21.11.2024
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Sie sehen den Auspuff eines Autos.

Dokument-Nr. 33524

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Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz Beschluss29.08.2023

Porsche zu Recht von Polizei sichergestelltSicherstellung zur Abwendung von Gefahren rechtens

Die Polizei durfte ein Fahrzeug nach einem gefährlichen Überholmanöver aufgrund der besonderen Umstände des Falles zur Gefahrenabwehr sicherstellen. Dies entschied das Ober­verwaltungs­gericht Rheinland-Pfalz in einem Eilverfahren, mit dem es die Entscheidung des Verwal­tungs­ge­richts Neustadt an der Weinstraße bestätigte.

Im April 2023 befuhr der Ehemann der Antragstellerin mit deren Pkw – einem Porsche – aus Richtung Speyer kommend die Bundesstraße 39 zwischen Dudenhofen und Hanhofen. In der Gegenrichtung war ein Funkstrei­fenwagen unterwegs. Die Polizei­beamten beobachteten, wie das hinterste der fünf ihnen entge­gen­kom­menden Fahrzeuge – der betreffende Porsche – zunächst einen vor ihm fahrenden schwarzen Pkw überholte und danach nicht wieder einscherte, obwohl er nur noch ca. 200 bis 250 m von ihrem Fahrzeug entfernt war. Vielmehr fuhr er mit gleichbleibend hoher Geschwindigkeit auch an einem zweiten Fahrzeug, einem weißen Kastenwagen, vorbei. Um eine Fronta­l­kol­lision zu vermeiden, bremste der Fahrer des Funkstrei­fen­wagens bis zum Stillstand ab und lenkte das Auto nach rechts an den Fahrbahnrand, um Platz zu schaffen. Der Porsche fuhr währenddessen an dem Kastenwagen vorbei und wechselte etwa 15 m vor dem bereits stehenden Funkstrei­fenwagen zurück auf die eigene Fahrbahn Richtung Hanhofen. Beim Wieder­ein­scheren mussten der schwarze sowie der weiße Wagen ebenfalls bremsen, um eine Kollision zu vermeiden und Platz zu machen. Noch während des Passierens des Funkstrei­fen­wagens startete der Fahrer erneut einen Überholvorgang und überholte einen dritten Pkw. Die an dem Vorfall beteiligten Polizeibeamten nahmen unter Einsatz von Blaulicht und Martinshorn die Verfolgung des Fahrers auf und stellten im Anschluss an dessen Kontrolle den Porsche zur Gefahrenabwehr sicher. Weiter wurde ihm die vorläufige Entziehung der Fahrerlaubnis und die Beschlagnahme des Führerscheins eröffnet. Die Antragstellerin legte gegen die Sicherstellung des Fahrzeugs Widerspruch ein und beantragte vorläufigen gerichtlichen Rechtsschutz.

Entziehung der Fahrerlaubnis nicht ausreichend

Sowohl das Verwal­tungs­gericht als auch das Oberver­wal­tungs­gericht wiesen die Beschwerde der Antragstellerin zurück und bestätigten die Rechtmäßigkeit der Sicherstellung. Das Gericht betonte, dass die Polizei nach § 22 des Polizei- und Ordnungs­be­hör­den­ge­setzes eine Sache sicherstellen könne, um eine gegenwärtige Gefahr abzuwehren. In diesem Fall lagen ausreichende Anhaltspunkte vor, dass der Fahrer mit dem Sportwagen weitere erhebliche Verkehrs­verstöße begehen würde. Es teile auch unter Berück­sich­tigung des Vorbringens der Antragstellerin im Beschwer­de­ver­fahren die Auffassung der Vorinstanz, die Aussagen der beiden an dem Vorfall beteiligten Polizeibeamten sowie der weiteren Zeugen ließen alleine den Schluss zu, dass der Ehemann der Antragstellerin bei seinem Überholvorgang zwischen Dudenhofen und Hanhofen rücksichtslos und grob verkehrswidrig gehandelt und damit die öffentliche Sicherheit beeinträchtigt habe. Der Ansicht der Antragstellerin, eine Gefah­ren­si­tuation habe bei Erlass der Sicher­stel­lungs­a­n­ordnung deshalb nicht bestanden, weil ihrem Ehemann zu diesem Zeitpunkt die Fahrerlaubnis bereits vorläufig entzogen worden sei, könne nicht gefolgt werden. Zwar bestehe kein allgemeiner Erfahrungssatz, wonach ein von der Polizei ertappter „Verkehrssünder“ sich generell unbelehrbar zeige und von den ihm angedrohten Bußgeldern, Fahrverboten und Punkten unbeeindruckt bleibe. Einen solchen habe aber das VG nicht angenommen, sondern auf die besonderen Umstände des Einzelfalls und hierbei auf das konkrete Verhalten des Ehemanns der Antragstellerin abgestellt. Dabei sei es zutreffend zu dem Ergebnis gelangt, dass die handelnden Polizeibeamten im vorliegenden Ausnamefall aufgrund seines Verhaltens davon ausgehen durften, dass die vorläufige Entziehung der Fahrerlaubnis nicht ausreiche, um einer gegenwärtigen Gefahr für die öffentliche Sicherheit durch weitere erhebliche Verkehrs­verstöße des Ehemanns mittels des von ihm geführten Fahrzeugs, Typ Porsche, zu begegnen.

Fehlende Einsichts­fä­higkeit des Fahrers

Denn dieser habe sich von seinem grob verkehrs­wi­drigen, mehrere Verkehrs­teil­nehmer erheblich gefährdenden Verhalten völlig unbeeindruckt gezeigt. Er habe trotz der ihm von den handelnden Polizeibeamten vor Augen geführten Gefährlichkeit seines Überholmanövers jedwede Einsicht vermissen lassen. So habe er ausweislich der Sachver­halts­dar­stellung der Polizeibeamten gegenüber diesen angegeben, der ihm aufgrund des Überholmanövers eröffnete Vorwurf der Gefährdung des Straßenverkehrs wegen groben Fehlverhaltens beim Überholen sei lächerlich. Es sei schließlich nichts passiert. Diese Interpretation der Geschehnisse lasse völlig außer Acht, dass sein äußerst gefährlicher Überholvorgang augenscheinlich nur deshalb keine Kollision mit den übrigen Verkehrs­teil­nehmern zur Folge gehabt habe, weil sowohl der Polizeibeamte als auch die beiden Zeugen diese durch geistes­ge­gen­wärtiges Abbremsen bzw. Ausweichmanöver verhindert hätten. Das fehlende Einsichts­vermögen des Ehemanns der Antragstellerin werde noch unterstrichen durch seine weitere Angabe gegenüber den Polizeibeamten, er habe bereits zwei Millionen Kilometer Fahrstrecke ohne Zwischenfälle absolviert, sodass ein Fehler seinerseits völlig ausgeschlossen sei. Dies gelte umso mehr, als sein Verkehrs­ver­halten in der Vergangenheit nicht ohne weiteres als „ohne Zwischenfälle“ zu bezeichnen sei. Vielmehr sei gegen ihn jedenfalls wegen Nötigung und Beleidigung im Straßenverkehr ermittelt worden, wobei dieses Verfahren zum Zeitpunkt der Anordnung der streit­ge­gen­ständ­lichen Sicherstellung noch nicht abgeschlossen gewesen sei.

Quelle: Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz, ra-online (pm/ab)

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