21.11.2024
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Verwaltungsgericht Halle Urteil22.03.2018

Erhebung von Langzeit­studien­gebühren bei Überschreitung der Regel­stu­di­enzeit zulässigLangzeit­studien­gebühren im Hochschulgesetz geregelt

Das Verwal­tungs­gericht Halle hat entschieden, dass die Erhebung von Langzeit­studien­gebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester bei einer Studienzeit von mehr als zehn Semestern zulässig ist. Ausnahmen sieht das Hochschulgesetz nur in Einzelfällen bei Vorliegen einer unzumutbaren Härte vor.

Die Klägerin des zugrunde liegenden Streitfalls studiert "Angewandte Medien- und Kultur­wis­sen­schaft" im Master­stu­diengang. Vom 1. Mai bis zum 1. November 2016 absolvierte sie ein Praktikum in Spanien. Zum Wintersemester 2016/17 begann sie ihr 15. Fachsemester. Mit Bescheid vom 16. August 2016 setzte die Beklagte die Studiengebühren der Klägerin für das laufende Semester auf 500 Euro fest und bestimmte dass die Studiengebühr für jedes weitere Semester gleichfalls 500 Euro betrage. Zur Begründung führte sie aus, beim Master­stu­diengang "Angewandte Medien- und Kultur­wis­sen­schaft" betrage die Gesamt­re­gel­stu­di­enzeit fünf Jahre bzw. zehn Semester. Diese Zeit habe die Klägerin mit einer bisherigen Studienzeit von 14 Semestern überschritten.

Vollzeitstudium aus finanziellen Gründen für Klägerin nicht möglich

Ihre hiergegen erhobene Klage begründete die Klägerin damit, dass sie Unterhalt und Studium selbst finanzieren müsse. Zeitweise habe sie drei Nebenjobs gehabt, so dass ein Vollzeitstudium nicht möglich gewesen sei. Nebenher habe sie sich zudem ehrenamtlich in verschiedenen Einrichtungen engagiert. Lediglich zu Beginn des Masterstudiums habe sie ein Stipendium erhalten. Das Stipendium für den Ausland­s­auf­enthalt habe nicht einmal die Miete und die Kranken­ver­si­cherung abgedeckt.

VG bejaht Zulässigkeit der Erhebung von Langzeit­stu­dien­ge­bühren

Das Verwal­tungs­gericht Halle wies die Klage ab. Die Langzeit­stu­dien­ge­bühren seien im Hochschulgesetz geregelt. Danach seien beim Überschreiten der Regel­stu­di­enzeit bei einem Studiengang, der zu einem berufs­qua­li­fi­zie­renden Hochschul­ab­schluss führt oder bei einem postgradualen Studiengang um mehr als vier Semester Studiengebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester zu zahlen.

Erlass der Gebühr setzt wirtschaftliche Notlage voraus

Zwar könne hiervon abgesehen werden, wenn eine unzumutbare Härte vorliege. Diese sei aber nur dann gegeben, wenn die Geltendmachung der Gebühr Folgen nach sich ziehe, die eine vom Gesetzgeber nicht gewollte und nicht bezweckte unbeabsichtigte Härte darstellen. Dabei sei eine wirtschaftliche Notlage stets Voraussetzung für den Erlass der Gebühr. Es müssten aber weitere Umstände hinzukommen, die zu einem atypisch gelagerten Einzelfall führen. Solche Umstände lägen hier nicht vor. Sie folgten auch nicht daraus, dass die Klägerin für ihren Lebensunterhalt arbeiten müsse. Eine unzumutbare Härte wäre zwar auch bei Vorliegen einer wirtschaft­lichen Notlage in zeitlich unmittelbarer Nähe zum letzten Abschnitt der Abschluss­prüfung zu bejahen. Dies sei aber bei der Klägerin, der noch eine Reihe von Prüfungen fehlten, gleichfalls nicht der Fall. Auch der Ausland­s­auf­enthalt allein begründe nicht das Vorliegen einer unzumutbaren Härte.

Quelle: Verwaltungsgericht Halle/ra-online

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