21.11.2024
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Amtsgericht Frankfurt am Main Urteil11.08.2020

Volle Rückzahlung des Reisepreises bei Stornierung wegen Covid-19Gewisse Wahrschein­lichkeit für eine gesund­heits­gefährdende Ausbreitung des Corona-Virus im Reisegebiet reicht für Stornierung aus

Ein Reise­ver­an­stalter ist zur Rückzahlung des kompletten Reisepreises verpflichtet, wenn ein Kunde die gebuchte Reise vor Reiseantritt storniert und zu diesem Zeitpunkt bereits eine gewisse Wahrschein­lichkeit für eine gesund­heits­gefährdende Ausbreitung des Corona-Virus im Reisegebiet bestand. Dies hat das Amtsgericht Frankfurt am Main entschieden.

Im zugrun­de­lie­genden Verfahren stornierte der Kläger am 07.03.2020 wegen der sich weltweit ausbreitenden Covid-19-Pandemie seine ab dem 14.04.2020 geplante Reise nach Ischia (Italien), die unter anderem einen Flug von Hamburg nach Neapel und zurück beinhalten sollte. Die beklagte Reise­ver­an­stalterin akzeptierte die Stornierung, erhob hierfür jedoch anteilige, in ihren Allgemeinen Geschäfts­be­din­gungen vorgesehene Kosten. Als die Beklagte auch nach Fristsetzung durch den Kläger nicht den kompletten Reisepreis zurückerstatten wollte, erhob er Klage mit der Begründung, der Rücktritt vom Reisevertrag beruhe auf einem unvermeidbaren, außer­ge­wöhn­lichen Umstand, sodass die Reise­ver­an­stalterin die kompletten Reisekosten ohne Abzug zurückzuzahlen hätte. Hierfür komme es lediglich darauf an, welche Umstände zum Zeitpunkt der Reise tatsächlich vorlagen, unabhängig davon, wann der Rücktritt erklärt worden sei. Die Beklagte wandte ein, dass zum Zeitpunkt der Stornierung Anfang März für das Reisegebiet (Golf von Neapel) noch keine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes vorgelegen habe.

Reisewarnung nicht unbedingt erforderlich - Gewisse Wahrschein­lichkeit für eine gesundheits­gefährdende Ausbreitung des Corona-Virus im Reisegebiet reicht aus

Das Amtsgericht Frankfurt hat der Klage insoweit stattgegeben, als der Reisepreis anteilig bereits an die Beklagte geleistet worden war. Zur Begründung führte es aus, dass es in Bezug auf die Corona-Krise darauf ankomme, wann der Reisende zurückgetreten ist und ob die Gegebenheiten am Urlaubsort zu dieser Zeit bereits als außer­ge­wöhnliche Umstände zu qualifizieren waren. Grundsätzlich seien an die Darlegung des Reisenden hierzu keine allzu strengen Anforderungen zu stellen. Reisewarnungen für das Reisegebiet seien nicht zwingend erforderlich. Es genüge bereits eine gewisse Wahrschein­lichkeit für eine gesund­heits­ge­fährdende Ausbreitung des Virus. Dies sei zum Zeitpunkt der Reise­stor­nierung Anfang März für ganz Italien der Fall gewesen, sodass die Beklagte gemäß § 651 h Abs. 3 BGB nicht befugt gewesen sei, Stornie­rungs­kosten zu erheben.

Quelle: Amtsgericht Frankfurt am Main, ra-online (pm/pt)

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