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Landesarbeitsgericht Schleswig-Holstein Urteil29.03.2011

LAG Schleswig-Holstein: Systematische Manipulation von Zeiter­fas­sungsdaten rechtfertigt außer­or­dentliche KündigungSchwerwiegende arbeits­ver­tragliche Pflicht­ver­letzung grundsätzlich für fristlose Kündigung geeignet

Eine systematische Manipulation von Zeiter­fas­sungsdaten erweist sich als schwerwiegende arbeits­ver­tragliche Pflicht­ver­letzung, die grundsätzlich geeignet ist, eine fristlose Kündigung zu rechtfertigen. Dies hat das Landes­arbeits­gericht Schleswig-Holstein entschieden.

Im Unternehmen der Beklagten, einem Neumünsteraner Autohaus und Werkstatt­betrieb, arbeiten die Monteure, so auch der Kläger, u.a. im Leistungslohn, der nach so genannten festgelegten Arbeitswerten (AW) pro Stunde abgerechnet wird. Für diese Arbeiten müssen sich die Arbeitnehmer jeweils in ein Zeiter­fas­sungs­system einstempeln. 12 Arbeitswerte pro Stunde entsprechen dabei 100 %. Sofern an den Auftrags­a­r­beiten ein Auszubildender mitarbeitet, erhöht sich der Arbeitswert auf 14 bzw. 16 Arbeitswerte je Stunde. Am 12. März 2010 wies der Werkstattleiter den 58-jährigen und seit 1978 bei der Beklagten beschäftigten Kläger an, einen Ölwechsel an einem Fahrzeug mit 9 Arbeitswerten, entsprechend 45 Minuten zu erledigen. Um die Verkleidung des auf der Hebebühne stehenden Autos abschrauben zu können, rief der Kläger einen Auszubildenden hinzu, der die Verkleidung während des Schraubens halten sollte. Diese Hilfestellung dauerte eine Minute. Der Kläger wies den Auszubildenden an, sich für diese kurze Zeit nicht in das Zeiter­fas­sungs­system einzustempeln. Diesen Vorfall nahm die Beklagte zum Anlass einer fristlosen, hilfsweise fristgerechten Kündigung. Das Arbeitsgericht hat der Kündi­gungs­schutzklage stattgegeben. Die Berufung der Beklagten blieb vor dem Landes­a­r­beits­gericht Schleswig-Holstein ohne Erfolg.

Auch Anweisung des Arbeitnehmer an Auszubildenden zur Manipulation der Zeiterfassung rechtfertigt außer­or­dentliche Kündigung

Zur Begründung führte das Landes­a­r­beits­gericht aus, dass ein systematischer Missbrauch der Zeiterfassung grundsätzlich einen wichtigen Grund zur außer­or­dent­lichen Kündigung darstellen kann. Dies gilt auch dann, wenn der Arbeitnehmer einen Anderen anweist, die Zeiterfassung zu manipulieren, um selbst eine höhere Vergütung zu erzielen. Das gerügte Verhalten des Klägers am 12. März 2010 ist indessen eine verhältnismäßig geringfüge Verletzung, da der Auszubildende den Kläger nur eine Minute unterstützt hat. Soweit sich die Beklagte darauf beruft, dass der Kläger in der Anhörung erklärt habe, immer so zu verfahren, kann daraus nicht geschluss­folgert werden, dass der Kläger die Auszubildenden stets daran gehindert hat, in den Leistungslohn umzustempeln. Die Beklagte hat zudem keine präzisen Anweisungen zum Einstempeln in die verschiedenen Arbeiten erteilt.

Quelle: Landesarbeitsgericht Schleswig-Holstein/ra-online

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