21.11.2024
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Finanzgericht Münster Urteil11.10.2011

Fahrtkosten von Leiharbeitern in tatsächlicher Höhe abziehbarKosten für Fahrten zwischen Wohnung und Tätig­keits­stätte nicht nur auf 30 Cent pro Entfer­nungs­ki­lometer begrenzt

Bei Leiharbeitern, die nur bei einem Entleiher eingesetzt werden, ist der Werbungs­kos­te­nabzug für Fahrten zwischen Wohnung und Tätig­keits­stätte nicht auf einen Betrag von ,30 Euro pro Entfer­nungs­ki­lometer begrenzt. Vielmehr sind Werbungskosten in Höhe der tatsächlichen Fahrtkosten zu berücksichtigen. Dies entschied das Finanzgericht Münster.

Der Kläger des zugrunde liegenden Falls war als Leiharbeiter tätig. Sein Arbeits­ver­hältnis war zunächst von Oktober 2007 bis Februar 2008 befristet. Es wurde mehrfach verlängert, zuletzt bis zum 18. Januar 2009. Während der gesamten Zeit war der Kläger im Betrieb eines Entleihers eingesetzt. Das Finanzamt berücksichtigte für die Fahrten dorthin lediglich einen Werbungs­kos­te­nabzug in Höhe von ,30 Euro pro Entfer­nungs­ki­lometer. Der Kläger hatte hingegen Fahrtkosten in Höhe von ,30 Euro pro tatsächlich gefahrenem Kilometer geltend gemacht.

Niedrigere Entfer­nungs­pau­schale für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte hier nicht gültig

Das Finanzgericht Münster gab dem Kläger Recht. Er gewährte ihm einen Werbungs­kos­te­nabzug in Höhe von ,30 Euro pro tatsächlich zurückgelegtem Kilometer, da die niedrigere Entfernungspauschale für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte nicht gelte. Der Kläger habe nämlich keine regelmäßige Arbeitsstätte gehabt, sondern sei in einer Einrichtung eines Kunden seines Arbeitgebers tätig gewesen. Nach seinem Arbeitsvertrag sei er keinem Entleiher fest zugeordnet worden, sondern es sei ein bundesweiter Einsatz möglich gewesen. Er habe sich daher nicht auf einen immer gleichen Weg einstellen und so Fahrtkosten reduzieren können. Nur wenn dies der Fall gewesen wäre, wäre die Anwendung der den Werbungs­kos­te­nabzug begrenzenden Entfer­nungs­pau­schale gerechtfertigt gewesen. Dass der Arbeitnehmer im nachhinein betrachtet tatsächlich ständig bei einem Entleiher eingesetzt worden sei, ändere an dem Ergebnis nichts. Denn maßgeblich sei eine ex ante Betrachtung: Nur wer sich von vornherein auf einen immer gleichen Weg einstellen könne, habe auch die Möglichkeit, Fahrtkosten zu sparen.

Arbeiten für nur einen Verleiher begründet nicht gleichzeitig regelmäßige Arbeitsstätte

Das Gericht widersprach damit ausdrücklich der in der Finanz­ver­waltung vertretenen Ansicht, wonach immer dann eine regelmäßige Arbeitsstätte entsteht, wenn ein Arbeitnehmer von einem Verleiher für die gesamte Dauer des Arbeits­ver­hält­nisses dem Entleiher überlassen oder mit dem Ziel der späteren Anstellung beim Entleiher eingestellt wird.

Zum Hintergrund

Aufwendungen für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte sind Werbungskosten. Das Gesetz gewährt hierfür lediglich einen begrenzten Abzug in Form der so genannten Entfer­nungs­pau­schale, d.h. in Höhe von ,30 Euro pro Entfer­nungs­ki­lometer (§ 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 EStG). "Regelmäßige Arbeitsstätte" ist jede ortsfeste dauerhafte betriebliche Einrichtung des Arbeitgebers, der der Arbeitnehmer zugeordnet ist und die er nicht nur gelegentlich, sondern mit einer gewissen Nachhaltigkeit, d.h. fortdauernd und immer wieder aufsucht. Dies ist in der Regel der Betrieb des Arbeitgebers oder ein Zweigbetrieb, nicht aber eine betriebliche Einrichtung eines Kunden des Arbeitgebers. Regelmäßige Arbeitsstätten sind dadurch gekennzeichnet, dass sich der Arbeitnehmer auf einen immer gleichen Weg einstellen und so die Fahrtkosten mindern kann, z.B. durch Bildung von Fahrge­mein­schaften, Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder Wahl seines Wohnsitzes.

Quelle: Finanzgericht Münster/ra-online

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