Dokument-Nr. 21533
Permalink https://urteile.news/
- NJW-RR 2008, 1693Zeitschrift: NJW-Rechtsprechungs-Report Zivilrecht (NJW-RR), Jahrgang: 2008, Seite: 1693
- NZM 2008, 802Neue Zeitschrift für Miet- und Wohnungsrecht (NZM), Jahrgang: 2008, Seite: 802
- WuM 2008, 331Zeitschrift: Wohnungswirtschaft und Mietrecht (WuM), Jahrgang: 2008, Seite: 331
Amtsgericht Lichtenberg Beschluss24.01.2008
Am Hauseingang angebrachte Kameraattrappen verletzen aufgrund entstehenden Überwachungsdrucks allgemeines Persönlichkeitsrecht der MieterFehlende Eignung von Attrappen zur Identifizierung oder Abschreckung von randalierenden Mietern
Bringt ein Vermieter am Hauseingang Kameraattrappen an, weil es zu Vorfällen mit einem Mieter kam, so wird dadurch das allgemeine Persönlichkeitsrecht und die allgemeine Handlungsfreiheit der Mieter verletzt. Die Installation der Attrappen ist auch nicht gerechtfertigt, da sie nicht geeignet sind, randalierende Mieter zu identifizieren. Ist den Mietern zudem die fehlende Funktionsfähigkeit der Überwachungsanlage bekannt, kann sie nicht abschreckend wirken. Dies hat das Amtsgericht Lichtenberg entschieden.
Dem Fall lag folgender Sachverhalt zugrunde: Nachdem es im November 2006 durch einen Mieter zu Beschädigungen von Baumaterial kam, das im Hof eines Mietshauses gelagert war, installierten die Vermieter am Hauseingang zwei Kameraattrappen. Davon wurden die Mieter des Hauses in Kenntnis gesetzt. Einer der Mieter war mit der Überwachungsmaßnahme aber nicht einverstanden und klagte auf Entfernung der Kameraattrappen.
Anspruch auf Entfernung der Kameraattrappen bestand
Das Amtsgericht Lichtenberg entschied zu Gunsten des Mieters. Ihm habe nach § 823 Abs. 1 BGB ein Anspruch auf Entfernung der zwei Kameraattrappen zugestanden. Denn durch den dadurch bedingten Überwachungsdruck sei das allgemeine Persönlichkeitsrecht sowie die allgemeine Handlungsfreiheit des Mieters beeinträchtigt worden.
Verhinderung von weiteren Sachbeschädigungen rechtfertigten nicht Installation der Kameraattrappen
Nach Ansicht des Amtsgerichts sei der Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht und die allgemeine Handlungsfreiheit auch nicht gerechtfertigt gewesen. Zwar sei den Vermietern grundsätzlich zuzuerkennen, dass sie künftige Beschädigungen ihres Eigentums durch Mieter verhindern wollen. Das Anbringen von Kameraattrappen am Hauseingang habe sich dafür jedoch nicht geeignet. Denn angesichts dessen, dass die Mieter von der fehlenden Funktionsfähigkeit der Überwachungsanlage wussten, habe sie nicht als Abschreckung dienen können. Auch eine Identifizierung von Tätern sei nicht möglich gewesen. Weiterhin sei zu berücksichtigen gewesen, dass die Kameras nicht den Hof, auf dem das Baumaterial lagerte, abdeckten. Sollten die Kameras Übergriffe durch Dritte verhindern, sei dies bereits durch das installierte Schnappschloss in der Hauseingangstür gewährleistet worden.
© urteile.news (ra-online GmbH), Berlin 03.09.2015
Quelle: Amtsgericht Lichtenberg, ra-online (vt/rb)
Urteile sind im Originaltext meist sehr umfangreich und kompliziert formuliert. Damit sie auch für Nichtjuristen verständlich werden, fasst urteile.news alle Entscheidungen auf die wesentlichen Kernaussagen zusammen. Wenn Sie den vollständigen Urteilstext benötigen, können Sie diesen beim jeweiligen Gericht anfordern.
Wenn Sie einen Link auf diese Entscheidung setzen möchten, empfehlen wir Ihnen folgende Adresse zu verwenden: https://urteile.news/Beschluss21533
Bitte beachten Sie, dass im Gegensatz zum Verlinken für das Kopieren einzelner Inhalte eine explizite Genehmigung der ra-online GmbH erforderlich ist.