18.10.2024
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Dokument-Nr. 24419

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Verwaltungsgericht Berlin Beschluss20.06.2017

Castor-Transporte mit Atommüll auf dem Neckar vorerst zulässigAbwägung wider­strei­tender Interessen spricht für Vollziehung der Transport­genehmigung

Das Verwal­tungs­gericht Berlin hat in einem Eilbeschluss entschieden, dass auf dem Neckar vorerst Castor-Transporte mit Atommüll durchgeführt werden dürfen.

Ein auf die Durchführung von Kernbrenn­stoffen spezialisiertes und vom Kraft­werks­be­treiber beauftragtes Unternehmen beantragte im März 2014 die Erteilung einer Genehmigung für den Transport von bestrahlten Brennelementen vom stillgelegten Kernkraftwerk Obrigheim zum Zwischenlager Neckarwestheim. Das in Berlin ansässige Bundesamt für kerntechnische Entsor­gungs­si­cherheit (BfE) erteilte die Genehmigung am 16. Mai 2017 und ordnete deren sofortige Vollziehung an. Danach darf das Unternehmen fünf derartige Transporte mittels Castor-Behältern bis November 2018 zu Lande und zu Wasser unter Einhaltung strenger Auflagen durchführen. Die an der Transportroute belegene Gemeinde Neckarwestheim beantragte beim BfE zunächst Einsicht in die Geneh­mi­gungs­un­terlagen; sie erhielt daraufhin teilweise geschwärzte Unterlagen, soweit potentielle Sicherungs- bzw. Schutzmaßnahmen betroffen waren. Auch das Siche­rungs­konzept und die Korrespondenz mit den Sicher­heits­be­hörden wurden aus Gründen der Geheimhaltung nicht herausgegeben. Mit ihrem Eilantrag will die Gemeinde Neckarwestheim die Transporte vorerst stoppen. Sie macht Gefahren für gemeindeeigene Einrichtungen wie ein Klärwerk, mehrere Kindergärten und eine Sporthalle geltend, deren Tragweite sie nur nach vollständiger Akteneinsicht einschätzen könne.

Sicher­heits­konzept aus Geheim­hal­tungs­gründen auch für Gericht nicht bekannt

Das Verwal­tungs­gericht Berlin wies den Eilantrag zurück. Zwar sei die Rechtmäßigkeit der Genehmigung in der Sache im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu klären und daher offen. Die Einschätzung, ob der erforderliche Schutz gegen die Risiken einer Freisetzung ionisierender Strahlung nach Maßgabe des insoweit vorgesehenen Sicherungs- und Schutzkonzepts gewährleistet sei, könne nicht vorgenommen werden. Denn ohne Vorlage des auch dem Gericht aus Geheim­hal­tungs­gründen nicht zugänglich gemachten Sicher­heits­konzepts sei dies nicht möglich. Ausnahmsweise könne das Gericht aber im Eilverfahren entscheiden, ohne das für diese Konstellation vorgesehene "in-camera-Verfahren" zur Überprüfung der Rechtmäßigkeit der Verweigerung der Aktenvorlage durchzuführen; denn die Entscheidung würde ansonsten erheblich verzögert, und im Übrigen verursachten die Transporte nicht mit Sicherheit nicht wieder rückgängig zu machenden Nachteile für die Antragstellerin. Vielmehr gehe es ausschließlich um die Frage, ob eine Risikoerhöhung im Bereich der Vorsor­ge­maß­nahmen bestehe.

Gericht verweist auf erhebliches öffentliches Interesse an zeitnahem Rückbau des Kernkraftwerkes

Bei dieser Sachlage könne nur eine Abwägung der wider­strei­tenden Interessen vorgenommen werden, die für die Vollziehung der Trans­port­ge­neh­migung spreche. Es bestehe ein erhebliches öffentliches Interesse an einem zeitnahen Rückbau des Kernkraftwerkes Obrigheim, der ansonsten verzögert werde. Vor diesem Hintergrund sei es der Antragstellerin, die als Gemeinde lediglich eine Verletzung der gemeindlichen Selbst­ver­wal­tungs­ga­rantie rügen könne, zumutbar, den Vollzug der Genehmigung vorläufig hinzunehmen.

Quelle: Verwaltungsgericht Berlin/ra-online

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