21.11.2024
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Oberverwaltungsgericht Münster Beschluss12.08.2010

Plagiat an der Universität: Diplomarbeit kann wegen Täuschung mit "nicht ausreichend" bewertet werdenStudent versuchte wahre Herkunft kopierter Passagen zu verschleiern

Wer in seiner Diplomarbeit von anderen Autoren kopiert, ohne dies zu kennzeichnen, erbringt keine ausreichende Leistung. Dies entschied das Oberver­wal­tungs­gericht Nordrhein-Westfalen. Das Gericht bestätigte die Entscheidung der Universität, die die Arbeit eines Betrie­bs­wirt­schafts­s­tu­denten mit "nicht ausreichend" bewertet hatte. Dieser hatte in seiner knapp 47-seitigen Diplomarbeit etwa eineindrittel Seiten wörtlich aus einem anderen Werk übernommen, ohne dies anzugeben. Abweichungen vom Originaltext waren marginal oder lehnten sich zumindest eng an die wiedergegebenen Gedankengänge anderer Autoren an.

Vor Gericht versuchte der Student erfolglos, eine bessere Bewertung seiner Diplomarbeit zu erzwingen. Die Richter befanden, dass er versucht habe, das Ergebnis seiner Arbeit in einer für ihn günstigen Weise dadurch zu beeinflussen, dass er es unterlassen habe, von anderen Autoren wörtlich übernommene Stellen und auch sich an die Gedankengänge anderer Autoren eng anlehnende Ausführungen seiner Arbeit besonders zu kennzeichnen.

Neben Quantität des Plagiats ist auch dessen Bedeutung für die Arbeit entscheidend

Der Student hatte sich in seiner Arbeit mit einer kritischen Beurteilung innovativer Anwendungen des Instruments der "Balanced Scrorecard" ausein­an­der­setzen sollen. Die abgeschriebene Passage betraf die Beurteilung von entsprechenden Instrumenten und umfasste etwa eineindrittel Seiten von den etwa zweieindrittel Seiten der Beurteilung. Dies war für die Richter von besonderer Bedeutung. Denn diese Passage habe eine hervorgehobene Bedeutung für die Arbeit gehabt.

Kläger täuschte vorsätzlich - schlechte Benotung ist verhältnismäßig

Dass eine Prüfungs­leistung, über deren Urheberschaft in einem solchen Maße getäuscht worden sei, als nicht ausreichend bewertet werde, sei nicht unver­hält­nismäßig. Es könne auch keine Rede von einem bloß leichtfertigen Verstoß gegen das Redlichkeits- und Zitiergebot sein. Erstens habe der Kläger, ohne dies kenntlich zu machen, den von ihm in seiner Diplomarbeit auf den Seiten 43/44 präsentierten Text aus Passagen zusammengesetzt, die in den Arbeiten anderer Autoren an unter­schied­lichen, voneinander getrennten Stellen vorortet seien.

Manipulationen am Originaltext, die eigene Leistung vortäuschen, wiegen besonders schwer

Damit habe der Kläger den Eindruck zu erwecken versucht, er stelle einen längeren, zusam­men­hän­genden Gedanken gleichsam aus einem Guss dar. Zweitens habe er, ohne dass dazu ein sachlicher Anlass gegeben sei, durch marginale Manipulationen am Originaltext (so etwa die Formulierung "nicht leicht fällt" statt "schwer fällt") eine teilweise eigene gedankliche Urheberschaft vorzuspielen versucht.

Eigene Recherche war nur vorgetäuscht - Student versuchte wahre Herkunft kopierter Passagen zu verschleiern

Drittens habe er die Fundstel­len­nachweise der Autoren, von denen er abgeschrieben habe, lediglich aus deren laufenden Text herausgezogen und sie in seinem Fußnotenapparat derart dargestellt, als beruhe der Text auf eigenen Recherchen und Belegen. Viertens schließlich verdeutliche die Zitierung der in Rede stehenden, im Litera­tur­ver­zeichnis aufgeführten Abhandlungen in anderem als dem hier fraglichen Zusammenhang, dass der Kläger die wahre Herkunft der übernommenen Passagen an der maßgeblichen Stelle zu verschleiern beabsichtigte.

Quelle: ra-online, Oberverwaltungsgericht NRW (vt/we)

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