21.11.2024
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Dokument-Nr. 27063

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Urteil06.09.2018Oberlandesgericht Celle11 U 42/18
passende Fundstellen in der Fachliteratur:
  • MDR 2018, 1436Zeitschrift: Monatsschrift für Deutsches Recht (MDR), Jahrgang: 2018, Seite: 1436
  • RRa 2018, 259Zeitschrift: Reiserecht aktuell (RRa), Jahrgang: 2018, Seite: 259
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Vorinstanz:
  • Landgericht Hannover, Urteil08.02.2018, 8 O 49/17
ergänzende Informationen

Oberlandesgericht Celle Urteil06.09.2018

7-jähriges Kind läuft gegen verglaste Balkontür: Keine Haftung des Reise­ver­an­stalters für Schnitt­ver­let­zungen des KindesBalkontür war ausreichend markiert

Läuft ein 7-jähriges Kind gegen die verglaste Balkontür eines Hotelzimmers, so dass diese zerspringt und das Kind dadurch Schnitt­ver­let­zungen erleidet, so haftet dafür nicht der Reise­ver­an­stalter, wenn die Glasscheibe ausreichend markiert war. Dies hat das Oberlan­des­gericht Celle entschieden.

Dem Fall lag folgender Sachverhalt zugrunde: Ein Mann hatte für sich und seine Lebensgefährtin sowie ihrem 7-jährigen Sohn eine Pauschalreise nach Spanien für Juli 2016 gebucht. Noch am Ankunftstag kam es im Hotel zu einem Unfall. Das 7-jährige Kind wollte vom Hotelzimmer auf die Terrasse laufen und übersah dabei, dass die verglaste Balkontür noch verschlossen war. Die Glasscheibe bestand nicht aus Sicherheitsglas, so dass sie zersprang und der Junge Schnittverletzungen erlitt. Auf der Balkontür war im oberen Drittel eine milchglasartige Krone aufgeklebt. Im unteren Drittel befand sich ein dunkelblauer Punkt von ca. 6-7 cm Durchmesser. Der Stiefvater machte die Reise­ver­an­stalterin für den Unfall verantwortlich und erhob daher Klage auf Zahlung von Schadensersatz in Höhe von fast 6.780 Euro.

Landgericht weist Schaden­s­er­satzklage ab

Das Landgericht Hannover wies die Schaden­s­er­satzklage ab. Seiner Ansicht nach könne der beklagten Reise­ver­an­stalterin keine Verkehrssicherungspflichtverletzung angelastet werden. Gegen diese Entscheidung legte der Kläger Berufung ein. Er meinte, ein 7-jähriges Kind hätte die Glasscheibe nicht wahrnehmen können. Zudem habe die Balkontür nicht den örtlichen Bauvorschriften entsprochen.

Oberlan­des­gericht verneint ebenfalls Schaden­er­satz­an­spruch

Das Oberlan­des­gericht Celle bestätigte die Entscheidung des Landgerichts und wies daher die Berufung des Klägers zurück. Ein Anspruch auf Schadensersatz bestehe nicht. Es fehle insofern an einem Reisemangel.

Ausreichende Markierung der Glasscheibe der Balkontür

Der Beklagten sei nach Auffassung des Landgerichts keine Verletzung ihrer Verkehrs­si­che­rungs­pflicht anzulasten. Eine solche ergebe sich nicht aus einer unzureichenden Markierung der Glasfläche der Balkontür. Es sei schon fraglich, ob überhaupt eine diesbezügliche Verpflichtung für einen Reiseveranstalter bestehe. Jedenfalls sei die Balkontür so markiert gewesen, dass für einen durch­schnittlich aufmerksamen Hotelgast erkennbar gewesen sei, dass das Türblatt der Balkontür aus einer Glasscheibe bestand. Dies gelte selbst dann, wenn die Markierung angesichts des Alters bzw. der Größe des Hotelgastes sich nicht auf Augenhöhe befinde.

Fehlender Vortrag zum Vorliegen örtlicher Bauvorschriften

Soweit der Kläger behauptete, dass die Balkontür nicht den örtlichen Bauvorschriften entsprochen habe, bemängelte das Oberlan­des­gericht, dass der Kläger nicht vorgetragen habe, dass es nach spanischen Recht überhaupt eine Vorschrift gebe, die bestimmte Anforderungen an Glastüren im Hotelzimmer regele. Es sei nicht Aufgabe des Gerichts zur prüfen, ob es solche Vorschriften gebe.

Quelle: Oberlandesgericht Celle, ra-online (vt/rb)

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