24.11.2024
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Verwaltungsgericht Neustadt Urteil21.06.2017

Errichtung einer Werbeanlage in der Nähe eines Friedhofs zulässigWerbeanlage auf gesamtem Fried­hofs­gelände nicht wahrnehmbar

Das Verwal­tungs­gericht Neustadt hat entschieden, dass ein Plakat­anschlag­unternehmen Anspruch auf die Erteilung einer Baugenehmigung für eine Werbeanlage im näheren Umkreis eines Friedhofs hat.

Dem Verfahren lag folgender Sachverhalt zugrunde: Das mit einem Versor­gungs­gebäude der Telekom AG bebaute Grundstück, auf dem die Werbeanlage errichtet werden soll, liegt im unbeplanten Innenbereich von Elmstein, einer Ortsgemeinde im Landkreis Bad Dürkheim. Das Grundstück liegt sowohl an der Hauptstraße als auch an der Friedhofstraße. Auf der gegen­über­lie­genden Straßenseite der Friedhofstraße befindet sich etwa 20 m vom Versor­gungs­gebäude der Telekom AG entfernt der Haupteingang zum Friedhof. Neben Gräbern befinden sich darauf eine Friedhofshalle und ein Ehrenmal. Vor dem Friedhof steht ein neugotisches Friedhofskreuz aus dem Jahre 1896, das ebenso wie das Ehrenmal in der Denkmal­to­po­graphie des Landkreises Bad Dürkheim als Kulturdenkmal eingetragen ist. In dem betreffenden Bereich befinden sich ansonsten Wohngebäude und gewerbliche Betriebe. Die Klägerin stellte im Juni 2016 einen Antrag auf Genehmigung einer unbeleuchteten Plaka­t­an­schlagtafel im Euroformat (ca. 3,8 m x 2,8 m) auf dem genannten Grundstück, dessen Eigentümer mit der Errichtung der Werbetafel einverstanden ist. Die Werbeanlage soll unmittelbar an der Wand des Versor­gungs­ge­bäudes angebracht werden, so dass sie insbesondere von den aus Osten kommenden Kraft­fahr­zeug­führern wahrgenommen werden kann.

Geplanter Standort der Werbeanlage befindet sich aufgrund der Nähe zum Friedhof in sensiblem Bereich

Der Beklagte beteiligte die Ortsgemeinde Elmstein an dem Bauge­n­eh­mi­gungs­ver­fahren, die ihr Einvernehmen zu dem Bauvorhaben versagte. Im März 2017 lehnte der Landkreis den Bauantrag der Klägerin ab. Gegen die von der Klägerin erhobene Klage wandten sowohl Kreis als auch Gemeinde ein, dass sich der geplante Standort der Werbeanlage aufgrund der Nähe zum Friedhof in einem sensiblen Bereich befinde. Die Besucher des Friedhofs würden durch den Anblick der Werbetafel in ihrem Pietäts­emp­finden gestört. Ferner befänden sich vor und auf dem Friedhof zwei Kulturdenkmäler.

Bauvorhaben ist planungs­rechtlich zulässig

Das Verwal­tungs­gericht Neustadt gab der Klage nach Durchführung eines Ortstermins statt und führte zur Begründung aus, dass das Bauvorhaben planungs­rechtlich zulässig sei. Die Eigenart der näheren Umgebung entspreche nach den bei der Ortsbe­sich­tigung gewonnenen Erkenntnissen einem faktischen Mischgebiet, denn dort stünden Wohnen und Gewerbe in einem Mischverhältnis. Eine Werbeanlage, die - wie hier - Fremdwerbung zum Gegenstand habe, stelle baupla­nungs­rechtlich eine eigenständige Hauptnutzung in Form einer zulässigen nicht störenden gewerblichen Nutzung dar. Es sei nicht erkennbar, dass die Errichtung der nicht beleuchteten Werbeanlage unzulässige bodenrechtlich beachtliche Spannungen begründen würde. Bei der Werbetafel handele es sich im Übrigen um einen im inner­städ­tischen Bereich typischen Anblick, so dass auch eine Ortsbe­ein­träch­tigung nicht zu befürchten sei.

Passieren der Werbeanlage auf dem Weg zum Friedhof stellt keine Beein­träch­tigung von besonderer Rücksichts­lo­sigkeit dar

Die Werbeanlage sei auch nicht deshalb rücksichtslos, weil sie in räumlicher Nähe zum örtlichen Friedhof errichtet werden solle. Zwar gehöre zur Ermöglichung einer ordnungsgemäßen und ihrer Bestimmung entsprechenden Nutzung eines Friedhofs auch die gesell­schaftlich anerkannte würdevolle Ausübung des Totengedenkens. Der Schutz des Totengedenkens fordere daher Rücksichtnahme durch die Nachbarschaft. Soweit die beigeladene Ortsgemeinde befürchte, der Schutz des Totengedenkens und des Pietätsgefühls der Hinterbliebenen sei infolge der Errichtung der Werbetafel an der besagten Stelle in Gefahr, könne dem nicht gefolgt werden. Die Fried­hofs­be­sucher seien, wie die Ortsbe­sich­tigung gezeigt habe, während ihres Aufenthalts auf dem Friedhof der Werbeanlage der Klägerin gerade nicht unmittelbar ausgesetzt. Auf dem gesamten Fried­hofs­gelände sei die Werbeanlage nicht wahrnehmbar. Dass die Fried­hofs­be­sucher auf dem Weg zum Friedhof an der Werbeanlage vorbeikämen, stelle keine Beein­träch­tigung von einigem Gewicht dar, die es rechtfertigen könnte, von einer besonderen Rücksichtslosigkeit auszugehen.

Kein Verstoß gegen bauord­nungs­recht­liches Verun­stal­tungs­verbot

Die Werbeanlage verstoße auch weder gegen das bauord­nungs­rechtliche Verun­stal­tungs­verbot noch liege eine relevante Beein­träch­tigung des Denkmalschutzes im Hinblick auf das Ehrenmal auf dem Friedhof und das neugotische Friedhofskreuz vor dem Friedhof vor.

Quelle: Verwaltungsgericht Neustadt/ra-online

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