeibeamte, Justi­zan­ge­hörige, einen Journalisten und weitere Personen, die sich aus seiner Sicht fehlerhaft verhalten hatten, etwa weil sie für Impfungen gegen das Corona-Virus eingetreten oder gegen Angehörige der Reichs­bür­gerszene vorgegangen waren. Der Angeklagte erwartete, dass Gleichgesinnte, die seine Autorität anerkannten, seine "Todesurteile" vollstrecken würden.

Freispruch wegen Schul­d­un­fä­higkeit

Das Landgericht ist - durch einen psychiatrischen Sachver­ständigen beraten - zu der Feststellung gelangt, dass der Angeklagte an einer Wahnerkrankung leidet und daher in schuldunfähigem Zustand handelte. Zugleich hat es angenommen, von dem Angeklagten seien krank­heits­bedingt in Zukunft vergleichbare, als erheblich gewertete Taten zu erwarten, weshalb er für die Allgemeinheit gefährlich sei. Es hat daher seine - unbefristete - Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus gemäß § 63 StGB angeordnet. Zudem hat es mehrere im Eigentum des Angeklagten stehende Gegenstände, darunter ein Smartphone und einen Tabletcomputer, als Tatmittel eingezogen. Gegen das Urteil des Landgerichts Oldenburg hat der Angeklagte Revision eingelegt.

Nur über die Einziehung neu zu verhandeln

Die Überprüfung des Urteils durch den Bundes­ge­richtshof hat, soweit es die Annahme von Schul­d­un­fä­higkeit des Angeklagten und die Anordnung seiner Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus anbelangt, keinen Rechtsfehler zum Nachteil des Angeklagten ergeben. Insofern hat der Senat das Rechtsmittel verworfen. Lediglich die Einzie­hungs­ent­scheidung hat der Senat aufgehoben, weil das Landgericht diese nicht rechts­feh­lerfrei begründet hat. Über die Einziehung wird daher eine andere Strafkammer des Landgerichts Oldenburg neu zu verhandeln und zu entscheiden haben.

Quelle: Bundesgerichtshof, ra-online (pm/ab)

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