15.11.2024
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Dokument-Nr. 9654

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Verwaltungsgericht Stuttgart Urteil23.04.2010

Antrag auf Übertragung von Erzie­hungs­urlaub muss bis zum dritten Lebensjahr des Kindes erfolgenAuch bei vollständig, nur teilweise oder gar nicht genommenen Erzie­hungs­urlaub besteht nach Fristablauf kein Anspruch mehr auf Elternzeit

Die Übertragung von Erzie­hungs­urlaub von Landesbeamten muss bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres des Kindes beantragt werden. Das hat das Verwal­tungs­gericht Stuttgart entschieden.

Die im Jahre 1970 geborene Klägerin steht als Lehrerin (Besol­dungs­gruppe A 12) in Diensten des beklagten Landes. Auf ihren Antrag hin gewährte ihr das damalige Oberschulamt Stuttgart für ihren im Juni 2002 geborenen Sohn für zwei Jahre Erziehungsurlaub (Höchstdauer nach der einschlägigen Verordnung: 3 Jahre). Ein Hinweis darauf, dass die Klägerin die gesetzlich vorgesehene Möglichkeit, einen Anteil des Erzie­hungs­urlaubs von bis zu zwölf Monaten auf die Zeit bis zur Vollendung des achten Lebensjahres dieses Kindes zu übertragen, bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres dieses Kindes beantragen müsse, erfolgte nicht. Bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres ihres Sohnes stellte die Klägerin keinen Antrag auf Übertragung des ursprünglich nicht in Anspruch genommenen Anteils des Erzie­hungs­urlaubs. Im Januar 2008 beantragte sie die Gewährung des seinerzeit nicht in Anspruch genommenen Anteils des Erzie­hungs­urlaubs von einem Jahr. Dies lehnte das Staatliche Schulamt bei der Landes­hauptstadt Stuttgart mit der Begründung ab, die Klägerin habe bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres des Kindes keinen Antrag auf Übertragung des noch nicht in Anspruch genommenen Teils der Elternzeit gestellt.

Dienstherr für Lehrer­be­da­rfs­pla­nungen auf rechtzeitige Unterrichtung über Erzie­hungs­urlaub angewiesen

Das Verwal­tungs­gericht Stuttgart gab dem Schulamt recht. Die Klägerin habe keinen Anspruch auf Gewährung des bisher nicht in Anspruch genommenen Anteils des Erzie­hungs­urlaubs bzw. der Elternzeit für ihren im Juni 2002 geborenen Sohn. Der Anspruch bestehe nach dem klaren Wortlaut der Vorschriften bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres eines Kindes. Habe das Kind, von dem der Anspruch auf Erzie­hungs­urlaub abgeleitet werde, das dritten Lebensjahr vollendet, bestehe daher grundsätzlich kein Anspruch auf Erzie­hungs­urlaub mehr und zwar gleichgültig, ob der bis zu diesem Zeitpunkt zustehende Erzie­hungs­urlaub vollständig, nur teilweise oder gar nicht in Anspruch genommen worden sei. Denn der Dienstherr sei im Hinblick auf seine Lehrer­be­da­rfs­pla­nungen darauf angewiesen, rechtzeitig zu erfahren, ob, gegebenenfalls zu welchen Anteilen und bis zu welchem Zeitpunkt Erzie­hungs­urlaub in Anspruch genommen werde. Damit sei eine materielle Ausschlussfrist festgelegt worden, mit deren Ablauf der Anspruch auf Erzie­hungs­urlaub nach dem Willen des Dienstherrn erlösche.

Anträge auf Übertragung nicht genommenen Erzie­hungs­urlaubs können nur während des Laufs der Ausschlussfrist gestellt werden

Dem Wesen einer solchen Ausschlussfrist entspreche es auch, dass Anträge auf Übertragung eines Anteils des bisher nicht in Anspruch genommenen Erzie­hungs­urlaubs nur während des Laufs dieser Ausschlussfrist gestellt werden könnten, ohne dass es hierzu eines Hinweises des Dienstherrn bedurft hätte.

Quelle: ra-online, VG Stuttgart

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