21.11.2024
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Sozialgericht Berlin Gerichtsbescheid21.10.2011

Sich-Verschlucken beim Eisessen stellt keinen Arbeitsunfall darNahrungs­aufnahme ist grundsätzlich unversichert

Das Sich-Verschlucken beim Schlecken von Speiseeis auf dem Weg von der Arbeit stellt keinen Arbeitsunfall dar. Folglich besteht kein Anspruch auf Heilbehandlung oder Verletztengeld gegen die gesetzliche Unfall­ver­si­cherung wegen eines dadurch verursachten Herzinfarktes. Dies entschied das Sozialgericht Berlin.

Der damals 49 jährige Kläger aus Berlin-Reinickendorf war als freiwillig versicherter Unter­neh­mens­berater tätig. Seinen Angaben nach befand er sich im Mai 2009 auf dem Heimweg von einem Geschäftstermin in Berlin-Mitte, als er sich auf einem U-Bahnhof ein Eis gekauft habe. Beim Einfahren der U-Bahn habe er das letzte Stück - einen hartgefrorenen Brocken – unwillkürlich verschluckt. Es sei in der Speiseröhre hängen geblieben, was blitzartig dumpfe Schmerzen verursacht habe. Wenig später wurde in der Rettungsstelle eines Krankenhauses ein Herzinfarkt festgestellt. Die beklagte Verwaltungs-Berufs­ge­nos­sen­schaft Berlin lehnte die begehrte Anerkennung eines Arbeitsunfalls ab.

Eisessen ist nicht unfall­ver­si­che­rungs­rechtlich geschützter Tätigkeit zuzurechnen

Das Sozialgericht Berlin folgte der Auffassung der Beklagten und wies die im März 2010 mit Unterstützung eines Rechtsanwalts erhobene Klage durch Gerichts­be­scheid vom 21. Oktober 2011 ab (also im schriftlichen Verfahren ohne mündliche Verhandlung). Es liege kein Arbeitsunfall vor, denn das Eisessen sei nicht der unfall­ver­si­che­rungs­rechtlich geschützten Tätigkeit zuzurechnen.

Bloßer zeitlicher und räumlicher Zusammenhang für Zuordnung einer Handlung zur versicherten Tätigkeit nicht ausreichend

Arbeitsunfälle seien Unfälle von Versicherten infolge einer versicherten Tätigkeit. Für die Zuordnung einer Handlung zum Kreis der versicherten Tätigkeit reiche ein bloßer zeitlicher und räumlicher Zusammenhang nicht aus. Vielmehr müsse ein sachlicher Zusammenhang zwischen Handlung und Berufstätigkeit bestehen. Die Nahrungs­aufnahme sei daher grundsätzlich unversichert. Etwas anderes gilt nur, wenn die Nahrungs­aufnahme ausnahmsweise zur Wiedererlangung der Arbeitskraft besonders erforderlich sei oder aus betrieblichen Gründen besonders schnell gegessen werden müsse. Eis jedoch werde erfahrungsgemäß zum Genuss verzehrt und nicht etwa, um sich für die Arbeit zu stärken. Dies gelte umso mehr, da sich der Kläger bereits auf dem Heimweg befunden habe.

Quelle: Sozialgericht Berlin/ra-online

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