18.10.2024
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Bundesverwaltungsgericht Urteil24.06.2010

BVerwG: Arznei­mit­te­l­abgabe über fremdgesteuerte Apothe­ken­ter­minals unzulässigAbgabe von Arzneimitteln inklusive Beratung und Information der Kunden kann nicht auf gewerblichen Dienstleister übertragen werden

Die Abgabe von Arzneimitteln mittels so genannter Apothe­ken­ter­minals ist im Wesentlichen unzulässig. Der Betrieb der Abgabeterminals ist vor allem dann unzulässig, wenn die Geräte nicht von dem Personal der Apotheke, sondern über ein Servicecenter bedient werden, da der Apotheker nach dem Apothekengesetz zur persönlichen Leitung der Apotheke in eigener Verantwortung verpflichtet ist. Dies entschied das Bundes­ver­wal­tungs­gericht.

Mit den außen an den Apotheken angebrachten Geräten werden Apothekenwaren einschließlich apotheken- und rezept­pflichtiger Medikamente durch einen Automaten abgegeben, wobei die Kunden über Videotelefon in Kontakt zu einem Apotheker treten. Dieser berät die Kunden, kontrolliert bei einer Abgabe auf Verschreibung das eingescannte Rezept via Bildschirm und gibt das gewünschte Arzneimittel frei. Für die Bedienung der Geräte außerhalb der Öffnungszeiten der Apotheken haben die Kläger jeweils Serviceverträge mit einer GmbH geschlossen, die die Arznei­mit­te­l­abgabe mit angestellten Apothekern über ein Servicecenter organisiert, mit dem die Terminals per Internet verbunden sind. Die Vorinstanzen haben den Einsatz dieser Terminals teils insgesamt, teils nur bei Arzneimitteln, die auf Verschreibung abgegeben werden, als unzulässig angesehen.

Betrieb der Abgabeterminals bei Bedienung durch Servicecenter und nicht durch Apothe­ken­personal unzulässig

Das Bundes­ver­wal­tungs­gericht hat entschieden, dass die Abgabe von Arzneimitteln über ein Apothe­ken­terminal zum einen unzulässig sei, soweit es verschrei­bungs­pflichtige und verschriebene Arzneimittel betreffe, weil in diesen Fällen den gesetzlichen Dokumen­ta­ti­o­ns­pflichten des Apothekers nicht genügt werde. Er müsse die Angaben auf dem Rezept bei der Abgabe des Arzneimittels abzeichnen und eventuelle Änderungen unterschreiben; das sei bei einer automatisierten Abgabe über ein Terminal nicht möglich. Zum anderen sei der Betrieb der Abgabeterminals unzulässig, soweit die Geräte nicht von dem Personal der Apotheke, sondern über ein Servicecenter bedient würden. Der Apotheker sei nach dem Apothekengesetz zur persönlichen Leitung der Apotheke in eigener Verantwortung verpflichtet. Damit lasse sich nicht vereinbaren, die Abgabe von Arzneimitteln aus der Apotheke einschließlich der Beratung und Information der Kunden auf einen gewerblichen Dienstleister zu übertragen. In dem Servicevertrag vereinbarte Weisungsrechte des Apothekers gegenüber dem Personal der Serviceagentur seien kein gleichwertiger Ersatz für die Aufsichts- und Kontroll­be­fugnisse gegenüber dem Personal seiner Apotheke. Die insoweit durch das Apothekengesetz bewirkte Einschränkung der Berufs­aus­übungs­freiheit nach Art. 12 Abs. 1 des Grundgesetzes sei durch die vom Gesetzgeber bezweckte Sicherheit der Arznei­mit­te­l­abgabe gerechtfertigt.

Quelle: ra-online, Bundesverwaltungsgericht

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