21.11.2024
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Landesarbeitsgericht Köln Urteil09.04.2019

Arbeitgeber muss Arbeitnehmer auf drohenden Verfall von Urlaubs­ansprüchen hinweisenBeleh­rungs­pflicht des Arbeitgebers bezieht sich auch auf Urlaub aus vorangegangenen Kalenderjahren

Das Landes­arbeits­gericht Köln hat entschieden, dass der Urlaubsanspruch eines Arbeitnehmers in der Regel nur dann am Ende des Kalenderjahres erlischt, wenn der Arbeitgeber den Arbeitnehmer zuvor über seinen Urlaubsanspruch und die Verfallfristen belehrt hat. Diese Initiativlast des Arbeitgebers bezieht sich nicht nur auf das laufende Kalenderjahr, sondern auch auf den Urlaub aus vorangegangenen Kalenderjahren.

Der Kläger des zugrunde liegenden Streitfalls war in der Zeit vom 1. September 2012 bis zum 31. März 2017 als Bote bei dem beklagten Apotheker beschäftigt. Bezüglich der Urlaubs­ansprüche des Klägers trafen die Parteien im Arbeitsvertrag eine Regelung, wonach der Kläger seinen Jahresurlaub auf eigenen Wunsch in Form einer wöchentlichen Arbeits­zeit­ver­kürzung nimmt. Statt der bezahlten 30 Stunden/Woche arbeitete der Kläger nur 27,5 Stunden/Woche. Die Gewährung darüber hinausgehenden Urlaubs hatte der Kläger während des Arbeits­ver­hält­nisses nicht verlangt. Nach Beendigung des Arbeits­ver­hält­nisses begehrte der Kläger einen finanziellen Ausgleich für den in den Jahren 2014, 2015 und 2016 nicht gewährten Urlaub.

Urlaubs­ansprüche des Klägers durch geringeren Arbeits­zei­t­umfang nicht erfüllt

In erster Instanz hatte der Kläger mit seiner Klage im Hinblick auf Urlaub aus den Jahren 2014, 2015 und 2016 keinen Erfolg. Die Berufung des Klägers vor dem Landes­a­r­beits­gericht Köln war im Wesentlichen erfolgreich. Nach der Bewertung des Landes­a­r­beits­ge­richts sind die Urlaubs­ansprüche des Klägers nicht durch den geringeren Arbeits­zei­t­umfang erfüllt worden. Die wöchentliche Arbeits­zeit­ver­kürzung stelle keinen Erholungsurlaub im Sinne des Bundes­ur­laubs­ge­setzes dar.

Arbeitgeber muss deutlich auf drohenden Verfall von Urlaub hinweisen

Die Urlaubs­ansprüche des Klägers seien auch nicht gemäß § 7 Abs. 3 BUrlG verfallen. Unter Berück­sich­tigung des europäischen Rechts verfalle der Urlaub eines Arbeitnehmers in der Regel nur, wenn der Arbeitgeber ihn zuvor konkret aufgefordert habe, den Urlaub zu nehmen, und ihn klar und rechtzeitig darauf hingewiesen habe, dass der Urlaub anderenfalls mit Ablauf des Urlaubsjahres oder Übertra­gungs­zeitraums erlösche. Entsprechende Vorgaben hatte der Gerichtshof der Europäischen Union in seinem Urteil vom 6. November 2018 gemacht. Dem Arbeitgeber obliege die Initiativlast, im laufenden Kalenderjahr den Arbeitnehmer konkret aufzufordern, den Urlaub zu nehmen. Diese Obliegenheit des Arbeitgebers bezieht sich nach Auffassung des Landes­a­r­beits­ge­richts auch auf Urlaub aus vorangegangenen Kalenderjahren.

Quelle: Landesarbeitsgericht Köln/ra-online (pm/kg)

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