18.10.2024
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Sie sehen einen Vertrag, der gerade unterzeichnet wird und davor die ilhouetten von zwei Personen.
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Oberlandesgericht Hamm Beschluss15.12.2015

Kfz-Käufer trägt bei sofortiger Klage wegen Fahrzeugmängeln das KostenrisikoKäufer darf nicht grundsätzlich von Durchsetzung eines gewährleistungs­rechtlichen Nach­besserungs­anspruchs einzig im Klageverfahren ausgehen

Der Käufer eines Fahrzeugs trägt das Kostenrisiko gerichtlicher Verfahren zur Klärung von Mängeln am Fahrzeug, wenn er dem zur Nachbesserung bereiten Verkäufer vor der Inanspruchnahme der Gerichte keine Gelegenheit gibt, die Sache auf die gerügten Mängel hin zu untersuchen und etwaige Mängel selbst zu beseitigen. Unter Hinweis auf diese Rechtslage hat das Oberlan­des­gericht Hamm die angefochtene, erstin­sta­nzliche Kosten­ent­scheidung des Landgerichts Bielefeld abgeändert.

Dem Fall lag folgender Sachverhalt zugrunde: Im Januar 2014 erwarb der Kläger aus Zetel vom beklagten Autohaus aus Versmold einen gebrauchten VW Passat für 6.750 Euro. Auf eine erste Mängelrüge des Klägers ersetzte die Beklagte den Turbolader. Im Mai 2014 rügte der Kläger einen weiteren Mangel und forderte von der Beklagten auf der Grundlage eines Kosten­vor­an­schlages eines weiteren Autohauses Schadensersatz in Höhe von ca. 4.500 Euro. Dabei hatte er von dem ermittelten Repara­tur­kos­ten­betrag bereits 5.000 Euro in Abzug gebracht, die die Garan­tie­ver­si­cherung zu übernehmen bereit war. Die Beklagte lehnte die verlangte Zahlung ab, erklärte sich aber bereit, das Fahrzeug zu überprüfen und notwendige Reparaturen selbst durchzuführen. Darauf ging der Kläger nicht ein. Er leitete ein selbständiges Beweisverfahren ein, um die Mängel durch einen gerichtlich bestellten Sachver­ständigen klären zu lassen. Der in dem Verfahren beauftragte Sachverständige ermittelte Anfang des Jahres 2015 einen defekten Ölpumpenantrieb, den die Beklagte sodann für den Kläger kostenfrei reparierte. Auf eine gerichtliche Feststel­lungsklage des Klägers hat die Beklagte ihre Verpflichtung zur Mängelbeseitigung sofort anerkannt. In der Folgezeit stritten die Parteien darüber, wer die Kosten des selbständigen Beweis­ver­fahrens und der gerichtlichen Feststel­lungsklage zu tragen hat.

Beklagte gab keine Veranlassung zur Inanspruchnahme der Gerichte

Letztlich unterlag der Kläger im Streit über die Kosten der gerichtlichen Verfahren. Das Oberlan­des­gericht Hamm entschied, dass der Kläger die Kosten des selbständigen Beweis­ver­fahrens und der erstin­sta­nz­lichen Feststel­lungsklage zu tragen hat, weil die Beklagte ihre Verpflichtung zur Mängel­be­sei­tigung in dem gerichtlichen Verfahren sofort anerkannt und dem Kläger keine Veranlassung zur Inanspruchnahme der Gerichte gegeben habe. Der Kläger habe vor der Einleitung des selbständigen Beweis­ver­fahrens nicht davon ausgehen müssen, seinen gewähr­leis­tungs­recht­lichen Nachbes­se­rungs­an­spruch nur im Klagewege durchsetzen zu können. Die Beklagte habe vielmehr sowohl vorprozessual als auch während des selbständigen Beweis­ver­fahrens ihre Bereitschaft bekundet, Mängelrügen zu prüfen und etwaige Mängel nachzubessern. Mehr sei von ihr nicht zu verlangen gewesen, nachdem sie der Kläger nach der Reparatur des Turboladers nicht zuvor erneut zur Nachbesserung aufgefordert worden sei. Auf das - mangels vorangegangener vergeblicher Aufforderung zur Nacherfüllung - unberechtigte Zahlungs­ver­langen des Klägers habe sich die Beklagte nicht einlassen müssen.

Reparatur gebrauchter Fahrzeuge kann fachgerecht auch unter Einsatz gebrauchter Austauschteile erfolgen

Dass die Beklagte für den Fall einer Reparatur die Verwendung gebrauchter Austauschteile in Aussicht gestellt habe, sei nicht zu beanstanden, weil die Reparatur gebrauchter Fahrzeuge auch unter dem Einsatz gebrauchter Austauschteile fachgerecht erfolgen könne. So entspreche insbesondere der Einsatz genera­l­über­holter Motoren dem technischen Standard.

Quelle: Oberlandesgericht Hamm/ra-online

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