15.11.2024
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Verwaltungsgericht Berlin Urteil08.05.2014

Männer können nicht für Amt einer Frauen­ver­treterin kandidierenKein Verstoß gegen höherrangiges Recht

Für die Wahl einer Frauen­ver­treterin steht Männern im Land Berlin weder das aktive noch das passive Wahlrecht zu. Dies hat das Verwal­tungs­gericht Berlin entschieden.

Der Kläger ist Richter an einem Berliner Amtsgericht. Er beantragte im November 2012 bei seiner Präsidentin das aktive und passive Wahlrecht für die bevorstehende Wahl der Frauenvertreterin. Nach Ablehnung des Antrags schlugen fünf weibliche Beschäftigte des Amtsgerichts dem Wahlvorstand den Kläger als Kandidaten für die Wahl der Frauen­ver­treterin vor. In der vom Wahlvorstand ausgehängten "Bekanntmachung der Kandidatinnen" war der Kläger als vorgeschlagener Kandidat aufgeführt, später teilte ihm der Wahlvorstand mit, dass er weder wählen noch gewählt werden könne, weil er ein Mann sei. Ein Eilantrag des Klägers, mit dem er die Aussetzung der Wahl erreichen wollte, lehnte das Gericht im Dezember 2012 ab.

VG: Nach Landes­gleich­stel­lungs­gesetz nur weibliche Beschäftigte wahlberechtigt und wählbar

Das Verwal­tungs­gericht wies nunmehr auch die auf Feststellung der Rechts­wid­rigkeit des Vorgehens gerichtete Klage des Klägers ab. Nach dem Landes­gleich­stel­lungs­gesetz (LGG) seien wahlberechtigt und wählbar nur weibliche Beschäftigte einer Dienststelle. Der Kläger als Mann gehöre nicht zu diesem Personenkreis. Diese Beschränkung des aktiven und passiven Wahlrechts auf weibliche Beschäftigte verstoße nicht gegen höherrangiges Recht.

Staat darf faktische Nachteile durch begünstigende Regelungen ausgleichen

Nach dem Grundgesetz dürfe der Staat faktische Nachteile, die typischerweise Frauen träfen, durch begünstigende Regelungen ausgleichen. Eine solche ausgleichende Regelung habe der Berliner Gesetzgeber mit dem Landes­gleich­stel­lungs­gesetz geschaffen. Auf das Allgemeine Gleich­be­hand­lungs­gesetz könne sich der Kläger ebenso wenig wie auf verschiedene EU-Richtlinien gegen Diskriminierung berufen, weil auch danach eine unter­schiedliche Behandlung zum Ausgleich bestehender Ungleichheiten gerechtfertigt sei. Diese bestünden im Übrigen weiter fort: Der Frauenanteil im höheren Dienst des Landes Berlin habe im Jahr 2012 zwar insgesamt bei 58,4 % gelegen; für die höheren Positionen (ab den Besol­dungs­gruppen A 16/R 2/C 3 bzw. den entsprechenden tarif­ver­trag­lichen Entgeltgruppen) sei aber nur eine Frauenquote zwischen 27,2 % und 33,4 % festzustellen. Nach dem LGG liege eine Unter­re­prä­sen­tation von Frauen aber schon dann vor, wenn in einer Besol­dungs­gruppe einer Laufbahn in einer Einrichtung mehr Männer als Frauen beschäftigt seien.

Quelle: Verwaltungsgericht Berlin/ ra-online

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