18.10.2024
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Dokument-Nr. 32806

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Beschluss27.03.2023Oberlandesgericht Frankfurt am Main17 W 8/23
Vorinstanz:
  • Landgericht Hanau, Beschluss28.02.2023, 9 O 213/23
ergänzende Informationen

Oberlandesgericht Frankfurt am Main Beschluss27.03.2023

Kein Anspruch auf Freischaltung von privaten Facebook-Konto ohne DringlichkeitAnspruch auf Konto­frei­schaltung muss hinreichend begründet werden

Wurde ein privat genutztes Facebook-Konto aus Sicher­heits­gründen gesperrt, hat der Nutzer im Eilverfahren keinen Anspruch auf Freischaltung, wenn Facebook bereits die unwie­der­bringliche Kontolöschung untersagt wurde. Dass der Nutzer vorübergehend bis zum Abschluss eines etwaigen Hauptverfahrens seine privaten Kontakte über Facebook nicht pflegen kann, ist hinzunehmen. Das Oberlan­des­gericht am Main (OLG) hat mit seiner Entscheidung die Beschwerde einer Facebook-Nutzerin zurückgewiesen.

Die Antragstellerin verfügt über ein Facebook-Konto. Facebook sperrte und deaktivierte dieses Konto, da die Standards der Facebook-Gemeinschaft nicht eingehalten worden seien. Die Antragstellerin, die behauptete, ihr Konto sei „gehackt“ worden, beantragte daraufhin eine einstweilige Verfügung. Facebook sollte verpflichtet werden, das Konto wieder­her­zu­stellen und ihr die Nutzung wieder zu ermöglichen. Jedenfalls sollte Facebook verboten werden, das Konto unwie­der­bringlich zu löschen. Das Landgericht hatte Facebook untersagt, das Konto unwie­der­bringlich zu löschen und im Übrigen den Antrag zurückgewiesen. Mit ihrer hiergegen eingelegten sofortigen Beschwerde begehrt die Antragstellerin weiterhin die Wieder­her­stellung des Kontos und die Einräumung der Nutzungs­mög­lichkeit.

Keine hinreichenden Gründe für die besondere Dringlichkeit des Anliegens dargetan

Hiermit hatte sie auch vor dem OLG keinen Erfolg. Die Antragstellerin habe keine hinreichenden Gründe für die besondere Dringlichkeit ihres Anliegens dargetan. Durch das bereits vom Landgericht veranlasste Verbot der Kontolöschung sei die Antragstellerin hinreichend gegen den Verlust der von ihr benötigten und über ihr Konto abrufbaren Daten gesichert. Dass die Antragstellerin bis zum Abschluss eines Haupt­sa­che­ver­fahrens, in dem die Aufhebung der Kontosperre unter Deaktivierung begehrt werden kann, auf die aktive (und wohl auch passive) Nutzung des Facebook-Kontos verzichten müsste, wäre von ihr hinzunehmen, führte das OLG weiter aus.

Private Kontaktpflege auch über andere soziale Medien möglich

Anders als in einer von ihr herangezogenen Entscheidung eines anderen OLG ginge es hier auch nicht um den Verlust einer fünfstelligen Zahl von Followern. Die Antragstellerin berufe sich vielmehr ausschließlich auf ihre private Kontaktpflege und die damit einhergehende Kommunikation. Es sei fernliegend, dass die Antragstellerin diese Kontakte nicht über andere soziale Medien bedienen könne. Zudem stünde hier weiterhin im Raum, dass das Facebook- Konto von Dritten unberechtigt genutzt worden sei. Es sei nicht dargelegt, dass eine weitergehende derartige Nutzung im Fall der Aktivierung des Kontos im Eilverfahren verhindert werde. Die Entscheidung ist nicht anfechtbar.

Quelle: Oberlandesgericht Frankfurt am Main, ra-online (pm/ab)

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