21.11.2024
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Sie sehen eine Einbauküche in einer Wohnung.
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Amtsgericht Nürtingen Urteil09.06.2010

Erhöhter Heiz- und Lüftungsbedarf nach Einbau moderner Fenster begründet keinen Mangel der WohnungErhöhtes Risiko der Schimmelbildung ist durch entsprechendes Heiz- und Lüftungs­ver­halten zu begegnen

Führt der Einbau moderner Fenster in einem Altbau zu einem erhöhten Risiko der Schimmelbildung, ist dem durch ein erhöhtes Heiz- und Lüftungs­ver­halten zu begegnen. Ein Mangel an der Mietwohnung liegt dadurch nicht vor. Dies geht aus einer Entscheidung des Amtsgerichts Nürtingen hervor.

Dem Fall lag folgender Sachverhalt zu Grunde: Die Mieter einer Wohnung minderten wegen eines Schimmelbefalls ihre Miete. Ein beauftragter Sachver­ständiger führte die Schimmelbildung auf dem Zusammenspiel mit der nur 24 cm dicken Außenwand und dem späteren Einbau moderner hochdichter Fenster zurück. Nach Meinung des Vermieters hätte dem mit einem öfteren Heizen und Lüften begegnet werden müssen. Er akzeptierte die Mietminderung daher nicht und klagte auf Zahlung der rückständigen Miete.

Minderungsrecht bestand nicht

Das Amtsgericht Nürtingen entschied zu Gunsten des Vermieters. Ihm habe ein Anspruch auf Zahlung der rückständigen Miete zugestanden. Die Wohnung sei nicht mangelbehaftet gewesen. Ein Minderungsrecht habe daher nicht bestanden. Die Mieter haben die Schimmelschäden durch ihr fehlerhaftes Heiz- und Lüftungsverhalten selbst verursacht. Es sei allgemein bekannt, dass in älteren Gebäuden nach Einbau moderner Fenster durch besonderes Heizungs- und Lüftungs­ver­halten einer Schimmelbildung entgegen gewirkt werden müsse.

Mangelnde Wärmedämmung begründet keinen Mangel

Die mangelnde Wärmedämmung habe nach Ansicht des Amtsgerichts ebenfalls kein Recht zur Minderung begründet. Denn bei einem Altbau könne man nicht erwarten, dass die Wärmedämmung des Hauses den bei Neubauten geltenden Maßstäben entspreche. Vielmehr gelten die zum Zeitpunkt der Errichtung des Gebäudes geltenden Standards als vereinbarte Beschaffenheit.

Nachträglicher Einbau moderner Fenster kein Mangel

Die Wohnung sei auch nicht deshalb mangelhaft gewesen, so das Amtsgericht weiter, weil nachträglich moderne Fenster eingebaut wurden. Die Mieter haben die Wohnung wissentlich in diesem Zustand (moderne Fenster und dünne Außenwand) angemietet. Dieser Zustand sei deshalb vereinbart gewesen. Die Mieter hätten sich auf das erhöhte Heiz- und Lüftungs­er­for­dernis einstellen müssen. Dadurch werde auch nicht der vertragsgemäße Gebrauch beeinträchtigt.

Moder­ni­sie­rungs­maß­nahmen führen zu keinem anderen geschuldeten Standard

Einzelne Moder­ni­sie­rungs­maß­nahmen - wie der Einbau moderner Fenster - führen nach Auffassung des Amtsgerichts auch nicht dazu, dass ein anderer Standard geschuldet werde. Geschuldet werde weiterhin nur der Standard des Baujahres. Der Vermieter könne außerdem nicht zu einer kompletten Modernisierung verpflichtet werden. Insbesondere könne von ihm keine Anpassung der Wärmedämmung an den heutigen Stand der Technik verlangt werden.

Keine Aufklä­rungs­pflicht des Vermieters zum Heizen und Lüften

Schließlich führte das Amtsgericht aus, dass der Vermieter nicht verpflichtet sei, den Mieter über die Notwendigkeit ausreichenden Heizens und Lüftens aufzuklären. Es könne nämlich von einem durch­schnitt­lichen Mieter erwartet werden, dass er über Grundkenntnisse der Zusammenhänge von Luft, Feuchtigkeit und Temperatur verfüge.

Quelle: Amtsgericht Nürtingen, ra-online (vt/rb)

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