23.11.2024
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Oberlandesgericht Hamm Urteil25.02.2014

Hautkrebs: Hautarzt ist nach fehlerhafter Therapie und mangelnder Aufklärung über alternative Behand­lungs­me­thoden schadens­ersatz­pflichtigArzt hätte aufgrund höherer Erfolgschancen zu Standa­rd­therapie raten müssen

Das Oberlan­des­gericht Hamm hat einen Hautarzt zur Zahlung von 15.000 Euro Schmerzendgeld verurteilt, weil er eine Hautkre­bs­er­krankung eines Patienten - ein Basal­zell­ka­rzinom an der rechten Wange - mit einer fotodynamischen Therapie und nicht chirurgisch behandelt hat und weil er den Patienten nicht ordnungsgemäß über die alternative chirurgische Behand­lungs­methode aufgeklärt hat.

Im zugrunde liegenden Verfahren diagnostizierte der beklagte Hautarzt bei dem klagenden, seinerzeit 73 Jahre alten Patienten aus Bielefeld im Jahre 2005 ein Basal­zell­ka­rzinom an der rechten Wange. Auf Anraten des Beklagten entschied sich der auch zu einer Operation bereite Kläger für eine fotodynamische Therapie, die im November 2005 durchgeführt wurde. Im Jahre 2008 trat die Krebserkrankung erneut auf und musste in den folgenden Jahren mehrfach operativ behandelt werden. Mit der Begründung, der Beklagte habe ihn im Jahre 2005 fehlerhaft mit einer fotodynamischen Therapie behandelt und nicht ausreichend aufgeklärt, hat der Kläger Schadensersatz verlangt, u.a. ein Schmerzensgeld von 15.000 Euro.

OLG bejaht Schaden­s­er­satz­an­spruch

Das Oberlan­des­gericht Hamm hat dem Kläger das verlangte Schmerzensgeld zugesprochen. Der Beklagte habe ihn mangels Indikation fehlerhaft mit einer fotodynamischen Therapie behandelt und ihn nicht ordnungsgemäß über alternative Behand­lungs­me­thoden aufgeklärt.

Chirurgische Therapie ist bei Basalkarzinom als Standa­rd­therapie anzusehen

Nach dem Gutachten des vom Oberlan­des­gericht befragten medizinischen Sachver­ständigen sei die chirurgische Therapie als Standa­rd­therapie bei einem Basalkarzinom anzusehen, wie es beim Kläger vorgelegen habe. Die fotodynamische Therapie zeige zwar bessere kosmetische Ergebnisse und habe eine kürzere Abheilzeit, bei ihr sei aber die Rezidivrate höher. Wegen der höheren Erfolgschancen der offenen Operation habe der Beklagte dem Kläger zu dieser Behandlung raten müssen, was er versäumt habe.

Patient wurde nur unzureichend über Chancen und Risiken der Therapien aufgeklärt

Die Behandlung des Klägers im November 2005 sei auch deswegen rechtswidrig gewesen, weil der Beklagte den Kläger nur unzureichend über die Chancen und Risiken einer fotodynamischen Therapie und die in Betracht kommende Behand­lung­s­al­ter­native eines chirurgischen Eingriffs aufgeklärt habe. Das habe eine Anhörung der Parteien im Senatstermin ergeben.

Fotodynamische Therapie ist aufgrund nötiger Folge­be­hand­lungen als grober Behand­lungs­fehler zu werten

Bei der Bemessung des Schmer­zens­geldes sei zu berücksichtigen, dass sich der Kläger weiteren Eingriffen haben unterziehen müssen. Diese seien bei einer leitli­ni­en­ge­rechten chirurgischen Entfernung des Basal­zell­ka­r­zinoms mit großer Wahrschein­lichkeit unnötig gewesen. Davon sei auszugehen, weil dem Kläger im Hinblick auf die Folgen der fehlerhaften Behandlung eine Beweis­la­st­umkehr zugutekomme. Es liege ein grober Behandlungsfehler vor. Dieser sei anzunehmen, weil der Beklagte den so genannten “goldenen Standard“ verlassen habe, indem er dem Kläger, ohne ihn hierauf hinzuweisen, nicht zur Operation als der Therapie der 1. Wahl geraten habe und der Kläger bereits zur Durchführung einer Operation entschlossen gewesen sei.

Quelle: Oberlandesgericht Hamm/ra-online

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